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Gwydion 01 - Der Weg nach Camelot

Titel: Gwydion 01 - Der Weg nach Camelot
Autoren: Peter Schwindt
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standen, war das Zelt leer, niemand war da! Erleichtert erlaubte er seinem Körper, sich zu entspannen. Gleichzeitig war er aber auch ein wenig verärgert. Wo hatte der Kerl Aileen versteckt?
    Dann hörte er das Schluchzen.
    „Aileen? Bist du das?“, flüsterte er.
    „Gwyn?“, kam es fassungslos zurück.
    Jetzt sah er die Prinzessin, die zusammengekauert in einer dunklen Ecke saß.
    „Um Himmels willen, was ist mit deinem Gesicht passiert?“, fragte er entsetzt.
    Aileens linke Gesichtshälfte war ein einziger blauer Fleck, wobei das Auge schwarz unterlaufen und komplett zugeschwollen war. „Ich habe mich noch nicht im Spiegel gesehen, aber so wie ich mich fühle, muss es schrecklich aussehen.“
    „Was ist geschehen?“, sagte Gwyn und löste hastig ihre Fesseln.
    „Nachdem mich mein Vater so liebevoll in die Arme geschlossen hat, habe ich ihn gebeten, Camelot nicht anzugreifen und Artur zu schonen.“ Sie strich sich vorsichtig über die lädierte Wange. „Nun, das war seine Antwort. Er fing an zu toben und brüllte mich an, ich solle mich nie wieder in seine Angelegenheiten mischen. Und dann sagte er plötzlich, ich solle ihm meine Treue zu ihm beweisen und ihm verraten, wie ich aus Camelot herausgekommen bin. Und als ich mich weigerte, hat er…“ Jetzt konnte sie Tränen nicht mehr zurückhalten. „Gwyn, dieser Mann ist wahnsinnig! Seine Launen sind unberechenbar! Mal ist er ruhig und besonnen, doch schon beim kleinsten Anlass ist er aufbrausend und jähzornig. Ständig führt er Selbstgespräche, als unterhielte er sich mit jemandem, der nur in seiner Einbildung existiert.“
    Gwyn nahm Aileen in die Arme. „Komm, wir verschwinden von hier. Lass uns nach Hause gehen.“
    „Ihr Zuhause ist hier, an meiner Seite!“
    Gwyn wirbelte herum. „Mordred!“
    Der Mann, der im Zelteingang stand, breitete lachend die Arme aus. „Ja, der Wahnsinnige höchstselbst.“ Er kniff die Augen zusammen und musterte Gwyn. „Ich glaube, wir sind uns schon einmal begegnet.“
    Gwyns Haltung straffte sich. „Ja, ich bin Sir Urfins Knappe“, sagte er mit fester Stimme, obwohl er vor Angst am liebsten davongelaufen wäre.
    Mordred schnippte mit dem Finger. „Richtig. Du bist sein Laufbursche.“ Mit einem kräftigen Tritt kippte er den Tisch um. Seine Augen glühten auf einmal vor Hass. „Ihr habt Merlin und Humbert befreit, bevor sie ihre Geheimnisse preisgeben konnten, und dabei meine Burg in Schutt und Asche gelegt“, zischte Mordred wütend, woraufhin Gwyn einen Schritt zurückwich und über Aileens Beine stolperte.
    Er packte Gwyn am Kragen und riss ihn ohne erkennbare Anstrengung hoch. „Und jetzt glaubst du Zwerg, du könntest im Alleingang meine Tochter stehlen?“ Mordred schüttelte ihn und lachte höhnisch.
    „Ich bin nicht alleine“, flüsterte Gwyn heiser, denn der Kragen schnürte seine Kehle ein. „Sir Urfin und Sir Kay warten draußen. Wenn ich nicht bald wieder herauskomme, werden sie Euch töten.“
    Mordred zog den Kragen weiter zu. „Beleidige meine Intelligenz nicht, Bursche. Du bist allein hierher gekommen!“ Gwyn konnte nur noch röcheln. Seine Beine zappelten in der Luft.
    „Lass ihn leben, Vater!“, rief Aileen flehend. „Er ist keine Gefahr für dich!“
    Verzweifelt versuchte sich Gwyn zu befreien. Mit einem hässlichen Ratschen zerriss plötzlich sein Hemd und das silberne Medaillon, das er um den Hals trug, kam zum Vorschein.
    Sofort lockerte Mordred den Griff und seine Augen weiteten sich vor Schrecken. „Das Einhorn“, hauchte er fassungslos und ließ Gwyn fallen, der hustend nach Atem rang. „Das Einhorn, das den Drachen töten wird.“
    Ohne Vorwarnung griff Mordred nach seinem Schwert, zog es mit einer raschen Bewegung aus der Scheide und holte zu einem tödlichen Hieb aus. Doch der sollte nicht folgen, denn bevor er das Schwert herabsausen lassen konnte, hatte ihn seine Tochter mit einem der schweren Kerzenleuchter niedergeschlagen.
    „Wir müssen von hier verschwinden“, flüsterte sie und half Gwyn auf die Beine. „Dein Befreiungsplan ist vorzüglich aufgegangen. Hoffen wir, dass dein Fluchtplan genauso gut ist.“
    „Ich habe keinen Fluchtplan“, gab Gwyn kleinlaut zu und rieb sich den Hals.
    „Das habe ich mir gedacht“, sagte Aileen. Sie hörten, wie sich von draußen Stimmen näherten. „Also verschwinden wir so, wie du gekommen bist.“
    Gemeinsam krochen sie unter der Zeltwand durch. „Da steht Mordreds Pferd!“
    „Das wird uns nicht viel helfen“,
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