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Gwen (German Edition)

Gwen (German Edition)

Titel: Gwen (German Edition)
Autoren: Noreen Aidan
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weichen. „Warum bleiben Sie nicht noch ein bisschen? Das Thema unserer heutigen Trainingsstunde wird Sie sicher ganz besonders interessieren. Denn heute üben wir die Lektion: Wie verteidige ich mich, wenn böse Männer mich an Infosäulen festbinden wollen. Dazu sind Sie doch hier, oder?“
    Unter Einsatz all ihrer verbliebenen Restwürde ma rschierte sie an ihm vorbei aus der Halle in den Umkleideraum, schlug die Tür hinter sich zu und lehnte sich schwer atmend dagegen. Dass sie den falschen Umkleideraum erwischt hatte, wurde ihr erst bewusst, als ihr das pubertäre Gegröle halbnackter männlicher Jugendlicher entgegen quoll, das sie wie ein Schwarm Hornissen verfolgte, bis sie endlich die Umkleide für Frauen fand.
    Ein paar Nachzüglerinnen waren noch dabei, sich umzuziehen. Verdutzt sahen sie Gwen nach, als sie hastig ihre Survival-Tasche packte und barfuß zur Tür hinaus hetzte.
     
    Während Wally für sich allein trainierte - er hatte doch glatt Dirk beim Wort genommen und ihm den Anfängerkurs aufs Auge gedrückt - brachte Dirk den Neuen ein paar einfache Abblocktechniken bei. Das unerwartete Auftauchen der kleinen Chemikerin hatte ihn in eine überraschend gute Laune versetzt, die auch noch anhielt, als er später mit Wally ein bisschen Freikampf machte.
    Dirk war viel fetter als Wally. Das war einer der Gründe, warum Dirk mehrmals die Woche zum Training ging. Damit die Wampe nicht noch größer wurde. Wally dagegen war schlank und sehnig. Er konnte zwar nicht so viel an der Hantelbank stemmen wie Dirk, besaß aber die gefährliche Schnelligkeit eines Pumas. Außerdem hatte Wally den 3. Dan und rangierte damit unter den Schwarzgurtträgern zwei Stufen über Dirk. Normalerweise hatte er beim Freikampf gegen Wally keine Chance, aber heute war Dirk in Topform. Unbesiegbar. Er landete einen Treffer nach dem anderen, bis Wally keinen Bock mehr hatte und genervt in den Umkleideraum abzog.
    Anschließend unter der Gemeinschaftsdusche meinte Wally mit kritischem Blick: „Oh, Mann! Du siehst aus, als hätte dich ein Wolfsrudel angefressen. War das die Kleine von vorhin, die dich so zerkratzt hat? Im Fernsehen hat man nur gesehen, wie sie dir das Hemd zerrissen hat.“
                  „War das alles im Fernsehen?“ Dirk bediente sich zwanglos an Wallys Duschgelflasche.
    „ In den Achtzehnuhr-Nachrichten.“ Wally griff nach seinem Handtuch. „Lustig, dass sie ausgerechnet heute ins Training gekommen ist.“
    Dirk zuckte die Achseln. „Ich schätze, sie wollte von dir lernen, wie man mir den Arsch au freißt und nicht nur das Hemd.“ Die Kratzspuren auf seiner Haut brannten tierisch vom Duschgel.
    Wally grinste. „Du hast sie angebaggert vorhin. Und dabei ist sie doch gar nicht dein Typ.“
    „Warum nicht?“
    „Die Kleine ist nichts für dich. Sie sieht viel zu anständig aus.“
    „Ich will ja gar nichts von ihr.“
    „Und dein Auftritt mit ihr im Fernsehen?“
    Dirk spülte sich das Duschgel aus den Haaren. „Es war reiner Zufall, dass ich mir ausgerechnet sie geschnappt habe. Sie stellte sich mir in den Weg. Ich hatte eine Scheißwut auf diese Müslifresser, und sie musste eben dran glauben.“
    Dirk nahm sich sein Handtuch. Mehr zu sich selber als zu seinem Kumpel sagte er: „Das Geschäft mit den Japanern kann ich vergessen. Die wollen erst mal abwarten, bis sich die Lage geklärt hat. Eine satte Million geht mir dadurch vorerst durch die Lappen.“
    „Aber süß ist sie .“
    „Sie ist mir am Anfang gar nicht besonders aufgefallen. Da war so eine Blondine ...“ Er beschrieb die langbeinige Helen mit ein paar aussagekräftigen Handbewegungen.
    Wally nickte. „Ich bin gespannt, ob du es schaffst.“
    „Ob ich was schaffe?“
    „Ob du es schaffst, sie rumzukriegen.“
    „Die Blondine oder die Rothaarige?“
    Wally lachte nur.
     
    Die Tagesschau hatte Dirk verpasst. Vielleicht kam noch was im Spätprogramm. Egal, er konnte sich darauf verlassen, dass Krämer alles aufzeichnen würde.
    Er stellte den Wagen in der Tiefgarage ab und fuhr mit dem Lift hoch zu seinem Apartment. Dort wurde er schon von Rita erwartet. Er sah sofort, dass sie sauer war.
    Ihre Fußspitze wippte ungeduldig auf dem Boden. „Da bist du ja endlich!“
    Dirk feuerte seine Sporttasche in die übliche Ecke. „Hast du die Nachrichten gesehen?“
    „Nein, hab e ich nicht. Willst du dich nicht endlich umziehen?“ Sie strich ihr schwarzes, schulterlanges und immer erstklassig gestyltes Haar aus dem
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