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Halb verliebt ist voll daneben - Roman

Halb verliebt ist voll daneben - Roman

Titel: Halb verliebt ist voll daneben - Roman
Autoren: Lucy-Anne Holmes
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Ich kratzte den Karton aus. Dad verputzte den Rest Brandy-Butter, während er in Paul McKennas Buch Ich mach dich schlank las. Jahr für Jahr kaufe ich meinem Vater Diätbücher. Denn er kann diese Jahreszeit des Übermaßes besser genießen, wenn er sich mit dem Diät – und Fitnessplan beschäftigt, den er nach Neujahr in die Tat umzusetzen gedenkt.
    »Dich zu verköstigen, ist wirklich eine Freude, Simon«, erwiderte meine Mum lächelnd.

    Ich glaube, dass meine Mum und mein Dad Simon mehr liebten als ich. Und er erwiderte diese Liebe. Von ganzem Herzen.
    Bei der Zuteilung der Eltern hat Gott es gut mit mir gemeint. Meine sind reizend. Sie sind seit fast vierzig Jahren verheiratet. Ich glaube, der Erfolg ihrer Ehe liegt darin, dass sie beide über eine kleine Portion Wahnsinn verfügen, der sich prächtig mit dem des anderen ergänzt. So könnte man beispielsweise die ungezügelte Schwärmerei meines Vaters für Selina Scott und Katherine Jenkins für merkwürdig halten, solange man die pornografischen Schreie meiner Mutter nicht gehört hat, sobald Piers Morgan auf dem Fernsehschirm erscheint. Und einigen würde mit Sicherheit das mit Besessenheit betriebene tägliche Golfspiel meines Vaters auf die Nerven gehen. Aber meine Mutter nennt ihn einfach Golden Ball und döst mit der Zeitung auf dem Sofa ein, sobald er gegangen ist. Sie haben immer noch Spaß zusammen und halten Händchen, und nach dem Sonntagsbraten gibt’s ein Schmusetänzchen zu den Klängen der Drifters.
    Und ich dachte, zwischen mir und Simon würde es mal genauso sein. Wir würden einander zum Lachen bringen und der Welt die Stirn bieten. Ich sah es vor mir, wie wir voller Spaß und Abenteuer durchs Leben zogen und dann irgendwo in einem kleinen Bungalow mit einem Gemüsegarten alt wurden.
    »Mein Gott, ist das eine Wohltat, einmal kein braunes Gesicht und einen Kreis von zweitausend kreischenden Kindern in den Ohren zu haben«, seufzte ich, nachdem ich die Eiscremeschachtel ausgeschleckt hatte.
    »Also, Simon war ganz wunderbar zu den Kindern, die
gestern Abend hinter uns saßen, Sarah«, sagte meine Mutter in einem Ton, der andeuten sollte: »ER WIRD EIN GANZ HERVORRAGENDER DAD SEIN, LIEBES. LASS DIR GANZ SCHNELL EINEN DICKEN BAUCH MACHEN, DAMIT DU IHN NICHT VERLIERST.«
    »Hat er?«, sagte ich, denn sie sprach mich an, und in so einem Fall sollte man antworten.
    »Es waren liebe Kinder«, sagte Simon. »Sie waren nur nicht gut erzogen.«
    Meine Mutter gackerte, als wollte sie ein Ei legen.
    »Die hätten mal eine tüchtige Tracht Prügel gebraucht, wenn du mich fragst«, schnaubte mein Vater. »Haben mich ständig in den Rücken getreten.«
    »Du wärst ein reizender Dad«, sagte meine Mutter mit weiterem Gegacker in Richtung Simon.
    Simon strahlte. Ich erstarrte. Dad hüstelte, aber es könnte auch an der Brandy-Butter gelegen haben.
    »Wie findest du das Buch, Dad?«, sagte ich und wechselte geschickt das Thema.
    »Möchtest du denn Kinder haben, Simon?«, erkundigte sich meine Mutter, ohne auf mein Ausweichmanöver einzugehen.
    »Äh … ja … Val. Ich kann’s kaum erwarten.«
    Ich sagte nichts dazu. Ich schenkte mir nur noch ein Glas Wein ein, weil ich mich plötzlich viel zu nüchtern fühlte, und sprang auf, um die CD zu wechseln, weil durch einen göttlichen Scherz plötzlich When a Child Is Born lief.
    »Leg Katherine Jenkins auf«, sagte mein Dad und wurde bei der Aussicht auf Katherine Jenkins plötzlich munter.
    Ich gehorchte. Ich stand neben dem CD-Spieler und blätterte die makellosen Fotos von der walisischen Sängerin im CD-Booklet durch. Wetten, dass von dieser verdammten Katherine Jenkins keiner erwartete, dass sie Kinder warf. Das Ärgerlichste an dieser ganzen Babythematik war die Erwartung, dass ich eins bekam. Wäre ich nach Hollywood gegangen, um den Eamonn-Nigels-Film zu drehen, hätte mit Sicherheit keiner von mir erwartet, mit dem Brüten anzufangen.
    Ich bin immer gern eine Frau gewesen. Wir sind viel hübscher und klüger als die Männer, und unsere Klamottenläden stellen die ihren in den Schatten. Aber plötzlich wurde Frausein zum Problem. Ich hätte einfach sagen sollen: Mann, Leute, nicht so voreilig! Können wir nicht noch ein bisschen warten? Ich hab zwar nur einen Bohnenstängel gespielt, aber ich habe es noch nicht aufgegeben, in Zukunft was mit mehr Substanz zu bekommen! Also lasst uns Gespräche dieser Art vielleicht für ein bis fünf Jahre auf Eis legen!
    Ich frage mich, was passiert wäre, wenn ich
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