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Gwen (German Edition)

Gwen (German Edition)

Titel: Gwen (German Edition)
Autoren: Noreen Aidan
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flogen.
    Nach Statlers Abgang war sie hektisch vom Schrank gesprungen und ins Bad gehechtet, wo sie sich schnell angezogen hatte. Dann war sie ihren verdutzten Freunden gegenübergetreten und hatte lediglich so viel erklärt, dass Statler nur gekommen war, um sie einzuschüchtern.
    Unnötig zu erwähnen, dass er dieses Ziel mehr als erreicht ha tte.
    Mark hatte sofort entrüstet ausgerufen, dass Statler bestraft werden müsste dafür, dass er Gwen angefasst und sie auf einen Schrank gejagt hatte - wie sehr ihn Gwen dafür liebte! - während Helen das Ganze als Geschenk des Schicksals begrüßt hatte, das man medienwirksam ausschlachten konnte. Gwen hatte beides abgelehnt, da sie nur eines wollte: Es vergessen! Sie würde sich zu Tode schämen, wenn sie es auch noch in der Zeitung lesen müsste. Die halbe Uni-Belegschaft würde sich kranklachen.
    Und am nächsten Morgen hatte Statler dem Survival-Büro, sprich Helen, per Kurier eine schriftliche Einladung zu einer gemeinsamen Besprechung überbracht, die am selben Tag noch - also heute! - stattfinden sollte, wie Helen Gwen soeben am Telefon mitgeteilt hatte.
    „Ich geh e da nicht hin!“, rief Gwen noch einmal in den Hörer.
    „Natürlich gehst du hin “, widersprach Helen. „Oder gönnst du ihm den Triumph, dass er mit seiner Einschüchterungstaktik Erfolg hatte? Willst du tatsächlich vor ihm kneifen?“
    Das wollte Gwen selbstverständlich nicht. So ließ sie sich von Helen breitschlagen, Statlers Ei nladung Folge zu leisten. Wenigstens war Helen dabei. Und Mark.
    Als weitere Sicherheitsmaßnahme gegen Statlers Respektlosi gkeit warf sich Gwen in Schale und zog das Kostüm an, das ihre Eltern ihr geschenkt hatten für das Vorstellungsgespräch an der Ellmstädter Universität: enger schwarzer Rock, grünes Top, beigefarbener Blazer, die Haare hochgesteckt, alles sehr geschäftsmäßig. Und hochhackige Pumps, damit sie größer wirkte. So ausgerüstet betrat sie erhobenen Hauptes hinter Mark und Helen Statlers Büro, ganz die sachliche Wissenschaftlerin, ganz die kühle Souveränität.
    Dirk Statler lümmelte in seinem Bürosessel, die jeansumhüllten Beine auf der einen Ecke seines Schreibtischs. Er nickte seinen Besuchern nacheinander grüßend zu. Als er jedoch bei Gwens Anblick breit zu grinsen begann, drohte ihr Vorsatz, heute zur Abwechslung nichts als gelassene Objektivität auszustrahlen, bedrohlich zu bröckeln.
    „Hallo, Gwen !“, sagte er fröhlich. „Sie haben heute wieder Ihre übliche Verstärkung mitgebracht. Allein mit mir wäre es Ihnen wohl zu heiß geworden?“
    Gwen würdigte die Unverschämtheit mit keiner Antwort.
    Statler deutete einladend auf die Sitzecke, doch nur Mark nahm Platz. Gwens Blick war wie festgefroren an der Zeitschrift, die auf Statlers Schreibtisch lag. und auf der seine Finger demonstrativ herumtrommelten. Noch immer lächelnd nahm er die Füße vom Tisch, beugte sich vor und reichte Gwen das Magazin. Es war die neuste Ausgabe der Zeitzeichen . Auf dem Titelblatt erkannte Gwen sich selbst und Statler.
    Ansche inend war das Foto geschossen worden, als sie nach ihrer Rede bei der Konferenz versucht hatte, Statler zu schlagen, denn ihr Kinn war trotzig und ihre Hand drohend gegen ihn erhoben, während seine Faust ihren Unterarm umschloss, genau unterhalb der daran baumelnden Handschellen. Darunter sensationsträchtig die Schlagzeile „Umweltschützerin gegen Pharma-Giganten.“
    „Oh, mein Gott !“, hauchte Gwen und ließ die Zeitschrift zurück auf den Schreibtisch fallen. Mechanisch steuerte sie auf einen der hypermodernen Sessel zu und versank darin. Am liebsten wäre sie immer weiter darin versackt. Bis unter die Polsterung.
    Helen nahm die Zeitzeichen an sich. „Aber Gwen, das ist fantastisch! Eine Titelstory! Ich muss gleich heute noch in der Redaktion anrufen. Ich brauche das Bild als Aufhänger für die nächsten Survival News.“
    „Bist du wahnsinnig ?“, protestierte Gwen. „Dieses Foto sagt gar nichts aus über die Inhalte unserer Kampagne. Es ist nur reißerisch, sonst nichts.“
    „Aber Gwen , auf eine solche Publicity haben wir doch schon lange gewartet.“
    „Nicht auf eine solche! “
    „Das ist noch nicht alles“, meinte Statler und drehte den Laptop vor ihm zu ihnen herum. Über den Monitor flimmerten die gestrigen Abendnachrichten. Gwen hatte sie nicht gesehen, doch heute Morgen an der Uni hatten die Studenten ihr ausführlich darüber berichtet. Doch was sie jetzt vorgesetzt bekam, war noch
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