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84, Charing Cross Road

84, Charing Cross Road

Titel: 84, Charing Cross Road
Autoren: Helene Hanff
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Jung-Etymologin
    P. S.: Deine Mutter macht sich heute Morgen tapfer auf, um sich eine Wohnung anzuschauen in der 8 th Avenue, Nähe 50 th Street, weil Du ihr gesagt hast, sie solle sich im Theaterviertel umsehen. Maxine, Du weißt ganz genau, dass Deine Mutter nicht gerüstet ist, sich auch nur IRGENDETWAS in der 8 th Avenue anzuschauen.

14  East 95
th
St.
    9 . Februar 1952
    Sie Faultier!
    Ich könnte hier KREPIEREN, ehe Sie mir auch nur irgendwas zu lesen schicken. Ich sollte geradewegs zu Brentano runterlaufen, und das würde ich auch tun, wenn nur etwas von dem, was ich haben will, lieferbar wäre.
    Sie dürfen Izaak Waltons »Lebensbeschreibungen« auf die Liste der Bücher setzen, die Sie mir nicht schicken. Es widerstrebt meinen Prinzipien, ein Buch zu kaufen, das ich nicht gelesen habe. Das ist so, als würde man ein Kleid kaufen, das man nicht anprobiert hat, aber Waltons »Lebensbeschreibungen« sind hier bei uns nicht mal in einer Bibliothek zu bekommen.
    Ansehen kann man sie, hier in der Zweigstelle in der 42 nd Street. Aber keine Ausleihe nach Hause!, sagte die Frau zu mir und schien richtig schockiert. Verschlingen Sie es hier, setzen Sie sich einfach in Zimmer 315 und lesen Sie das ganze Buch – ohne einen Kaffee, eine Zigarette oder frische Luft.
    Macht aber nichts, Quiller-Couch hat genug daraus zitiert, deshalb bin ich sicher, dass ich es mag. Alles, was er mochte, mag ich auch, außer es handelt sich um Romane. Ich kann mich nicht für Dinge interessieren, die Leuten, die nie gelebt haben, nicht zugestoßen sind.
    Was fangen Sie eigentlich den lieben langen Tag an mit sich? Setzen Sie sich ins Hinterzimmer des Ladens und lesen? Warum versuchen Sie nicht mal, jemandem ein Buch zu verkaufen?
     
    FRÄULEIN
Hanfff für Sie
    (Helene heiße ich nur für meine
FREUNDE )
     
     
    P. S. Sagen Sie den Mädchen und Nora, dass Sie um die Fastenzeit herum, wenn alles gut geht, Nylonstrümpfe bekommen.

MARKS & CO . – Buchhandlung
    84 , Charing Cross Road
    London, W.C. 2
    14 . Februar 1952
    Fräulein Helene Hanff
    14  East 95
th
Street
    New York 28 , New York
    USA
     
    Liebe Helene!
    Ich bin ganz Ihrer Meinung, dass es an der Zeit wäre, das »Fräulein« wegzulassen, wenn ich Ihnen schreibe. Ich bin wirklich nicht so unnahbar, wie Sie vielleicht versucht waren, zu glauben, aber da Kopien der Briefe, die ich Ihnen schrieb, in die Geschäftsakten kommen, schien mir die förmliche Anrede passender. Doch da dieser Brief nichts mit Büchern zu tun hat, wird es von ihm auch keine Kopie geben.
    Es ist uns ein Rätsel, wie es Ihnen gelungen ist, die Nylonstrümpfe aufzutreiben, die heute Mittag wie von Zauberhand bei uns eintrafen. Alles, was ich Ihnen sagen kann, ist, dass sie nach der Mittagspause auf meinem Schreibtisch lagen mit einer Notiz: »Von Helene Hanff«. Kein Mensch scheint zu wissen, wie und wann sie dorthin kamen. Die Mädchen waren höchst aufgeregt, und ich glaube, sie haben vor, Ihnen selbst zu schreiben. Ich bedaure, Ihnen sagen zu müssen, dass unser Freund Herr George Martin, der seit geraumer Zeit krank gewesen war, letzte Woche im Krankenhaus von uns gegangen ist. Er war viele Jahre für die Firma tätig, und deshalb sind wir nach seinem Tod und dem des Königs, der ebenfalls so plötzlich verstarb, im Moment wirklich eine Trauergemeinde.
    Ich habe keine Ahnung, wie wir uns jemals für Ihre vielen freundlichen Geschenke revanchieren können. Ich vermag nur eines zu sagen: Wenn Sie sich je entschließen, nach England zu reisen, wird ein Bett für Sie in der Oakfield Street, Nr.  37 , bereitstehen, so lange, wie Sie zu bleiben beabsichtigen.
     
    Mit besten Wünschen von uns allen
    Frank Doel

14  East 95
th
St.
    New York City
    3 . März 1952
    Ah, seien Sie gesegnet für die »Lebensbeschreibungen« von Walton. Unglaublich, dass ein 1840 erschienenes Buch sich hundert Jahre später in so tadellosem Zustand befindet. So weiche, handbeschnittene Seiten – ich bedaure den armen William T. Gordon, der 1841 seinen Namen in das Buch geschrieben hat, für seine offenbar lausige Nachkommenschaft – eine, die es fertig bringt, das Buch einfach so für nichts an Sie zu verkaufen. Junge, Junge, ich wäre liebend gern mit bloßen Füßen durch deren Bibliothek gelaufen, bevor sie sie verkauften.
    Es ist ein faszinierendes Buch – wussten Sie, dass John Donne mit der hochwohlgeborenen Tochter seines Vorgesetzten durchbrannte und dafür im Tower landete? Dort nagte er am Hungertuch und
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