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Guten Abend, Gute Nacht

Guten Abend, Gute Nacht

Titel: Guten Abend, Gute Nacht
Autoren: Jeremiah Healy
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den Status eines Beauftragten von Williams Anwalt abkauft.«
    Er machte keinerlei Anstalten, das Gespräch zu beenden, daher vermutete ich, daß er wollte, ich sollte es anders versuchen.
    »Tippe ich richtig, daß der Grund, warum Williams Fall uninteressant geworden ist, darin liegt, daß alles hieb- und stichfest gegen ihn spricht?«
    Rothenberg räumte stirnrunzelnd ein: »Das wäre gut getippt, ja.«
    »Dann dürfte es doch auch nicht weiter schaden, wenn Sie jetzt auf die Toilette gehen und ich, ohne Ihr Wissen oder Ihre Hilfe natürlich, Daniels’ Akte, sagen wir mal, überfliegen würde.«
    Rothenberg strahlte. »Rein hypothetisch gesprochen, nein, das würde ganz und gar nichts schaden.«. Er stand auf. »Würden Sie mich entschuldigen? Ich muß mal pinkeln.«
    »Sicher.«
    Er schloß die Tür hinter sich.
    Ich nehme an, man könnte Rothenberg vorwerfen, nicht ganz im Geist seiner anwaltlichen Ethik zu handeln. Aber eigentlich ersparte er mir nur einen zweiten Ausflug in sein Büro, da William mir die Genehmigung, Einsicht in seine Akte zu nehmen, vielleicht erteilen würde, nachdem ich mit ihm gesprochen hatte.
    Der Aktenordner, mit dem Rothenberg herumgespielt hatte, trug die Aufschrift, DANIELS, WILLIAM E. Ich öffnete ihn.
     

VIER
     
     
     
    Ein Aufnahmebogen war mit einer Heftklammer an die linke Innenseite des Umschlages geheftet, aber die einzige wichtige Information, die ich noch nicht hatte, war Williams Geburtsdatum. Er war gerade zwanzig geworden.
    Die Anklageschrift enthielt zwei Straftaten: Mord und unerlaubter Waffenbesitz. Die Anklage wegen Waffenbesitzes verriet eine gründliche, wenn auch übereifrige Staatsanwaltschaft. Selbst wenn es Rothenberg irgendwie gelingen sollte, die Mordanklage vom Tisch zu bekommen, war William nach dem strengen Waffengesetz des Staates wegen Besitzes einer Automatik dran: Ein Jahr ohne Bewährung wegen Waffenbesitzes ohne Waffenschein. Aber immer schön eines nach dem anderen.
    Der Name des Opfers war Jennifer Creasy, achtzehn Jahre. Der Polizeibericht las sich wie die Zusammenfassung eines Charlie Chan-Filmes.
    Die Streifenbeamten Clay und Bjorkman erhielten einen Einsatzbefehl für die Praxis eines Dr. Clifford Marek, Professional Park 1, Calem. Dort wurden sie von Dr. Marek erwartet, der ihnen im Keller die Leiche einer jungen weißen Frau zeigte, offensichtlich mit Schußverletzungen in der Brust. Sie wurde identifiziert als Jennifer Creasy. Dr. Marek händigte ihnen einen .38er Smith & Wesson Detective’s Special -Revolver aus, Seriennummer 7D43387. Die Kugeln in allen sechs Kammern waren abgefeuert worden.
    Die Beamten erkundigten sich nach der Herkunft der Waffe und wurden von Dr. Marek daraufhin nach oben zu William E. Daniels geführt. Officer Clay blieb bei Daniels und verlas ihm seine Rechte, während Bjorkman die Kriminalpolizei verständigte. Die Detectives O’Boy und Rizzi vernahmen den Doktor und die anderen in den Räumlichkeiten angetroffenen Patienten.
    Die Vernehmungen ergaben, daß Daniels und die Verstorbene Mitglieder einer Therapiegruppe waren, die Marek jeden Donnerstagabend abhielt. Hypnose spielte eine wesentliche Rolle in der Behandlung, wobei jede Woche ein anderes Mitglied der Gruppe hypnotisiert und anschließend von dem Doktor und jedem einzelnen Mitglied befragt wurde.
    Ich schüttelte den Kopf. Gott bewahre mich vor einer Psychoanalyse.
    An diesem Abend war Daniels an der Reihe, hypnotisiert und befragt zu werden. Er traf mit einiger Verspätung ein, wirkte unruhig, gereizt. Da Marek sowieso schon zehn Minuten gewartet hatte, begann die Sitzung ohne Jennifer Creasy. Nachdem Daniels unter Hypnose stand, begann Marek wie üblich mit Fragen danach, was der Patient während der vorausgegangenen Stunde gemacht hatte.
    Daniels antwortete, er habe Jennifer im Heizungsraum im Keller erschossen. Als der Doktor und andere überrascht reagierten, griff Daniels in seine Jackentasche und legte die obenerwähnte Waffe auf seinen Schoß. Einer der Patienten, ein gewisser Homer Linden, stand auf und entriß ihm die Waffe. Marek und ein weiteres Mitglied der Gruppe, eine gewisse Lainie Bishop, gingen hinunter in den Heizungsraum, während Linden und das letzte Gruppenmitglied, ein gewisser Donald Ramelli, auf Daniels aufpaßten. Marek und Ms. Bishop fanden die Leiche und kehrten nach oben zurück. Zu diesem Zeitpunkt hatte Ramelli bereits die Polizei verständigt.
    Kurze, ergänzende Aussagen jedes einzelnen Gruppenmitgliedes bestätigten
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