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Hackenholt 06 - Reichskleinodien

Hackenholt 06 - Reichskleinodien

Titel: Hackenholt 06 - Reichskleinodien
Autoren: Stefanie Mohr
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Verbindungen spielen lassen und deine Kollegen eingeschaltet. Sie sind zu Felix Kurz’ Wohnung gefahren, um nachzusehen, ob sie irgendetwas Verdächtiges ausmachen konnten. Dem war aber nicht so. Deshalb haben sie eine Handypeilung veranlasst. Ab jetzt wird es merkwürdig: Der junge Mann war schon kurz vor Bad Brückenau, als er sein Handy ausgeschaltet hat. Das nächste Signal kam dann sechs Stunden später – und zwar wieder aus Nürnberg.«
    »Mit wem hast du gesprochen?«
    Zögner griff nach einem Blatt Papier. »Manfred Stellfeldt. Er war wirklich erschüttert und wäre am liebsten sofort hergekommen. Ich glaube, er hat mir gefühlte dreihundertmal gesagt, ich soll dich behutsam befragen.«
    Hackenholt lächelte. »Dann lass uns anfangen.«
    Der Schweinfurter Hauptkommissar rief eine Eingabemaske in seinem Computer auf, erfasste zunächst Hackenholts Personalien im Zeugenvernehmungsbogen, dann die Schilderung, was der Nürnberger Kollege am Morgen wie, wo, wann und warum getan hatte.
    Erst als Hackenholt berichtete, wie er den malträtierten Körper des gefesselten Mannes fand, geriet er ins Stocken. Er wusste, er konnte Zögner nichts vormachen. Die ganze Zeit war seine Stimme ruhig und sachlich geblieben, doch nun begann sie zu zittern. Für Sekundenbruchteile sah er aus dem Fenster auf das sonnenbeschienene Nachbargebäude, dann räusperte er sich und beendete seine Schilderung damit, dass er sich weggedreht und übergeben habe.
    »Manchmal verlangt uns unser Beruf ganz schön viel ab, nicht wahr? Mehr als wir uns oftmals eingestehen wollen.« Auch wenn es als Frage formuliert war, legte Zögners Tonfall nahe, dass es eine Feststellung war, auf die er keine Antwort erwartete.
    »Bislang hatte ich damit eigentlich keine Probleme. Es sind die Umstände, wie der junge Mann zu Tode kam.« Hackenholt holte tief Luft. »Ich habe selbst unlängst schlechte Erfahrungen mit einem Transporter gemacht.«
    »Bist du der Kollege, der im Dezember entführt wurde?«
    Hackenholt nickte.
    »Da hat es das Schicksal aber auch nicht sonderlich nett mit dir gemeint.« Zögner deutete auf eines der gerahmten Bilder, die auf dem Fenstersims standen. Es zeigte einen jungen, lächelnden Mann. »Mein Sohn ist vor sieben Jahren in New York getötet worden. Er war Arzt und zu einem Kongress nach Washington eingeladen. Danach hat er noch ein paar Tage Urlaub drangehängt – es sollte eine Shoppingtour mit seiner Frau werden. Sie ist extra dafür rübergeflogen. Als sie am zweiten Abend in ihr Hotel zurückgingen, haben sich rivalisierende Jugendbanden eine Schießerei geliefert. Er wollte einem Verletzten, der mitten auf der Straße lag, Erste Hilfe leisten. Dabei wurde er von einem Polizisten erschossen. Er war sofort tot.« Zögner schnitt eine Grimasse. »Da fragt man sich doch, was man in dem Job eigentlich macht.«
    Erschrocken starrte Hackenholt ihn an. Einen solchen Schicksalsschlag musste man erst einmal wegstecken.
    »Ich habe damals meine Wut in Alkohol ertränkt«, fuhr Zögner mit leiser Stimme fort. »Eines Abends kam ich sternhagelvoll aus der Kneipe, setzte mich in mein Auto und fuhr nach Hause. Auf der Landstraße bin ich in einem Waldstück von der Fahrbahn abgekommen, gegen einen Baum geknallt und die Böschung runtergeschleudert. Dabei wurde ich in meinem Wagen eingeklemmt. Die Feuerwehr musste mich rausschneiden. Mein linkes Bein hatte einen Trümmerbruch.« Er machte eine kurze Pause. »Es dauerte allerdings vier Stunden, bis mich jemand in dem Wrack fand. In dem Moment war das eine verdammt lange Zeit. Ich habe geschrien, getobt, geflucht und die ganze Welt zum Teufel gewünscht. Irgendwann verlor ich die Hoffnung und habe geglaubt, ich würde dort unten elendig verrecken. Als es hell wurde und plötzlich ein Kollege von der Streife neben meinem Fenster aufgetaucht ist, wurde mir klar, dass das eine Warnung von ganz oben war.« Zögner deutete mit dem Daumen in Richtung Himmel.
    Hackenholt schluckte hart. »Chapeau, da kann ich nur den Hut ziehen.«
    »Felix Kurz hatte nicht so viel Glück wie wir. Deswegen werde ich alles daransetzen, die Typen zu kriegen, die das getan haben.«
    »Gibt es schon irgendwelche Anhaltspunkte?«
    »Nein, allenfalls eine Vermutung: So brutal, wie die Täter mit dem Jungen umgesprungen sind, könnte es sich um Osteuropäer handeln. Du kennst doch die marodierenden Gruppen, die für einen Beutezug über die Grenze kommen und danach schnell wieder verschwinden. Bislang wissen wir
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