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Gwydion 01 - Der Weg nach Camelot

Titel: Gwydion 01 - Der Weg nach Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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nahm er den nächsten Stein auf. Für einen Moment wurde ihm schwarz vor Augen und er stürzte. Doch er lag nicht lange. Kräftige Arme hoben ihn hoch und stellten ihn auf die Beine. Mit letzter Kraft hob er einen Stein auf.
    Nur diesen einen noch, dachte er und wollte wieder zur Mauer laufen, doch er stolperte über seine Füße und fiel der Länge nach hin. Dabei schlug er mit dem Kinn auf den Stein und biss sich auf die Zunge. Der Schmerz, der daraufhin sein Bewusstsein erfüllte, mobilisierte die letzten Kräfte. Er spuckte einen Mund voll Blut aus, stand auf und lief weiter.
    Irgendetwas stimmt nicht, dachte er benommen. Wieso hörte er in seinem Kopf unentwegt dieses Donnern? Hatte er sich bei dem Sturz doch schlimmer verletzt? Doch dann merkte er, dass auch die anderen es hörten.
    Die Sachsen waren am Tor und versuchten es mit ihrem Rammbock aufzubrechen! Und die Mauer war noch immer nicht hoch genug!
    Jemand versetzte ihm von hinten einen solch heftigen Schlag, dass er wie eine Puppe durch die Luft segelte und stöhnend liegen blieb.
    „Schlafen kannst du, wenn du tot bist!“ Der Schein der Feuer spiegelte sich in Sir Kays weit aufgerissenen Augen. Hände und Unterarme bluteten von den vielen Steinen, die er selbst geschleppt hatte. Irgendeine übermenschliche Kraft musste ihn antreiben.
    Wie in Trance stand Gwyn auf, um sich noch einen Stein zu holen. Hinter ihm mischte sich das Donnern mit dem Geräusch von splitterndem Holz. Gwyn, der seltsamerweise bisher keine Angst verspürt hatte, wurde nun von einer namenlosen Panik erfasst. Zwar hörte er, wie einige Männer versuchten, das Tor mit Balken abzustützen, um mehr Zeit zu gewinnen, aber er ahnte, dass dies vergebens sein würde.
    Er wusste nicht mehr, wie oft er zwischen den Resten des Badehauses und der Mauer hin- und hergelaufen war, als das Tor endgültig brach. Mit einem lauten Siegesschrei drangen die Sachsen in die Burg, doch aus dem Triumphgeheul wurden Rufe des Erstaunens und der Wut, als sie sich der Mauer gegenübersahen. Dann fiel das Gitter hinter ihnen und die feindlichen Krieger waren gefangen.
    Mit einem Schlag war alles vorbei.
    Für einen Augenblick herrschte eine unwirkliche Ruhe. Die Angreifer waren überrascht, dass sie offensichtlich in eine Falle geraten waren, und die Verteidiger konnten ihr Glück nicht fassen, so schnell war es gekommen. Die Mauer war hoch genug. Und sie hielt. Der Rest der Angreifer, die so jäh von ihren Anführern abgeschnitten worden waren, stand rat- und führerlos vor den Mauern der Burg.
    König Artur zog Excalibur aus der Scheide und reckte das Schwert in die Höhe. Mehr tat er nicht, um den Sieg zu verkünden. Mit einem Mal brach ein unbeschreiblicher Jubel aus. Gwyn, der noch immer taub vor Erschöpfung war, sank kraftlos zu Boden und weinte wie noch nie in seinem Leben.
    Rowan kam auf ihn zugestürzt und packte ihn am Rock. „Dein gottverdammter Plan hat funktioniert!“, rief er mit tränenerstickter Stimme und umarmte ihn. „Er hat funktioniert!“, wiederholte er immer wieder. Dann kamen Cecil und Orlando, auch sie waren überwältigt von diesem Moment und wussten nicht, ob sie lachen oder heulen sollten.
    Gwyn sah, wie Artur vom Wehrgang hinunterstieg und seine Ritter beglückwünschte. Für einen kurzen Moment trafen sich ihre Blicke. Der König hielt inne und lächelte ihn an, dann ging er hinauf in die große Halle. Gwyn begann daraufhin schon wieder zu heulen, doch mittlerweile war es ihm egal, was die anderen dachten.
    „Gwydion Griflet“, sagte Merlin, der auf einmal neben ihm stand. „Die Schweinehirten Cornwalls scheinen aus einem ganz besonderen Holz geschnitzt zu sein.“
    Er sah, wie die Bogenschützen die noch immer verdutzten Sachsen in Schach hielten. „Was wird mit ihnen geschehen?“, fragte er. „Wird man sie…“
    „Töten? Nein. Zuerst werden sie entwaffnet und dann schicken wir sie wieder zurück, wo sie hergekommen sind. Diejenigen, die bleiben wollen, dürfen das allerdings gerne tun. Die Gegend hier ist nur dünn besiedelt und wir können immer tüchtige Bauern gebrauchen.“ Er schaute Gwyn fragend an. „Wieso fragst du? Hast du vielleicht einen anderen Vorschlag?“
    „Nein“, sagte Gwyn verwirrt. „Aber ehrlich gesagt, habe ich mir auch noch nie Gedanken um Gefangene machen müssen.“
    „Hätte Mordred gesiegt, so würde keiner von uns den nächsten Tag erleben. Erinnerst du dich daran, als wir uns seiner Burg genähert haben? In seinem Reich herrschten

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