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Gute Nacht: Thriller (German Edition)

Gute Nacht: Thriller (German Edition)

Titel: Gute Nacht: Thriller (German Edition)
Autoren: John Verdon
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einmal drei Jahre nach seiner Ernennung zum Detective First Grade, die ihm für die Lösung des Serienmordfalls Peter Piggert zuteil geworden war. Allerdings war dieser Artikel ein wenig zu wohlwollend gewesen; er verbreitete sich über seine außerordentlichen Erfolge bei der Klärung von Mordfällen und bezeichnete ihn sogar als Supercop des New York Police Department – ein Beiname, der seine fantasievolleren Kollegen zu einer endlosen Reihe amüsanter Varianten inspirierte.
    »Und, wie lebt es sich so im friedlichen Rentnerland da oben?«
    Das hörbare Grinsen in ihrer Stimme ließ ihn vermuten, dass sie von seiner inoffiziellen Teilnahme an den Ermittlungen in den Fällen Mellery und Perry wusste. »Manchmal friedlich, manchmal auch weniger.«
    »O Mann, David, so kann man es wohl ausdrücken. Nach fünfundzwanzig Jahren beim NYPD gehst du in den Ruhestand, und nach ungefähr zehn Minuten in den verschlafenen Catskills steckst du plötzlich in einem Mordfall nach dem anderen. Anscheinend ziehst du Schwerverbrecher an wie ein Magnet. Nicht zu fassen! Und was sagt Madeleine dazu?«
    »Du hast gerade mit ihr gesprochen. Du hättest sie selbst fragen sollen.«
    Connie lachte wie über eine unglaublich geistreiche Bemerkung. »Und? Mal abgesehen von Mordermittlungen, wie sieht dein normaler Tag so aus?«
    »Da gibt’s nicht viel zu erzählen. Ziemlich geruhsam. Madeleine ist um einiges aktiver als ich.«
    »Ich kann mir einfach nicht vorstellen, was du in so einem Postkartenidyll treibst. Dave, wie er Ahornsirup einkocht. Dave, wie er Apfelwein abfüllt. Dave, wie er im Hühnerstall Eier einsammelt.«
    »Leider nicht. Kein Sirup, kein Apfelwein, keine Eier.« Zur Beschreibung des vergangenen halben Jahres fiel ihm ein ganz anderes Szenario ein. Dave, wie er den Helden spielt. Dave, wie er niedergeschossen wird. Dave, wie er viel zu langsam gesund wird. Dave, wie er immer depressiver, feindseliger und einsamer wird. Dave, wie er jede vorgeschlagene Unternehmung als empörenden Anschlag auf sein Recht empfindet, in seiner lähmenden Angst zu verharren. Dave, wie er mit nichts mehr zu tun haben
will.
    »Und was hast du zum Beispiel heute vor?«
    »Um ganz ehrlich zu sein, Connie, verdammt wenig. Ich mache höchstens einen Rundgang um die Wiesen, klaube vielleicht ein paar Zweige auf, die im Winter runtergeweht worden sind, oder harke ein bisschen Dünger in die Gartenbeete. So was in der Richtung.«
    »Klingt gar nicht so schlecht. Ich kenn Leute, die viel dafür geben würden, wenn sie mit dir tauschen könnten.«
    Stumm wartete er, während sich die Stille in die Länge zog, damit sie endlich den Grund ihres Anrufs nannte. Denn es musste einen Grund geben. Er erinnerte sich noch gut an Connies Herzlichkeit und Redseligkeit, aber sie war eine Frau, die immer auf etwas hinauswollte. Unter der windzerzausten blonden Mähne verbarg sich ein stets hellwacher Verstand.
    »Bestimmt möchtest du wissen, warum ich anrufe. Richtig?«
    »Die Frage ist mir in den Sinn gekommen.«
    »Ich ruf an, weil ich dich um einen Gefallen bitten möchte. Einen Riesen gefallen.«
    Nach kurzer Überlegung musste Gurney lachen.
    »Was ist daran so lustig?« Sie klang ein wenig verunsichert.
    »Du hast mir mal erklärt, es ist immer besser, um einen richtig großen Gefallen zu bitten, weil man bei kleinen leichter ablehnen kann.«
    »Nein, das kann ich unmöglich gesagt haben. Es klingt so manipulativ. Einfach schrecklich. Das hast du dir ausgedacht, oder?« Sie war voll fröhlicher Entrüstung. Verunsicherung hielt bei Connie nie lange an.
    »Schön, was kann ich für dich tun?«
    »Du hast es dir also ausgedacht! Ich wusste es!«
    »Wie gesagt, was kann ich für dich tun?«
    »Jetzt macht es mich ganz verlegen, es auszusprechen, es ist nämlich wirklich ein Riesengefallen.« Sie legte eine Pause ein. »Erinnerst du dich an Kim?«
    »Deine Tochter?«
    »Meine Tochter, die dich verehrt.«
    »Wie bitte?«
    »Erzähl mir nicht, das hast du nicht gewusst.«
    »Wovon redest du überhaupt?«
    »Ach, David, David, David. Alle Frauen lieben dich, und du merkst es nicht mal.«
    »Ich glaube, ich war einmal mit deiner Tochter im gleichen Zimmer, da war sie – was weiß ich – vielleicht fünfzehn.« Er erinnerte sich an ein Mittagessen in Connies Haus, an ein hübsches, sehr ernst wirkendes Mädchen, das mit ihnen am Tisch saß und kaum ein Wort sagte.
    »Siebzehn war sie damals. Und verehren ist vielleicht ein bisschen übertrieben ausgedrückt. Aber
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