Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
84, Charing Cross Road

84, Charing Cross Road

Titel: 84, Charing Cross Road
Autoren: Helene Hanff
Vom Netzwerk:
lebt nebenan in Oakfield Court, Nr.  36 . Sie war ganz aufgeregt, als sie hörte, dass ihr Tischtuch den Atlantik überquert hat, und ich weiß, sie wäre entzückt zu hören, wie sehr Sie ihre Arbeit bewundern.
    Dass Sie uns mehr Eipulver schicken wollen, ist nett, doch wir haben noch etwas übrig, das uns für das Frühjahr reichen wird. In der Zeit zwischen April und September kommen wir gewöhnlich mit den Eiern gut zurecht, da ihre Rationierung für eine Zeit lang aufgehoben wird, und dann treiben wir mit den Konserven ein wenig Handel – wie einmal, als ich, für eine besondere Gelegenheit, eine Dose Eipulver gegen ein Paar Nylonstrümpfe eintauschte. Nicht ganz legal das Ganze, aber es hilft dabei, sich durchzuschlagen!
    Ich werde Ihnen in den nächsten Tagen Fotos meiner glücklichen Familie schicken. Unsere älteste Tochter wurde im letzten August zwölf, sie heißt Sheila und ist übrigens meine »Fertigtochter«, weil Frank seine erste Frau im Krieg verloren hat. Unsere Jüngste, Mary, wurde letzte Woche vier. Vergangenen Mai verkündete Sheila in der Schule, dass sie ihren Eltern eine Karte zum Hochzeitstag schicken werde, und erzählte den Nonnen – es ist eine Klosterschule –, dass wir seit vier Jahren verheiratet seien. Es nahm, wie Sie sich vorstellen können, ein bisschen Zeit in Anspruch, das zu erklären …
    Ich will mit allen guten Wünschen fürs neue Jahr schließen und insbesondere mit dem Wunsch, dass wir Sie bald in England begrüßen dürfen.
     
    Mit freundlichen Grüßen
    Nora Doel

36  Oakfield Court
    Haslemere Road
    Crouch End
    London, N. 8
    29 . Jan. 1952
    Sehr geehrtes Fräulein Hanff!
    Haben Sie vielen Dank für Ihren Brief. Wie freundlich von Ihnen, zu sagen, dass Ihnen das Tischtuch, das ich gemacht habe, so viel Freude bereitet hat. Ich wünschte nur, ich könnte mehr tun. Ich vermute, Frau Doel hat Ihnen gesagt, dass ich nicht mehr die Jüngste bin und nicht mehr so viel wie früher zu Stande bringe. Es ist für mich immer eine Freude, wenn meine Stücke in Hände von Menschen gelangen, die sie schätzen.
    Ich sehe Frau Doel fast jeden Tag, sie spricht oft von Ihnen. Vielleicht können wir uns sehen, wenn Sie nach England kommen.
     
    Nochmals mit bestem Dank und freundlichen Grüßen
    Mary Boulton

14  East 95
th
St.
    9 . Februar 1952
    Hör zu, Maxine –
    Ich habe gerade mit Deiner Mutter gesprochen, die sagt, dass die Vorstellung Deiner Ansicht nach nicht noch einen weiteren Monat läuft und dass Du zwei Dutzend Paar Nylonstrümpfe mitgebracht hast – tu mir also einen Gefallen. Sobald das Ende der Vorstellungen angekündigt wird, bring für mich bitte vier Paar in den Buchladen, gib sie Frank Doel und sag ihm, sie seien für die drei Frauen und Nora, seine Ehefrau.
    Deine Mutter sagt, dass ich dafür KEIN Geld beilegen soll; sie hat sie letzten Sommer im Ausverkauf bei Saks bekommen. Sie waren ganz billig, und sie wird sie dem Buchladen aus Anhänglichkeit zu Großbritannien stiften.
    Du wirst nicht glauben, was der Buchladen mir zu Weihnachten schickte. Ein irisches Leinentischtuch in der Farbe dicken Rahms, mit handgestickten altertümlichen Mustern von Blättern und Blumen, wobei jede Blume in einer anderen Farbe gearbeitet ist, in allen Schattierungen von sehr blass bis tiefdunkel – Du hast so etwas noch nie gesehen. Mein Klapptisch vom Trödel hat mit SICHERHEIT noch nie etwas Ähnliches gesehen. Das weckt in mir den Drang, meinen flatternden viktorianischen Ärmel zu schütteln und meinen grazilen Arm zu heben, um Tee aus einer imaginären georgischen Teekanne zu gießen – wir werden damit ein Stanislavskij-Stück aufführen, sobald Du zu Hause bist. Ellery bringt mir 250  Dollar pro Drehbuch. Wenn das bis Juni anhält, gehe ich vielleicht nach England und werde selbst in meinem Buchladen herumstöbern. Wenn ich mich traue … ich schreibe denen aus der sicheren Entfernung von 5000  Kilometern die unverschämtesten Briefe. Wahrscheinlich werde ich eines Tages dort hineinmarschieren und wieder hinausgehen, ohne ihnen gesagt zu haben, wer ich bin.
    Ich begreife nicht, warum Du diesen Lebensmittelhändler nicht verstanden hast. Er sagte nicht: erdige Äpfel, sondern Erdäpfel, was die einzige VERNÜNFTIGE Art der Bezeichnung für Kartoffeln ist. Kartoffeln wachsen in der Erde und sind deshalb Erdäpfel, was genau genommen der viel treffendere Name ist. Es liegt nur daran, dass Du von Sprache nichts verstehst.
     
    xxxx
    h.hanff,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher