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Gwydion 01 - Der Weg nach Camelot

Titel: Gwydion 01 - Der Weg nach Camelot
Autoren: Peter Schwindt
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voller hutzliger Kohlköpfe auf. „Wenn du etwas zu essen suchst, muss ich dich enttäuschen. Artur hat selbst den letzten Apfel rationiert.“
    „Merlin schickt mich. Er will eine Liste der verbliebenen Vorräte haben“, log Gwyn.
    „Aber die habe ich ihm doch heute Morgen erst zukommen lassen!“, antwortete Arnold wütend.
    „Er hat sie nicht erhalten“, sagte Gwyn.
    „Wenn man sich nicht selbst um alles kümmert… Sag ihm, ich werde sie ihm nachher bringen.“
    „Merlin will sie jetzt!“
    Arnold ließ wütend den Korb wieder fallen. „Als hätte ich nicht schon genug zu tun“, fluchte er und verschwand.
    Gwyn schaute sich hastig um. Hinten in der Ecke war die Tür zum alten Vorratsraum, die nicht mehr benutzt wurde. Er nahm eine Kerze vom Tisch, entzündete sie an einer Feuerschale, schob den Riegel beiseite und huschte hinein.
    Leise schloss er die Tür und stellte die Kerze auf einen Sims. Der Eingang zum Geheimgang musste hier irgendwo sein. Er räumte vorsichtig einige leere Kisten beiseite, die sich in einer Ecke stapelten. Dann sah er die Luke. Sie war nicht besonders groß, vielleicht zweimal zwei Fuß, und schloss bündig mit dem Fußboden ab. Gwyn rechnete damit, dass die Scharniere quietschen würden, doch jemand musste sie geölt haben. Der Deckel ließ sich leicht und lautlos anheben. Er nahm die Kerze und stellte die Kisten wieder an ihren alten Platz. Dann kletterte er hinab.
    Die Luft war frisch und keineswegs so muffig, wie Gwyn erwartet hatte. Von irgendwoher blies ein steter Luftstrom, sodass Gwyn seine Hand schützend vor die Flamme halten musste. Er lief gebückt ein kleines Stück geradeaus, bis er einen Quergang erreichte. Plötzlich hörte er von links Stimmen. Urfin hatte ihm zwar gesagt, dass er sich ab hier rechts halten sollte, doch Gwyn war einfach zu neugierig.
    Ein feiner Lichtstrahl, der durch ein Loch in der Mauer in den Gang fiel, wies ihm den Weg. Er stellte die Kerze auf den Boden und schaute hindurch.
    Vor ihm breitete sich die große Halle aus, in der normalerweise Bankette stattfanden und Artur und Guinevra Hof hielten. Gwyn hielt die Luft an. Er musste sich direkt hinter König Arturs Stuhl befinden! Königin Guinevra saß bei Hewitt, dessen Zustand sich in der Nacht dramatisch verschlechtert hatte, und redete beruhigend auf ihn ein. Mit einem feuchten Tuch kühlte sie die Stirn des Jungen, der im Fieber zu fantasieren schien. Katlyn war gerade dabei, den durchgebluteten Verband zu wechseln. Und Gwyn konnte jedes Wort verstehen, das gesprochen wurde! Mit einem Mal hatte er das Gefühl, sich an einem Ort zu befinden, an dem er unter keinen Umständen hätte sein dürfen und er fragte sich, wer noch alles von dieser geheimen Passage wusste. Artur und Merlin ganz bestimmt. Urfin auch, immerhin hatte Gwyn von ihm diese Information. Aileen musste sie irgendwann einmal entdeckt haben, als sie aus Langeweile Camelot durchstreift hatte. Gwyn kam wieder ihre erste Begegnung in den Sinn, als er sie und ihre Zofe vor dem wilden Eber gerettet hatte. Also kannte auch Katlyn dieses Geheimnis.
    Gwyn hielt die Kerze hoch und untersuchte den Gang genauer. Wenn er weiterschlich, würde er zum Westturm gelangen, wo sich der Kerker befand und in dem die Ritter ihre Quartiere hatten. Ihm lief es kalt den Rücken hinunter. Die Feinde Camelots würden ihn für dieses Wissen töten, dessen war er sich sicher. Was würde geschehen, wenn sie ihn erwischten? Gwyn schob den Gedanken daran beiseite.
    So lautlos wie möglich kehrte er an die Abzweigung zurück und folgte dem Weg, den Urfin ihm beschrieben hatte. Als er an der Schmiede vorbei war, sah er, wie ein kleiner, mit Kreide markierter Seitenweg abzweigte. Gwyn hielt einen Moment inne, dann siegte seine Neugier und er beschloss, noch einmal einen kleinen Umweg zu nehmen. Nach wenigen Fuß musste er an eisernen Sprossen einen Schacht hinabklettern, was sich als ziemlich schwierig entpuppte, denn er hatte wegen der Kerze nur eine Hand frei. Er fragte sich, wie Aileen es so schnell geschafft hatte. Wahrscheinlich war sie den Weg schon so oft gegangen, dass sie gar kein Licht mehr brauchte. Als seine Füße schließlich festen Grund berührten, schaute er sich um. Das Gewölbe, in dem er sich befand, war erstaunlich groß. Es war nicht gemauert, sondern musste vor Urzeiten in den dunklen Stein gehauen worden sein.
    In der Mitte des saalartigen Raumes stand ein kunstvoll eingefasster Brunnen, in dessen Mitte sich ein steinerner Drache
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