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Gwydion 01 - Der Weg nach Camelot

Titel: Gwydion 01 - Der Weg nach Camelot
Autoren: Peter Schwindt
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erhob, der gegen ein Einhorn kämpfte. Doch das reich verzierte Becken war leer. Dem Staub nach zu urteilen war hier schon lange kein Wasser mehr geflossen. Gwyn trat näher heran und betrachtete den versiegten Brunnen genauer. Irgendwie kam ihm dieses Bild bekannt vor.
    Und dann wusste er, warum.
    Sowohl Artur als auch Mordred führten den Drachen in ihrem Wappen und das Einhorn zierte sein Medaillon. Doch was hatte das zu bedeuten? In der glatten Wand hatte man hinter dem Brunnen eine Nische eingelassen. Gwyn untersuchte sie genauer. Im Licht der Kerze erkannte er eine verwitterte Inschrift, die er leider nicht lesen konnte.
    Was mochte sich vor Camelot auf diesem Hügel befunden haben? Hatte Artur vielleicht seine Burg auf den Ruinen einer wesentlich älteren Festung errichtet?
    Er wünschte sich, noch länger hier unten bleiben zu können, doch die Zeit drängte. Gwyn stieg die Sprossen wieder hinauf und setzte seinen Weg fort. Kurz darauf schien es, als hätte er endlich den Ausgang gefunden.
    Es war in der Tat so, wie Urfin es vorausgesagt hatte: Diese Öffnung war nicht groß genug für einen Erwachsenen. Doch Gwyn würde geradeso hindurchpassen. Er stellte die Kerze auf den Boden und machte sich mit einem Seufzen daran, durch das finstere Loch zu kriechen. Ein leichtes Gefühl von Panik überkam ihn, als er sich in der engen Röhre voranarbeitete. Die Finsternis trug nicht gerade dazu bei, sich wohler zu fühlen. Ganz im Gegenteil: Er kam sich wie der Korken in einem viel zu engen Flaschenhals vor.
    Glücklicherweise war der Durchlass nicht sehr lang. Nach gut zwanzig Fuß quetschte er sich aus dem engen Loch und ließ sich erschöpft auf den Boden fallen.
    Gwyn stellte fest, dass die Öffnung von einigen dichten Sträuchern gut verdeckt war. Wer nicht wusste, wonach er suchte, würde diesen verborgenen Eingang kaum finden.
    Vorsichtig rutschte er auf dem Hosenboden die Wälle hinab, bis er den letzten der Gräben erreichte, die Camelot wie einen Ring umgaben. Er drückte sich flach auf den Boden und lauschte. Kurz darauf verkündeten leise Schritte, dass seine Vorsicht wohl bedacht war. Keine zehn Fuß von ihm entfernt hastete ein sächsischer Spion an ihm vorbei. Offensichtlich hatte er den Befehl erhalten, im Schutze der Dunkelheit Camelots Schwächen in der äußeren Verteidigung auszuspähen.
    Gwyn wartete einen Moment, dann schlich er weiter zu dem Wald, in dem er Aileen zum ersten Mal getroffen hatte. Auch hier musste er besonders vorsichtig sein, denn die Bäume boten nicht nur ihm, sondern auch dem Feind ausreichend Deckung.
    Doch wider Erwarten war alles still. Mittlerweile hatte der Wind die letzten Wolken vertrieben und der Mond tauchte das Land in sein silbriges Licht. Gwyn kletterte die höchste Eiche hinauf. Von dort oben würde er einen vorzüglichen Ausblick auf die sanften Hügel Somersets haben.
    Als er schließlich in der Baumkrone saß und die Äste beiseite schob, erkannte er sofort, wo Mordred sein Heerlager errichtet hatte. Um den ganzen Burghügel herum brannten in regelmäßigen Abständen die Lagerfeuer der vorgeschobenen Posten des Feindes. Ansonsten war alles dunkel, mit Ausnahme von Cadbury, dem kleinen Dorf, das Camelot am nächsten war. Der Feind musste sich dort niedergelassen haben, denn man sah einige Feuer flackern. Die Belagerer mussten bester Laune sein, denn der Wind trug aus dem Heerlager immer wieder Fetzen von laut gegrölten Trinkliedern zu ihm hinüber.
    Gwyn kletterte eilig den Baum hinab. Wenn er Aileen irgendwo finden würde, dann dort. Vorsichtig hastete er durch den Wald, bis er die ersten Felder erreichte. Im Schutz der niedrigen Steinmauern, die die Äcker umsäumten, bewegte er sich nach Norden, bis er die Straße erreichte. Dort sprang er in den Graben. Er musste einen Moment warten, bis das Blut nicht mehr in seinen Ohren rauschte. Erst dann konnte er hinaus in die Nacht lauschen.
    Der Lärm, den er bereits im Wald gehört hatte, war nun lauter. Die Sachsen scheinen wohl schon jetzt ihren Sieg zu feiern, dachte Gwyn bitter. Er hob kurz den Kopf, um die Straße hinauf und hinabzuschauen. Dank des Vollmondes konnte er schon früh erkennen, wenn sich ihm ein Sachse näherte.
    Als er Cadbury erreicht hatte, musste er erschrocken feststellen, dass das Dorf nicht mehr existierte. Nur ein paar Trümmer zeugten von den Häusern, die hier einst gestanden hatten. Die Sachsen mussten sie aus purer Zerstörungswut eingerissen haben. Was er von Ferne gesehen hatte,
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