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Hackenholt 06 - Reichskleinodien

Hackenholt 06 - Reichskleinodien

Titel: Hackenholt 06 - Reichskleinodien
Autoren: Stefanie Mohr
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davon wüsste. Sie hat ein paar komische Fragen gestellt.«
    »Tja, unser Schnurzelchen scheint mal wieder über alles Bescheid zu wissen, bevor es die eigentlich Betroffenen erfahren.« Nur mühsam konnte er ein Lachen unterdrücken. »Sie kann einem fast leidtun – den Spitznamen wird sie nie wieder los. Dafür werden Manfred und Ralph sorgen.«
    Sie waren am Ende des Wäldchens angekommen und bogen links in einen Feldweg ab, der sie nach wenigen hundert Metern zunächst zurück in den Forst und anschließend in einem Bogen nach Bad Bocklet führen würde. Hackenholt war in den vergangenen Wochen mehr als einmal hier entlanggejoggt. Nach ungefähr hundert Metern kamen sie an einem kleinen Waldparkplatz vorüber, auf dem ein weißer Transporter stand. Das Fahrerfenster war heruntergelassen, eine Nachrichtensprecherin plärrte die Staumeldungen in die Stille.
    »Hast du dich inzwischen entschieden?«, nahm Sophie das Gespräch wieder auf. »Wirst du ins K26 wechseln?«
    »Was wünschst du dir? Soll ich es tun?«
    Sophie stieß einen tiefen Seufzer aus. »Ganz ehrlich: Ich weiß es nicht.«
    »Siehst du, mir geht es genauso. Es gibt vieles, was dafür-, aber auch einiges, was dagegenspricht.«
    »Zum Beispiel?«
    »Einerseits wäre es natürlich eine neue Herausforderung. Andererseits bin ich mir nicht sicher, ob mir die Tätigkeit wirklich liegt. Ich wollte mich nie um eine Beförderung bemühen, wenn sie bedeutet, dass ich nicht mehr meine Arbeit machen kann. Nur am Schreibtisch sitzen …« Er blähte die Wangen auf. »Dann käme ich überhaupt nicht mehr raus und mit dem Bürger in Kontakt. Und Schnurzelchen und Co. würde ich wohl auch vermissen.«
    »Na, du hast ja noch Zeit, es dir zu überlegen. Vielleicht solltest du erst einmal mit der Wiedereingliederung beginnen und sehen, ob du Lust auf deine alte Arbeit bekommst.«
    Hackenholt schüttelte den Kopf. »Wenn ich wechsle, dann werde ich sofort eine Abordnung zum K26 beantragen und dort eine Weile hospitieren. Ins K11 gehe ich dann gar nicht mehr zurück.«

Sonntag
    Es war kurz nach fünf Uhr, als Hackenholt am Sonntagmorgen aufwachte. Zum ersten Mal seit drei Wochen hatte er schlecht geschlafen. Lag es am nächtlichen Gewitter, oder war es doch eher eine Reaktion auf das gestrige Treffen mit seinen Kollegen? Wollte ihm sein Unterbewusstsein signalisieren, dass er noch nicht so weit war, wie er glaubte?
    Wie er es für solche Fälle zu Beginn der Therapie gelernt hatte, stand er auf und zog seine Joggingsachen an. Eine Runde in der frischen Morgenluft würde ihn beruhigen und ihm beim Nachdenken helfen.
    Wie immer im Wald konzentrierte er sich auf die Geräusche, die ihn umfingen. Das Rauschen der Baumwipfel, das Zirpen der Grillen, das Zwitschern der Vögel. Seine Augen wanderten über die Äste und Blätter der Bäume, die Gräser und Ranken im Unterholz, die Lichtreflexe, die die aufgehende Sonne mit Licht und Schatten zauberte. Gierig sog er den Geruch des regenfeuchten Waldbodens ein.
    Obwohl Hackenholt seit jeher oft und gern joggen ging, erkannte er doch erst in den letzten Wochen den tieferen Nutzen für seine innere Ausgeglichenheit – fernab eines Runner’s High , dem Rausch der Euphorie, dem Glückskick, den Sportler während ihrer Höchstleistungen erreichten. Für ihn wurde es ein simples Mittel der Gegenwarts- und Problembewältigung.
    Wie sollte er das nur handhaben, wenn er wieder in Nürnberg war und mitten in der Stadt wohnte? Natürlich lag der Stadtpark nicht weit entfernt, und er verfügte sogar über eine ausgeschilderte Joggingstrecke, aber dort waren immer so viele Menschen unterwegs. Außerdem lief Hackenholt lieber auf weichem Waldboden als auf einem geteerten Weg. Sollte er Sophie überreden, einen Kompromiss zwischen einem Haus in der Pampa und der Stadtmitte zu finden?
    Plötzlich blickte er auf. Ohne es bewusst wahrzunehmen, hatte er wohl an einer der Abzweigungen einen anderen Weg eingeschlagen als sonst. Nun war er am Waldrand angelangt und musste sich erst einmal orientieren. Nach einem Augenblick entdeckte er in der Ferne einen Gebäudekomplex, den er von einem seiner Ausflüge mit Sophie kannte. Offenbar war er heute die ganze Zeit geradeaus gelaufen und nicht wie sonst nach rechts abgebogen. Einen Moment erwog er, kehrtzumachen und einfach zurückzugehen, um auf seine übliche Route zu kommen, doch dann beschloss er, die Strecke entlang der Äcker zu nehmen.
    Er folgte dem Feldweg, der sich dicht an den Kiefern
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