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Gute Nacht: Thriller (German Edition)

Gute Nacht: Thriller (German Edition)

Titel: Gute Nacht: Thriller (German Edition)
Autoren: John Verdon
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hab einen Termin, den ich absagen möchte.«
    »Datum?«
    »Heute in einer Woche um 11.40 Uhr.«
    »Buchstabieren Sie bitte Ihren Namen.«
    Er verkniff sich die Frage, wie viele Leute an diesem Tag um 11.40 Uhr einen Termin hatten, und buchstabierte seinen Namen.
    »Und auf wann wollen Sie ihn verlegen?«
    »Gar nicht. Ich sage einfach ab.«
    »Sie müssen ihn aber verlegen.«
    »Was?«
    »Ich kann Dr. Huffbargers Termine nur verlegen, nicht streichen.«
    »Aber es ist …«
    Unwirsch unterbrach sie ihn. »Ein bestehender Termin kann nicht aus dem System gelöscht werden, ohne ein neues Datum einzugeben. Das ist ein Grundsatz von Dr. Huffbarger.«
    Gurney spürte, wie er die Lippen vor Zorn zusammenkniff. Viel zu viel Zorn. »Mich interessieren weder sein System noch seine Grundsätze. Betrachten Sie meinen Termin als abgesagt.«
    »Dann wird die Gebühr für einen versäumten Termin fällig.«
    »Nein, das wird sie nicht. Und wenn Huffbarger ein Problem damit hat, dann soll er mich anrufen.« Er beendete das Gespräch – aufgebracht, aber auch ein wenig verlegen, weil er sich derart hatte gehen lassen.
    Er starrte durch das Fenster hinaus auf die obere Wiese, ohne sie wahrzunehmen.
    Verdammt, was ist nur los mit mir?
    Ein Stechen in seiner rechten Seite bot zumindest eine Teilantwort. Außerdem erinnerte es ihn daran, dass er auf dem Weg zum Medizinschränkchen gewesen war, bevor er den Schlenker zum Terminabsagen gemacht hatte.
    Er steuerte aufs Bad zu. Der Mann, der ihn aus dem Spiegel anstarrte, gefiel ihm überhaupt nicht. Über die Stirn zogen sich Sorgenfalten, die Haut war farblos, die Augen blickten trüb und müde.
    O Gott.
    Er wusste, dass er sein tägliches Training wieder aufnehmen musste – die Einheiten mit Liegestützen, Klimmzügen und Rumpfbeugen, durch die er früher besser in Form gewesen war als viele andere, die nur halb so alt waren wie er. Doch jetzt sah er dem Mann im Spiegel jedes seiner achtundvierzig Jahre an und freute sich nicht unbedingt darüber. Nicht über die täglichen Symptome von Sterblichkeit, die sein Körper zeigte, und auch nicht über seinen Absturz aus bloßer Introvertiertheit in weitestgehende Isolation. Er freute sich … über gar nichts mehr.
    Er nahm das Fläschchen Ibuprofen aus dem Regal, schüttete drei kleine Pillen in die Hand und schob sie sich stirnrunzelnd in den Mund. Während er darauf wartete, dass das fließende Wasser kalt wurde, klingelte im Arbeitszimmer das Telefon. Huffbarger, dachte er. Oder seine Praxis. Er rührte sich nicht von der Stelle. Die können mich mal.
    Dann kam Madeleine von oben herunter. Kurz darauf ging sie ans Telefon, gerade als der uralte Anrufbeantworter ansprang. Er hörte ihre Stimme, ohne ihre Worte zu verstehen, füllte einen kleinen Plastikbecher zur Hälfte mit Wasser und spülte schnell die drei Tabletten hinunter, die sich auf seiner Zunge schon teilweise aufgelöst hatten.
    Offenbar kümmerte sich Madeleine um die Sache mit Huffbarger. Ihm war das ganz recht. Doch dann hörte er ihre Schritte im Flur und im Schlafzimmer. Sie trat durch die offene Badtür und streckte ihm das Telefon entgegen.
    »Für dich.« Sie reichte es ihm und verließ den Raum.
    In Erwartung eines unangenehmen Gesprächs mit Huffbarger oder einer seiner verbissenen Helferinnen schlug Gurney einen abweisend brüsken Ton an. »Ja?«
    Am anderen Ende der Leitung herrschte eine Sekunde lang Schweigen.
    »David?« Die klare Frauenstimme kam ihm zwar vertraut vor, ohne dass sein Gedächtnis ihm den passenden Namen oder ein Gesicht dazu liefern konnte.
    »Ja?« Er klang jetzt freundlicher. »Tut mir leid, mit wem …?«
    »Ach, wie kannst du das vergessen? Jetzt bin ich aber beleidigt, Detective Gurney !«, rief die Unbekannte in gespielter Empörung. Plötzlich beschwor der Tonfall ein Bild herauf: eine drahtige, kluge, energiegeladene Blondine mit Queens-Akzent und den hohen Wangenknochen eines Models.
    »Connie! Meine Güte, Connie Clarke. Schon eine Weile her.«
    »Sechs Jahre, um genau zu sein.«
    »Sechs Jahre, unglaublich.« Eigentlich bedeutete ihm die Zahl nicht viel und überraschte ihn auch nicht, doch er wusste nicht, was er sonst sagen sollte.
    Er erinnerte sich mit gemischten Gefühlen an die Verbindung zu ihr. In ihrer Eigenschaft als selbstständige Journalistin hatte Connie Clarke für die Zeitschrift New York einen wohlwollenden Artikel über ihn geschrieben, nachdem er den Serienmörder Jason Strunk zur Strecke gebracht hatte – gerade
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