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Guten Abend, Gute Nacht

Guten Abend, Gute Nacht

Titel: Guten Abend, Gute Nacht
Autoren: Jeremiah Healy
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war eine Hure, Mr. Cuddy. So einfach ist das. Als ihrem Ex-Ehemann das klar geworden ist, hat er sich verdrückt. Ich denke, Sie trauen der guten dahingeschiedenen Ms. Bishop zuviel Grips zu.«
    »Aber Sie nicht, oder? Sie wußten, wie leichtgläubig sie sein konnte, wenn sie nur die richtige Ermutigung erhielt. Sie haben es so dargestellt, als würden sie ihr vielleicht gern mehr als nur Geld oder Namen geben. Sie haben ein kleines Rendezvous vereinbart. Dann haben Sie sie umgebracht und es so gedreht, als wäre der hiesige Serien-Einbrecher in Panik geraten. Und damit war die Grinsekatze aus einem weiteren potentiell peinlichen beruflichen Schlamassel raus.«
    »Sie sind ja irre, Cuddy. Klinisch und buchstäblich. Irre.«
    »Das glaube ich nicht. Ich glaube vielmehr, so wie ich es beschrieben habe, ist es in etwa auch passiert.«
    Marek gab ein tiefes, kehliges Geräusch von sich, wie ein Berg, der drauf und dran ist, ein paar Hundert Tonnen Eis und Schnee in einer Lawine abzuschütteln. Er beugte sich wieder vor. »Haben Sie schon mal jemanden getötet, Cuddy?«
    Ich dachte einen Moment nach. »Darüber würde ich mit Ihnen nicht reden.«
    Er lachte, verschluckte sich dann. »Nachdem Sie mich gerade so durch die Mangel gedreht haben, kommen Sie mir mit einem >Darüber würde ich mit Ihnen nicht...< Dann lassen Sie sich von mir etwas sagen, mein Freund. Sie haben überhaupt keine Ahnung, was die Hölle ist, bevor... Was meinen Sie, was ich bei Lester Briles empfunden habe, diesem Jungen im New York Central? Was für ein Gefühl ist es Ihrer Meinung nach, wenn man gedrängt wird, etwas zu tun, von dem alles in Ihnen bis auf eine Stimme sagt, es wird wunderbar sein, und dieser eine Teil sagt, es ist ekelhaft?«
    »Falls dieser eine Teil Ihr Gewissen sein sollte, würde ich sagen, es müßte eigentlich ziemlich menschlich sein.«
    »Seien Sie nicht so verdammt herablassend!« fuhr er mich an, schlug mit der Hand auf den Schreibtisch. »Ich habe die Schnauze von Ihren >Homo<-Anspielungen gestrichen voll. Sie verachten mich, nicht wahr? Sie verachten mich, weil ich schwarzen Jungs einen blase und sie in den Arsch ficke.«
    »Nein, Marek. Ich verachte Sie, das ist durchaus richtig, aber nicht, weil Sie schwul sind. Ich verachte Sie, weil Sie eine Vertrauensbeziehung ausgenützt haben. Sie haben Menschen mißbraucht, Patienten, die wegen professioneller Behandlung zu Ihnen gekommen sind.«
    »Ach, was sitzt er auf einem hohen Roß...«
    »Ein Profi sollte so etwas sein wie ein Aufseher in einem Jagdrevier. Sie aber haben die Tiere am einen Tag aus der Hand gefüttert und am nächsten abgeknallt. Sie haben zwei unschuldige, zumindest relativ unschuldige Menschen getötet und sich die größte Mühe gegeben, einen dritten zu ruinieren, und alle standen unter Ihrer ärztlichen Obhut. Das ist es, was ich verachte.«
    Marek schnaubte verächtlich. »Und was tun Sie jetzt, Sie Meisterdetektiv? Bringen Sie mich um?«
    »Ich habe daran gedacht. Nachdem ich dahintergekommen bin, was Sie getan haben, habe ich wirklich daran gedacht.« Mareks Augen wurden größer. Er wollte etwas sagen, tat es dann aber doch nicht.
    Ich sagte: »Aber dann habe ich beschlossen, daß damit nichts erreicht wäre.«
    Marek erholte sich. »Wieso nicht? Menschen, die wie Sie unter Wahnvorstellungen leiden, glauben oft, daß Rache an sich schon Lohn genug ist.«
    »Vielleicht. Aber nur, wenn sie ebenfalls das Problem löst. Sie zu ermorden könnte vielleicht Ihre Verbrechen sühnen, aber ich käme ins Gefängnis und William nicht notwendigerweise
    raus.«
    »Ich verstehe«, sagte Marek träge. »Dann wollen Sie also, daß ich mich stelle. Um die große Geste der Selbstbezichtigung zu machen, damit mein, wie Sie es sehen, fälschlicherweise angeklagter Patient freikommt.«
    »Nein, genau das Gegenteil. Ich will, daß Sie verschwinden.« Marek starrte mich an. Schließlich sagte er: »Sie wollen, daß ich was mache?«
    »Verschwinden. Bald, vielleicht schon morgen zum Beispiel. Und weit, soweit Sie nur können.«
    »Warum in Gottes Namen sollte ich so etwas tun?«
    »Weil Sie hier so oder so erledigt sind. Und als Psychiater überall.«
    »Ich kann Ihnen nicht ganz folgen.«
    »Okay, ich werd’s Ihnen ganz langsam erklären. Sagen wir, Sie mauern und versuchen in Calem zu bleiben. Sie und ich, wir wissen beide, was wirklich passiert ist. Ich gehe zu den Cops, die daraufhin ein wenig gründlicher untersuchen. Sie werfen einen Blick auf die Unterlagen in New
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