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Guten Abend, Gute Nacht

Guten Abend, Gute Nacht

Titel: Guten Abend, Gute Nacht
Autoren: Jeremiah Healy
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Gefühl, daß er mich in dieser Theorie unterstützen wird.«
    »Trotzdem nichts als Unsinn. Und wieso, bitte schön, sollte ich William an diesem Abend in der Gruppe nicht wieder eine Spritze geben?«
    »Mit mehr Flurazepam, meinen Sie?«
    »Ja«, sagte er gereizt.
    »Da schließt sich ja der Kreis. Wie ich schon sagte, irgendwann, nachdem Sie Jennifer umgebracht haben, wurde Ihnen klar, daß die Polizei William untersuchen würde. Was ja dann auch so gekommen ist. Wenn sie sich seinen Arm ansahen, sollte deshalb nur eine einzige frische Einstichstelle zu sehen sein. Außerdem hatten Sie wahrscheinlich Angst, daß eine weitere Applikation von Flurazepam bei einer Blutuntersuchung einen viel zu hohen Wert an den Tag brachte. Was zu erklären Ihnen nicht leicht fallen dürfte. Homer, und ich vermute, Ramelli ebenfalls, würden aussagen, daß William an vielen Abenden in der Gruppe lethargisch wirkte. Wie konnten Sie die Polizei dazu bringen Ihnen abzukaufen, daß ein Gruppenmitglied wie William, der sowieso lethargisch wirkte, im Verlauf Ihrer Behandlung irgendwie eine so hohe Toleranz gegen Flurazepam entwickelt hatte, daß er eine Dosis, die ausgereicht hätte, einen Killerwal ruhigzustellen, vertragen konnte? Nein, sie steckten in einem echten Dilemma, Doktor. Entweder William wieder Flurazepam spritzen und all diese Risiken eingehen oder aber Lainie bitten, sich auf einen anderen Platz zu setzen, damit Sie die Injektion vortäuschen konnten.«
    »Das sind doch nichts als Mutmaßungen.«
    »Aber Lainie hat Sie reingelegt, nicht war? Sie wollte sich nicht auf einen anderen Platz setzen. Sagen Sie, Marek, war Ihnen da schon klar, daß Sie noch mehr Schwierigkeiten von ihr erwarten konnten?«
    Er saß jetzt völlig gelassen da, wie eine Buddha-Statue in dem attraktiven Körper eines Weißen. »Ich weiß nicht, was Sie meinen.«
    »Natürlich wissen Sie das. Jennifer hat sich Lainie anvertraut, weil sie glaubte, Lainie kenne das Leben — womit sie wahrscheinlich Männer und Sex meinte. Ich habe Lainie in einer Bar in Aktion erlebt. Ich hatte den Eindruck, daß sie für Leute mit Problemen ein guter Zuhörer war. Vielleicht hat Jennifer ihr anvertraut, daß sie an diesem Donnerstag vor der Gruppensitzung zu Ihnen wollte, vielleicht war Lainie auch einfach nur kokett, um Ihre Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Was auch immer, Lainie ist jedenfalls sitzengeblieben, und Sie mußten trotzdem versuchen, sich abzusichern. Sie haben daran gedacht, daß Licht zu dämpfen und wieder heller zu drehen, aber nicht daran, die Videokamera einzuschalten....«
    »Ich habe es Ihnen doch schon mal gesagt. Ich habe es auch der Polizei gesagt. Ich war durcheinander wegen Williams...«
    »Keine Chance, Doc. Sie sind ein Profi, Sie sind es gewöhnt, mit erregten Menschen umzugehen. Williams Zustand hätte, falls überhaupt etwas, bewirken sollen, daß Sie ihn auf Videoband aufnahmen, statt das genau Gegenteil davon. Nein, Sie haben die Kamera nicht eingeschaltet, damit keine Aufzeichnung existierte, wie Sie die Injektion nur vorgetäuscht haben. Dann haben Sie Ihre Nummer verpfuscht, und Lainie hat es bemerkt. Ist das der Grund, warum sie diejenige war, die mit Ihnen in den Keller hinuntergegangen ist, um Williams Geschichte nachzuprüfen? Hat Lainie Sie dort zur Rede gestellt? Oder war das erst später? War Lainie immer noch an Ihnen als Liebhaber interessiert?«
    »Sie sind doch verrückt.« Ein leicht schriller Unterton in Mareks Stimme; wieder stieß er jedes Wort einzeln und scharf aus.
    »Mein Tip lautet, sie war mehr als nur an Ihnen interessiert. Ich würde sagen, Lainie hat sich richtig in Sie verliebt und wußte nicht genau, wie sie Ihnen das zeigen sollte, dieses echte Gefühl. Oder vielleicht war es für sie auch nur genau wie immer. Sie hat versucht, mich abzufüllen, damit ich ihr von Scheidungsfällen erzählte, an denen ich arbeitete. Lainie hat alle Register gezogen. Sie wollte frühzeitig informiert werden, falls es für ein Paar nötig werden sollte, sein Haus auf den Markt zu bringen, vielleicht mit Hilfe eines aggressiven, leistungsfähigen Maklers wie Lainie, um mehr rauszuholen. Ich habe viel darüber nachgedacht, Marek, und ich mache jede Wette: Entweder war sie wirklich in Sie verliebt, oder aber sie hat versucht, Sie zu erpressen, vielleicht einfach um Geld, vielleicht auch um Namen von Patienten, die in solchen Schwierigkeiten steckten, daß sie möglicherweise ihre Häuser verkaufen mußten.«
    »Lainie Bishop
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