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Gwen (German Edition)

Gwen (German Edition)

Titel: Gwen (German Edition)
Autoren: Noreen Aidan
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„Oder haben Sie Angst vor mir?“ Da war es wieder, dieses unverschämte Grinsen.
    „Natürlich nicht !“ Demonstrativ ließ sich Gwen auf dem Wildledersofa nieder und nippte an ihrem Getränk. Es war fruchtig, mit einem Hauch Grapefruit und leicht alkoholisch, durchaus wohlschmeckend.
    Statler ging in die Küche und kam mit einer Dose Cola und einem großen, gerahmten Bild z urück. Die Dose stellte er auf den Sofatisch, mit dem Bild durchquerte er nachdenklich das große Wohnzimmer, nahm schließlich eines der Motorradgemälde von der Wand und hängte das Bild an seine Stelle. „Na, was denken Sie? Passt es da nicht prima hin?“ Es war das Titelblatt der Zeitzeichen , das sie und Statler in dieser kämpferischen Konfrontation zeigte, auf Posterformat vergrößert.
    „Es macht Ihnen wohl Spaß, mich zu provozieren ?“ Gwen stellte ihr inzwischen leeres Glas auf den Tisch.
    Statler kam zu ihr, setzte sich neben sie auf d as Sofa und beugte sich über sie. „Oh, ja, Lady. Da haben Sie verdammt Recht!“
    Schockiert von seiner Nähe schob sie sich von ihm weg, erhob sich und sah sich, wie um das Thema zu wechseln, im Raum um. Statler füllte ihr Glas erneut mit dieser grünlichen Flü ssigkeit.
    „Gefällt Ihn en meine Wohnung?“ Gemächlich legte er die Füße auf den Sofatisch, öffnete die Cola-Dose und trank daraus.
    „Meinen Sie vom ästhetischen oder vom ökologischen Standpunkt aus?“ Dankbar über diese G esprächswendung nahm Gwen ihr Glas vom Tisch und genehmigte sich ein paar Schlucke.
    „Von Ihrem persönlichen Standpunkt aus.“
    „Mein persönlicher Standpunkt“, erklärte Gwen, „ist immer der ökologische. Und da gibt es hier nur Minuspunkte zu verteilen.“
    „ War ja klar. Und welche?“
    Statler wirkte im Moment nicht bedrohlich. In aller Ruhe konnte sie sich überlegen, wie sie hier wieder herauskam. Aber ein Abgang in Würde musste es sein.
    „Unzählige“, belehrte sie ihn bereitwillig. „Nur ein Beispiel“, sie deutete auf die ausladende Schrankwand und den Schreibtisch. „Die Verarbeitung von Tropenholz bewirkt die Zerstörung der Regenwälder, ist also absolut inakzeptabel, sofern das Holz nicht von einem waldnahen Nutzungsprojekt stammt. Von der Cola-Dose in Ihrer Hand brauche ich wohl gar nicht erst zu reden. Sicherlich ist Ihnen bekannt, dass Mehrwegflaschen nur einen Bruchteil der Primärenergie benötigen, den Einwegverpackungen verschlingen. Das ist gravierend.“
    „Gravierend“, wiederholte er spöttisch.
    „Ich habe den Eindruck, Sie nehmen mich gar nicht ernst .“ Mit Nachdruck stellte Gwen ihr leeres Glas auf den Tisch, woraufhin Statler es ihr sofort wieder füllte. Sie dankte ihm mit einem Nicken, nahm das Glas und trank, denn sie hatte Durst, und der grüne Sprudel schmeckte immer besser.
    „ Ich nehme Sie ernster, als Sie glauben“, sagte er.
    „Soll ich mir etwa noch Ihre Küche ansehen ?“ Langsam kam sie in Fahrt. „Etwa Ihr Behältersystem, in dem Sie Ihren Recycling-Müll getrennt sammeln?“
    „Ich fürchte, daran würden Sie keine Freude h aben.“
    „Davon bin ich überzeugt .“ Irgendwie war ihr Glas schon wieder leer. Sie stellte es hin, und er beeilte sich, es wieder voll zu gießen.
    „Wenn Sie darauf spekulieren, mich betrunken zu machen“, erklärte sie überlegen lächelnd, „dann können Sie es vergessen! Ich bin mit Guinness und irischem Whiskey aufgewachsen. Da können Sie mir mit dieser Limonade nichts anhaben.“
    „Natürlich nicht.“ Ohne Vorwarnung packte er sie beim Handgelenk und zog sie zu sich auf das Sofa. „Das finde ich so tierisch reizvoll an Ihnen, kleine Gwen, wenn Sie mich ansehen wie ein verschrecktes Kaninchen, so wie jetzt. Und dann kann ich zusehen, wie Sie immer saurer werden, bis aus dem ängstlichen Kaninchen eine giftige Kobra geworden ist.“
    „Der Biss einer K obra ist schmerzhaft“, entgegnete sie.
    „Ich weiß“, sagte er.
    Warum nur hatte sie diesmal keine Angst vor ihm? War es der Alkohol? Das bisschen?
    Von den Kratzern, die ihre Nägel seinerzeit auf Statlers Haut hinterlassen hatten, waren nur noch Spuren auf seinem Hals und seinem rechten Arm zu erkennen, knapp unterhalb des T-Shirt-Ärmels. Gwens Fingerspitzen zeichneten sie behutsam nach. Die am Arm. Und dann die am Hals. Dirk Statler rührte sich nicht, doch Gwen hatte den Eindruck, dass er den Atem anhielt.
    Plötzlich ertönte das Geräusch eines sich im Schloss drehenden Schlüssels. Dirk Statler blickte mit zornigem Schnauben
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