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Gwen (German Edition)

Gwen (German Edition)

Titel: Gwen (German Edition)
Autoren: Noreen Aidan
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zur Tür. Schlagartig nüchtern sprang Gwen auf die Beine. Er erhob sich weitaus träger.
    Eine unglaublich schöne Frau betrat den Raum. Sie war groß, fast so groß wie Helen, und sah aus wie eines dieser neueren James-Bond-Girls. Sie trug ein hautenges, in Schwarz und Violett gehaltenes Kostüm mit passenden hochhackigen Schuhen, passenden Ohrringen, passender Handtasche, passendem Lächeln, passendem Alles. Rein optisch harmonierte sie in keinster Weise mit dem grobschlächtigen Jeans-und-Lederjacken-Statler, doch vermutlich sorgte sein Bankkonto für ein ausreichendes Maß an Kompatibilität. Graziös schritt sie näher. „Störe ich? Ich sehe, du hast Besuch.“
    „Gwen O’Connor, Rita Janora“, stellte Statler sie mit geschäftsmäßiger Knappheit vor.
    „Ich weiß, wer sie ist“, meinte die schwar zhaarige Schönheit. „Gestern beim Friseur habe ich dich und sie in einer Zeitschrift gesehen.“ Sie wandte sich nach rechts, verschwand dort durch eine Tür und kehrte postwendend zurück mit ein paar Kleidungsstücken, die ihr über dem Arm hingen, und einigen Fläschchen und Döschen, die sie in ihre Handtasche stopfte. „Ich wollte nur noch meine Sachen abholen. Paul wartet unten.“
    Sie drehte sich zur Wohnungstür, schien es sich jedoch anders zu überlegen und tänzelte einige Schritte auf Gwen zu. „Dein Geschmack hat sich aber geändert, mein Schatz.“ Die Worte der Schönen waren sicherlich an Dirk Statler gerichtet, auch wenn sie unentwegt Gwen anschaute. „Ich wusste gar nicht, dass du neuerdings auf den naiven Landmädchentyp stehst.“
    Statler antwortete nicht, sondern ließ sich wieder auf de m Sofa nieder, verschränkte die Arme im Nacken und sah interessiert von einer Frau zur anderen. Wie ein Zuschauer beim Tennis.
    „Du solltest dich mehr schminken, Kleine, das würde besser aussehen .“ Diesmal war wohl tatsächlich Gwen gemeint. „Obwohl ich bezweifle, dass ein normales Make-up all diese unvorteilhaften Sommersprossen übertünchen kann. Da müsste man schon mit Theaterschminke ran.“
    Gwen fühlte sich mit ihrer hellblauen So mmerhose, den flachen Ballerinas und dem weißen T-Shirt mit Survival-Emblem gegenüber dem eleganten Outfit dieser Rita benachteiligt. Auch noch auf ihre Sommersprossen anzuspielen war wie ein Schlag in die Magengrube. Sie hätte einen Survival-Jahresbeitrag gespendet für eine schlagfertige Antwort, doch ihr fiel trotz hektischem Nachdenkens keine ein.
    Die Frau warf Statler einen letzten abschätzigen Blick zu, warf den Schlüssel, mit dem sie sich Einlass verschafft hatte, demonstrativ auf den Sofatisch und verließ mit einem Türknall die Wohnung.
    „War das Ihre Freundin?“ G wen füllte ihre Sektschale selbst aus der Rauchglasflasche nach.
    „Sagen wir lieber Ex-Freundin“, antwortete er.
    „Ich habe noch nie eine so schöne Frau gesehen“, gab sie mit widerwilliger Bewunderung zu.
    „Geschmacksache .“ Er griff nach Gwen.
    Doch sie entwand sich ihm und trat zurück, merkwürdigerweise mit ihrem Gleichgewicht kämpfend. „Sie hat Sie doch eben verlassen, oder? Das scheint Ihnen überhaupt nichts auszumachen.“
    „Warum sollte es?“
    „Weil ... “, irgendwie wollte ihr kein plausibles Weil einfallen, das nicht neidisch geklungen hätte.
    „Kommen Sie her, Gwen !“, forderte er, doch sie wollte davon nichts wissen. Fast war sie dieser Rita dankbar, dass sie gerade im rechten Moment gekommen war, bevor Gwen irgendetwas Dummes hätte tun können.
    Sie widmete sich der Mahagoni-Schrankwand, der regenwaldfeindlichen, und las die Buchrücken einiger großer Wälzer. Es handelte sich ausnahmslos um Fachbücher aus Werkstoffwissenschaften und Maschinenbau, und beides fand nicht ihr Interesse. Sie betrachtete mit abschätzend hin- und herwiegendem Kopf einige der Regalflächen und vertauschte einen Karatepokal hier mit einem geschmacklosen, als Harley-Davidson-Modell verkleideten Feuerzeug dort. Weil es so besser aussah. Wo sie schon dabei war, gruppierte sich auch die anderen Karatepokale um. Dann fiel ihr Blick auf drei kleine Kästchen. „Das sind ja alles Fernbedienungen! Bei Ihnen funktioniert wohl alles per Knopfdruck.“
    Sie nahm ein es der Kästchen, drückte einige Tasten und zuckte vor Schreck zusammen, als neben ihr wildester Hardrock aus verschiedenen Lautsprechern dröhnte. Glücklicherweise fand sie gleich die Aus-Taste, und der Lärm verstummte. Sie schaltete eine andere Fernbedienung ein, und der Fernseher erwachte zu
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