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Guter Rat ist leise

Guter Rat ist leise

Titel: Guter Rat ist leise
Autoren: Angie Mienk
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Bereits am folgenden Tag fuhr ich hin. Schon als ich klingelte, hörte ich drinnen einen Tumult ausbrechen. Arko bellte und sprang wie ein Verrückter gegen die Tür. Dann erklang leise Gerdas Stimme: „Nicht Arko, das darfst Du nicht“. Gerda öffnete die Tür und Arko sprang mich mit voller Wucht an. Damit hatte ich gerechnet und war gewappnet. Dann schaute ich mir die Tür an und fragte Gerda: „Es kam häufig Besuch in der letzten Zeit, nicht wahr?“ Sie nickte und erklärte mir, dass sie schon vom Vermieter eine Abmahnung erhalten habe, sie müsse eine neue Tür einbauen. Wir setzten uns ins Wohnzimmer und Gerda bot mir einen Kaffee an. Ich solle die Tasse aber keinesfalls auf den Tisch stellen, da Arko sie sonst umwerfen würde. Ich konnte mich also live davon überzeugen, dass Arko, der in fremder Umgebung unsicher an der Seite seines Frauchens blieb, daheim den „Rambo“ gab. Während ich also Gerda erklärte, was sie bislang falsch gemacht hatte, stellte ich meine Tasse auf den Tisch und beobachtete Arko aus den Augenwinkeln. Der wollte sofort zur Tasse hin, ich stoppte ihn durch ein einfaches: „Lass es sein!“, das ich leise aber drohend aussprach. Sofort brach Arko sein Vorhaben ab und schaute mich verständnislos an. Ich streichelte ihn und erklärte Gerda, dass ein Hund gewisse Grenzen braucht. Seine Freiheit hört da auf, wo Deine Freiheit anfängt und umgekehrt. Nur so ist ein friedvolles Zusammenleben möglich. Ich erklärte ihr nun detailliert, wie sie in verschiedenen Situationen reagieren soll und dass sie mit Arko ruhig weiter Hundesport betreiben kann. Im Sport lastet sie ihn aus, da sind Kommandos in Ordnung – zu Hause spricht sie in ganzen Sätzen und betont.
     
     
    (Foto: Tierfotoagentur.de/K. Lührs)
     
     
     
    Dein Hund braucht Freiheiten, …
     
    … aber auch Grenzen. Du musst ihm zeigen, wo seine Grenzen sind und seine Freiheiten aufhören.
     
     
    Nach einer Übergangszeit von zwei Wochen kamen beide wieder zu mir: Arko begrüßte mich und bewegte sich lässig und selbstverständlich und Gerda konnte man ansehen, wie stolz sie auf ihren Arko war. Die beiden wuchsen nun zu einem Team zusammen – Gerda gab die Richtlinien vor, an die sich beide hielten. Das war natürlich nur der allererste Schritt zur vollkommenen Harmonie – aber jeder Weg beginnt mit dem ersten Schritt …
     
     
    Noch ein anderes Beispiel:
    Gunther, ein junger Mann in den Dreißigern, Ersthundebesitzer mit Schäferhündin. Er liebt Hunde und seine „Kleine“ ganz besonders. Mit 14 Wochen hat er die „Kleine“ vom Züchter gekauft, sie aber bei Freunden gelassen, damit die Hündin im Rudel aufwachsen konnte. Erst Monate später nahm er sie dann ganz zu sich. Beide lieben sich innig. Dennoch hat Gunther mit der „Kleinen“ Probleme:
    „Sie ist jetzt etwas über ein Jahr alt und spielt nicht mehr mit anderen Hunden. Sie ist faul und schläft fast den ganzen Tag, mag nicht mehr spazieren gehen, mag keine Stöckchen holen, geht nicht ins Wasser und hat vor allem Möglichen Angst.“ Die „Kleine“ ist eine wunderschöne Altdeutsche Schäferhündin. Gunther ist der Ansicht, dass Bindung allein reicht – er liebt sie doch, die Bindung stimmt – was also stimmt nicht mit dem Hund? Gunther versteht die Welt nicht mehr, er tut alles für seinen Hund: Er teilt sein Essen mit ihr, sein Bett, seine Couch, seine Hobbys ... Sie muss nichts tun, was sie nicht will. Wenn sie nicht hinaus will – dann geht es eben nicht hinaus – wenn sie ins Auto will, statt Gassi zu gehen, dann geht sie halt ins Auto. Sie läuft meist ohne Leine – wenn sie dabei früher auf andere Hunde traf, rannte sie gleich hin und wollte spielen.
     
     
    (Foto: Tierfotoagentur.de/D. Geithner)
     
     
    Auch hier ist die Lösung ganz einfach: Liebe allein reicht nicht aus! Ein Hund braucht Richtlinien, wie ein junger Mensch auch. Die Erziehung blieb bei der „Kleinen“ völlig auf der Strecke. Sie hatte zwar in Gunther einen Freund, aber keinen „Leader“ – ein Hund braucht liebevolle Führung wie ein gut arbeitendes Team. Und „Leadership“ gilt immer – jeden Tag, jede Stunde, jede Minute, jede Sekunde. Leadership bedeutet: Führung, Schutz, Anleitung und trotzdem Freiheiten geben. Dazu kommt noch, dass sie als Altdeutscher Schäferhund ohnehin mehr Richtlinien braucht als manch anderer Hund. Sie braucht eine Aufgabe, Beschäftigung – Stöckchen holen oder Ball spielen ist nicht ihr Ding. Gunther hat nicht verstanden,
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