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Hackenholt 06 - Reichskleinodien

Hackenholt 06 - Reichskleinodien

Titel: Hackenholt 06 - Reichskleinodien
Autoren: Stefanie Mohr
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Leiche in Augenschein genommen hatten.
    Als die Kriminalisten nach einer Stunde noch nicht eingetroffen waren, war Hackenholt mit seiner Geduld am Ende. Er machte gerade Anstalten, aus dem Streifenwagen zu steigen, in den man ihn gesetzt hatte, als endlich zwei weitere Fahrzeuge den Feldweg entlangholperten.
    Mit einem Seufzer ließ sich der Hauptkommissar auf den Sitz zurücksinken und beobachtete die ebenfalls sehr jungen Kollegen, die sich nun mit den Schutzpolizisten unterhielten, während ein Mann, der offenbar zur Spurensicherung gehörte, in seine Schutzkleidung schlüpfte und sich dem Transporter näherte.
    Durch die geöffnete Autotür konnte Hackenholt die Unterhaltung der Polizisten mitverfolgen. Was sie über ihn, den vermeintlichen Zeugen, sagten, war wenig schmeichelhaft. Schlagartig wurde ihm bewusst, dass er diesmal auf der anderen Seite stand: Er war für die Beamten ein normaler Bürger, denn er hatte sie seinen Beruf nicht wissen lassen.
    Endlich kamen die beiden Kriminaler zum Streifenwagen herüber. Hackenholt stieg aus.
    »Sie sind derjenige, der den Toten gefunden hat?«, eröffnete die junge Ermittlerin das Gespräch, ohne sich ihm vorzustellen.
    Hackenholt nickte.
    »Wenn ich die Kollegen richtig verstanden habe, ist Ihnen das Fahrzeug bereits gestern aufgefallen?«
    Hackenholt nickte erneut.
    »Warum haben Sie dann nicht gleich die Polizei gerufen?«
    »Ich hatte keinen Grund zu der Annahme, dass etwas nicht stimmen könnte. Ich dachte, der Fahrer wäre nur mal kurz in die Büsche verschwunden.«
    »Und heute Morgen sind Sie zurückgekommen, um nach dem Rechten zu sehen?«, hakte nun der männliche Beamte nach. Er hatte es genauso wenig für nötig gehalten, seinen Namen zu nennen.
    »Nein, ich bin zufällig vorbeigekommen, weil ich mich im Wald verlaufen habe.«
    »Aha. Aber nachdem um die frühe Uhrzeit weit und breit niemand da war, der Sie hätte beobachten können, dachten Sie sich, Sie schauen mal nach, was der Transporter geladen hat. Es könnte ja etwas dabei sein, das Sie brauchen können.« Die Beamtin musterte ihn mit einem durchdringenden Blick.
    Hackenholt wurde rot und senkte den Kopf. Er wusste nicht, warum er das plötzliche Bedürfnis gespürt hatte, die Hecktür zu öffnen. Wahrscheinlich, weil er in einer Vision seiner eigenen Entführung gefangen gewesen war und überprüfen wollte, dass niemand im Stauraum lag. Aber das würde er der Dame mit Sicherheit nicht auf die Nase binden.
    »Ich wollte nachsehen, was sich im Transporter befand«, sagte er schließlich, »weil ich ein schlechtes Gefühl hatte und nicht, um mich an fremdem Eigentum zu vergreifen.«
    »Mit Ihrem unkorrekten Vorgehen haben Sie wahrscheinlich wichtige Spuren vernichtet. Es war äußerst dumm von Ihnen, die Autotür mit bloßen Händen anzufassen.« Die Beamtin klang nach wie vor schroff. »Sie hätten uns besser auf der Stelle verständigt.«
    Der Gedanke war Hackenholt auch schon durch den Kopf gegangen. Ändern konnte er es nicht mehr, und Einweghandschuhe hätte er sowieso nicht bei sich gehabt.
    »Haben Sie im Inneren etwas angefasst?«
    »Nur die Ecke der Matratze. Ich musste sie ein Stück anheben, um zu sehen, dass für den Mann jede Hilfe zu spät kam.«
    »Das hat man ja wohl gerochen. Dazu hätten Sie nicht auch noch an den Sachen herumfingern müssen.«
    »Es hätte Müll sein können, der so streng riecht«, verteidigte sich Hackenholt. »Wenn Sie Vergleichsspuren nehmen, können Sie meine problemlos eliminieren.«
    »Hört, hört! Wenn wir Vergleichsspuren nehmen. Da hat einer offenbar ein bisschen zu viel › CSI‹ im Fernsehen geschaut.«
    Unbewusst ballte Hackenholt seine Hände. Er ärgerte sich maßlos, aber er schwieg.
    Vielleicht war diese Erfahrung für ihn ganz gut – in Zukunft würde er sich besser in die Zeugen hineinversetzen können, mit denen er es zu tun hatte.
    »Den Toten selbst haben Sie aber nicht auch noch berührt?«
    »Nein, natürlich nicht«, presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen heraus.
    »Wir tun nur unsere Arbeit«, meinte plötzlich der andere Beamte. »Da brauchen Sie sich jetzt gar nicht so aufzuregen.« Offenbar war ihm Hackenholts Wut nicht entgangen. »Was machen Sie überhaupt in Bad Bocklet, wenn Sie eigentlich in Nürnberg wohnen?« Bedächtig drehte er Hackenholts Personalausweis, den ihm die Streifenbeamten übergeben haben mussten, zwischen den Fingern hin und her.
    »Wie Sie zweifellos den Angaben entnehmen können, die ich Ihren
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