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Hackenholt 06 - Reichskleinodien

Hackenholt 06 - Reichskleinodien

Titel: Hackenholt 06 - Reichskleinodien
Autoren: Stefanie Mohr
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entlangschlängelte und voller Pfützen war. Ein paar Minuten später kam Hackenholt zu der Stelle, an der er gestern mit Sophie in den Forst abgebogen war. Er zögerte einen Augenblick, blieb dann jedoch auf dem Schotterweg. Warum sollte er nicht von hier ab die Strecke in umgekehrter Richtung rennen, die sie am Vortag spaziert waren? Sicher war es um diese Uhrzeit noch herrlich einsam im Kurpark.
    Mit einem Mal bemerkte Hackenholt, dass von irgendwoher Musik an sein Ohr drang. Je weiter er lief, desto deutlicher hörte er sie. Er seufzte in sich hinein. Offenbar hatte er doch die falsche Entscheidung getroffen – so viel Lärm am frühen Morgen war ihm zuwider.
    Er joggte um eine Biegung, und im nächsten Moment sah er die Lärmquelle: Der Transporter, an dem sie gestern schon vorbeigekommen waren, stand nach wie vor auf dem kleinen Parkplatz. Das Fahrerfenster war immer noch heruntergelassen, und das Dröhnen des Autoradios erschien in der morgendlichen Stille umso lauter. Hackenholt drosselte im Näherkommen sein Tempo, bis er schließlich einige Meter von dem Fahrzeug entfernt stehen blieb.
    Wie aus dem Nichts überfiel ihn eine Eiseskälte. Bilder vom letzten Dezember schoben sich vor die morgendliche Szene: Ahnungslos war er die Uffenheimer Straße entlanggefahren, bis er neben der vermeintlichen Zivilstreife hielt. Noch während er die Zündung aus- und die Warnblinker einschaltete, kam eine gegen die nächtliche Kälte dick eingemummte Person auf ihn zu. Dann ging alles ganz schnell. Ein Mann riss die Beifahrertür auf. Kaum wandte er sich ihm erschrocken zu, schlug der andere ihm die Taschenlampe auf den Kopf. Als er wieder zu sich kam, lag er gefesselt und geknebelt im Laderaum eines Transporters …
    Trotz der morgendlichen Kühle stand Hackenholt der Schweiß auf der Stirn. Sein Atem ging stoßweise, und er zitterte am ganzen Körper. Immerhin musste er sich nicht mehr übergeben wie zu Beginn der Therapie, als sie diese Erinnerung aufzuarbeiten begannen. Er holte tief Luft und ging langsam auf das Fahrzeug zu. Irgendetwas stimmte hier nicht. Niemand stellte ein Auto mit heruntergelassener Scheibe und laufendem Radio an einem derart entlegenen Ort ab, wenn er sich nicht in unmittelbarer Nähe befand. Schon gar nicht über Nacht und bei Regen.
    Bedächtig ging Hackenholt um den Mercedes herum. Der Sprinter hatte ein Hamburger Kennzeichen und war ein älteres Modell mit diversen Dellen sowie ein paar Rostflecken oberhalb der Radkästen. Ein typisches Handwerkerfahrzeug, sah man davon ab, dass keinerlei Firmenlogo auf der Seite oder an den Hecktüren angebracht war. Schließlich blieb Hackenholt neben der Beifahrertür stehen. Durch das Fenster sah er den Schlüssel im Zündschloss stecken. Ansonsten schien die Fahrerkabine leer zu sein. Keine Tasche lag im Fußraum, keine Zeitung hinter der Windschutzscheibe und auch keine Jacke und kein Pullover auf dem Beifahrersitz.
    Noch einmal ging Hackenholt um das Fahrzeug herum und musterte es, aber er fand keine Anhaltspunkte, welcher Firma der Wagen gehörte. Zu guter Letzt blieb er vor der Hecktür stehen. Nach kurzem Zögern legte er die Hand auf den Griff. Er war nicht sonderlich verwundert, als er merkte, dass die Tür nicht abgeschlossen war. Sobald er sie einen Spaltbreit geöffnet hatte, quoll ihm ein unangenehmer Geruch entgegen. Ein Teil in ihm wollte sie angeekelt sofort wieder zuschlagen, ein anderer zwang ihn, sie vollends zu öffnen.
    Vor ihm offenbarte sich ein Durcheinander von Möbeln. Eine Matratze hing schief in den Raum, seitlich stand eine niedrige Kommode, Bretter lagen dazwischen und darunter, Kartons standen kreuz und quer im Inneren, manche waren geöffnet und die darin befindlichen Kleidungsstücke herausgerissen. Direkt vor ihm lag ein zerbrochener Bilderrahmen schräg auf einem Umzugskarton. Dahinter erblickte er einen Turnschuh, aus dem ein Strumpf und ein behaartes Bein ragten.
    Mit einer Hand drückte Hackenholt die Matratze vorsichtig hoch, bis er den Toten sehen konnte. Dann ließ er sie wieder los, drehte sich wie ferngesteuert um und schaffte es gerade noch, zwei Schritte zur Seite zu gehen, bevor er sich erbrach.
    Es dauerte keine Viertelstunde, bis die erste Streife aus Bad Kissingen vor Ort war. Nachdem sich die beiden jungen Beamten von der Richtigkeit der Angaben überzeugt hatten, bestanden sie darauf, dass Hackenholt wartete, bis die nachalarmierten Kollegen des Kriminaldauerdiensts aus Schweinfurt den Transporter und die
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