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Gwydion 01 - Der Weg nach Camelot

Titel: Gwydion 01 - Der Weg nach Camelot
Autoren: Peter Schwindt
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„Bei solch einem schwermütigen Trauerkloß würde selbst ich die gute Laune verlieren.“
    „Hahaha“, erwiderte Cecil trocken. „Aber im Ernst: Merlin hat Kenntnis von Dingen, die du dir mit deiner armseligen Fantasie noch nicht einmal vorstellen kannst.“
    Orlando nickte zustimmend. „Eben. Und das macht mir Angst. Nicht Artur ist der Herr auf Camelot, sondern dieser undurchsichtige Druide. Hast du eine Ahnung, wie alt er ist? Er hat schon Arturs Vater Uther Pendragon in seinem Kampf gegen König Vortigern zur Seite gestanden, und das muss fast hundert Jahre her sein!“ Orlando schaute Gwyn ernst an. „Merlin hätte nie so lange überlebt, wenn er tatsächlich der freundliche alte Mann wäre, der er zu sein vorgibt. Er ist ein Strippenzieher, und zwar einer der übelsten Sorte. Nimm dich in Acht vor ihm.“
    „Ich glaube, du solltest dich lieber vor mir in Acht nehmen, Orlando Esclados.“ Wie aus dem Nichts war Sir Kay aufgetaucht und riss den Knappen wie einen nichtsnutzigen Rotzjungen an seinem Ohr hoch. „Späher haben berichtet, dass Mordred sein Heer sammelt. Noch in dieser Nacht wird der Angriff stattfinden und du sitzt hier, als ginge dich das alles nichts an!“
    Erst jetzt bemerkte Gwyn die Unruhe, die sich wie ein Feuer verbreitete und jeden erfasste. Er sah, wie Guinevra hastig die Frauen und Kinder über die Treppe in die große Halle führte, um sie dort in Sicherheit zu bringen. Aileen war nirgends zu sehen. Wahrscheinlich hatte sie Artur zu ihrem eigenen Wohl in ihre Gemächer verbannt.
    Die Anstrengungen zum Bau der Mauer wurden verdoppelt. Selbst die Ritter, die nicht allzu schwer verletzt waren, legten nun Hand an, während Artur und Merlin auf ihrem Beobachtungsposten hinaus in die Nacht spähten.
    Gwyn und die anderen Knappen schleppten Steine ohne Unterlass. Vom Badehaus standen mittlerweile nur noch die Fundamente. Da der Mörtel niemals rechtzeitig trocknen würde, begann man, das Dach der Schmiede abzutragen, um deren Balken und Bohlen als Stützen zu benutzen.
    Plötzlich hörten sie das klagende Dröhnen eines Horns.
    „Sie kommen!“, schrie eine Stimme.
    „Weiter, weiter, weiter!“, brüllte Sir Kay, als die Knappen mit ihrer Arbeit innehielten.
    „Die Bogenschützen sollen ihre Stellung beziehen!“, rief König Artur hinab.
    Ein Teil der Männer, die beim Mauerbau mitgeholfen hatten, griffen nun zu ihren Waffen und eilten die Treppe zum Wehrgang hinauf, unter ihnen auch Sir Tristan.
    „Verdammt“, brüllte Cecil. „Von hier unten sieht man überhaupt nichts!“
    Jetzt erschallten die Hörner der Sachsen. Und dann hörten sie das tausendstimmige Grölen des Feindes, unterlegt von einem gleichmäßigen Hämmern.
    „Was ist das?“, fragte Gwyn ängstlich.
    „Ihr Kriegsschrei“, antwortete Rowan. „Um Angst und Schrecken unter ihren Feinden zu verbreiten, schlagen sie mit den Schwertern auf ihre Schilde.“
    „Obwohl ich es in den letzten Tagen so oft gehört habe, geht es mir immer noch durch Mark und Bein“, sagte Cecil und schüttelte sich vor Grauen.
    „Ich habe gesagt, ihr sollt arbeiten“, brüllte Sir Kay. In seinen Augen blitzte eine rasende Wut. „Wer noch ein Wort sagt, den werde ich eigenhändig mit meinem Schwert niederstrecken.“
    Gwyn erkannte bestürzt, dass es dem Hofmeister mit dieser Drohung ernst war. Er rannte los. Stein um Stein schleppte er vom abgebrochenen Badehaus zur Mauer. Sein Rücken schmerzte und immer wieder versagten ihm die Beine den Dienst, und dennoch wuchs die Mauer nur quälend langsam.
    Auf den Zinnen entzündeten die Schützen ihre Pfeile und legten an.
    „Feuer!“, rief Artur und die Geschosse flogen wie Sternschnuppen in den Nachthimmel.
    Dann schien es, als würde mitten in der Nacht die Sonne aufgehen, denn jenseits der Mauern brannten nun riesige, Funken stiebende Feuer. Den Schreien nach zu urteilen, mussten einige der Sachsen den Pechgräben zu nahe gekommen sein. Gwyn versuchte nicht hinzuhören, sondern lief zum Badehaus, um einen weiteren Stein zu holen. Um ihn herum schlugen Pfeile ein, doch er achtete nicht weiter darauf. Er hob den nächsten Brocken auf und lief zurück. Nun sah er, wie die Bogenschützen in einer aberwitzigen Geschwindigkeit ihre Pfeile verschossen, sodass die für den Nachschub verantwortlichen Männer kaum nachkamen, neue Bündel zu verteilen.
    Gwyn drehte wieder um und taumelte erschöpft zurück. Die Luft brannte in seinen Lungen, Beine und Arme waren schwer wie Blei. Atemlos keuchend
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