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Gute Nacht: Thriller (German Edition)

Gute Nacht: Thriller (German Edition)

Titel: Gute Nacht: Thriller (German Edition)
Autoren: John Verdon
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ist gerade dabei, Leute zu befragen, die durch einen Mord einen Elternteil oder einen anderen nahestehenden Menschen verloren haben. Dafür braucht sie eine realistische Herangehensweise. Einen breiten Überblick über das Terrain, verstehst du? Im Grunde geht es schlicht darum, dass einfach wahnsinnig viel auf dem Spiel steht. Und deswegen sollte sie so viel wie nur möglich wissen.«
    Gurney seufzte. »Es gibt doch tonnenweise Material über Trauer, Tod, Verlust von nahestehenden …«
    Sie schnitt ihm das Wort ab. »Ja, ja, ich weiß – der populärpsychologische Quatsch mit den fünf Trauerphasen, klar. Das braucht sie nicht. Sie muss mit jemandem reden, der sich mit Mord auskennt, der die Opfer gesehen, der mit den Hinterbliebenen geredet, der ihnen in die Augen geschaut hat – jemand, der Bescheid weiß, nicht jemand, der ein Buch geschrieben hat.« Lange blieb sie still. »Also, machst du es? Du bräuchtest dich nur einmal mit ihr zu treffen, um zu sehen, was sie vorhat und ob das Ganze in deinen Augen einen Sinn ergibt.«
    Als er so durchs Fenster hinaus auf die hintere Wiese starrte, erschien ihm die Aussicht auf ein Treffen mit Connies Tochter, um ihr Zutritt zur Welt des Müllfernsehens zu verschaffen, alles andere als verlockend. »Du hast von zwei Dingen gesprochen, Connie. Was ist der andere Punkt?«
    »Also …« Ihre Stimme wurde leiser. »Es gibt da vielleicht ein Problem mit einem Exfreund.«
    »Was für ein Problem?«
    »Das ist die Frage. Kim gibt sich gern unangreifbar, weißt du. Als hätte sie vor nichts und niemandem Angst.«
    »Aber …?«
    »Aber es ist zumindest so, dass ihr dieses Arschloch fiese Streiche gespielt hat.«
    »Zum Beispiel?«
    »Zum Beispiel geht er in ihre Wohnung und stellt Sachen um. Sie hat Andeutungen über ein Messer gemacht, das verschwunden und später wieder aufgetaucht ist, doch als ich nachgefragt habe, wollte sie nichts Genaueres erzählen.«
    »Warum hat sie es dann deiner Meinung nach überhaupt erwähnt?«
    »Vielleicht sucht sie einerseits Hilfe und andererseits nicht, kann sich nicht entscheiden.«
    »Hat das Arschloch einen Namen?«
    »Robert Meese ist der richtige Name. Er nennt sich aber Robert Montague.«
    »Besteht da ein Zusammenhang mit ihrem TV -Projekt?«
    »Keine Ahnung. Ich hab bloß so ein Gefühl, dass die Sache schlimmer ist, als sie zugeben will. Zumindest mir gegenüber. Also …, David. Kannst du es bitte machen? Ich weiß nicht, wen ich sonst fragen soll.«
    Als er nicht antwortete, fuhr sie fort. »Vielleicht ist es nur eine Überreaktion von mir. Vielleicht seh ich Gespenster, und es gibt gar kein Problem. Aber selbst dann wäre es toll, wenn du dir anhören könntest, was sie über ihr Projekt mit den Hinterbliebenen von Mordopfern zu sagen hat. Es bedeutet so viel für sie. So eine Chance kriegt sie nie wieder. Und sie ist so entschlossen, so überzeugt.«
    »Du klingst aufgewühlt.«
    »Ich weiß auch nicht. Ich … mach mir einfach Sorgen.«
    »Um ihr Projekt oder wegen ihrem Exfreund?«
    »Vielleicht beides. Ich meine, irgendwie ist es fantastisch, oder? Aber zugleich bricht es mir das Herz, wenn ich mir vorstelle, dass sie vor lauter Entschlossenheit und Überzeugung und Selbstständigkeit in eine Klemme reinschlittert, aus der ich ihr nicht raushelfen kann. Mein Gott, David, du hast doch auch einen Sohn. Da kannst du meine Gefühle sicher verstehen.«
    Zehn Minuten nach dem Ende des Gesprächs stand Gurney noch immer vor dem großen Nordfenster des Arbeitszimmers und rätselte über Connies völlig untypischen verunsicherten Tonfall. Vor allem aber überlegte er, warum er sich letztlich bereit erklärt hatte, mit Kim zu reden, und warum er sich bei der ganzen Sache so unwohl fühlte.
    Vermutlich hatte es etwas mit Connies Bemerkung über seinen Sohn zu tun. Das war für ihn immer ein heikles Thema – aus Gründen, mit denen er sich jetzt nicht befassen wollte.
    Das Telefon klingelte erneut. Erstaunt stellte er fest, dass er es in seiner Zerstreutheit die ganze Zeit in der Hand gehalten hatte. Diesmal ist es bestimmt Huffbarger , dachte er, der seine idiotischen Grundsätze zur Absage von Terminen rechtfertigen will. Er war versucht, es läuten zu lassen, bis der Anrufbeantworter ansprang. Huffbarger konnte warten. Doch er wollte es auch hinter sich bringen, um nicht mehr daran denken zu müssen.
    Er drückte auf die Sprechtaste. »Dave Gurney hier.«
    Eine junge Frauenstimme meldete sich, hoch und klar. »Hallo Dave, vielen,
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