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Gute Nacht: Thriller (German Edition)

Gute Nacht: Thriller (German Edition)

Titel: Gute Nacht: Thriller (German Edition)
Autoren: John Verdon
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sie fand dich wirklich unglaublich intelligent – und bei Kim bedeutet das eine Menge. Jetzt ist sie dreiundzwanzig, und ich weiß zufällig, dass sie immer noch eine sehr hohe Meinung von Dave Gurney, dem Supercop hat.«
    »Das freut mich, aber … irgendwie kann ich dir noch immer nicht ganz folgen.«
    »Natürlich! Weil ich wirres Zeug rede, statt endlich zur Sache zu kommen. Vielleicht setzt du dich besser hin – es könnte ein bisschen dauern, bis ich es erklärt habe.«
    Gurney stand nach wie vor am Waschbecken im Bad. Er ging hinüber ins Arbeitszimmer. Anstatt sich auf einem Stuhl niederzulassen, trat er zum hinteren Fenster. »Okay, Connie, ich sitze. Was hast du auf dem Herzen?«
    »Nichts Schlimmes. Im Gegenteil, sogar was Fantastisches. Kim hat ein unglaubliches Angebot bekommen. Hab ich dir schon erzählt, dass sie sich für Journalismus interessiert?«
    »Sie will in die Fußstapfen ihrer Mutter treten?«
    »O Gott, sag das bloß nicht zu ihr, sonst wechselt sie über Nacht den Beruf! Ich glaube, ihr größtes Ziel ist Unabhängigkeit von ihrer Mutter. Und im Moment hat sie die Chance zu einem großen Karrieresprung. Aber vielleicht erklär ich dir das Ganze zumindest mal in Grundzügen, damit du weißt, worum es geht. Sie studiert Journalismus in Syracuse und steht kurz vor ihrem Master-Abschluss. Der Ort ist doch nicht weit von dir entfernt, oder?«
    »Nicht direkt in der Nähe. Eindreiviertel Stunden mit dem Auto vielleicht.«
    »Okay, also nicht so wahnsinnig weit weg. Nicht viel mehr als meine Pendelstrecke in die Stadt. Jedenfalls, für ihre Abschlussarbeit hatte sie die Idee zu einer Art Miniserie über Mordopfer. Nein, eigentlich nicht über die Opfer, sondern über die Familien, die Kinder. Sie will untersuchen, welche Langzeitauswirkungen es hat, wenn ein Elternteil ohne Aufklärung ermordet wurde.«
    »Ohne …«
    »Genau, es soll nur um Fälle gehen, wo der Mörder nie gefasst wurde. Wo die Wunde nie richtig verheilt ist. Egal, wie viel Zeit vergangen ist, es bleibt der wichtigste emotionale Faktor in ihrem Leben – ein gigantisches Kraftfeld, das alles verändert. Sie hat auch schon einen Titel für die Serie: Die Mordwaisen. Klingt das nicht toll?«
    »Interessante Idee.«
    » Sehr interessant! Aber das Wichtigste hab ich noch gar nicht erwähnt. Es ist nicht bloß eine Idee. Es wird tatsächlich realisiert ! Das Ganze hat als akademisches Projekt angefangen, doch ihr Betreuer war so beeindruckt, dass er ihr geholfen hat, den Entwurf zu einem richtigen Angebot auszuarbeiten. Er hat sie sogar bewogen, mit mehreren potenziellen Teilnehmern Ausschließlichkeitsvereinbarungen zu treffen, damit sie geschützt ist. Dann hat er ihr Angebot bei einem Bekannten in der Produktion von RAM TV eingereicht. Und stell dir vor: Der Typ von RAM will es machen! Über Nacht ist aus dieser kleinen Abschlussarbeit eine Karrierechance geworden, für die Leute mit zwanzig Jahren Berufserfahrung ihre rechte Hand hergeben würden. RAM ist zurzeit der heißeste Sender überhaupt.«
    Aus Gurneys Sicht trug RAM die Hauptverantwortung dafür, dass Nachrichtenprogramme im Fernsehen zu einem lärmenden, grellen, rechthaberischen, alarmistischen Zirkus verkommen waren, er widerstand aber der Versuchung, seiner Meinung Ausdruck zu verleihen.
    »Und jetzt fragst du dich natürlich«, fuhr Connie aufgeregt fort, »was das alles mit meinem Lieblingsermittler zu tun hat.«
    »Ich warte.«
    »Zwei Dinge. Erstens sollst du ihr über die Schulter schauen.«
    »Und das heißt?«
    »Dich mit ihr treffen. Ein Gespür dafür kriegen, was sie macht. Um zu sehen, ob das die Welt der Mordopfer widerspiegelt, die du kennst. Sie hat da eine große Chance. Wenn sie nicht zu viele Fehler begeht, kann sie ganz groß rauskommen.«
    »Hm.«
    »Bedeutet dieses Ächzen, dass du es machst? Kannst du es bitte machen, David?«
    »Connie, ich hab keinen blassen Schimmer von Journalismus.« Und das Wenige, das er wusste, stieß ihn zum größten Teil ab. Doch wieder hielt er den Mund.
    »Das Journalistische hat sie voll im Griff. Und sie ist wirklich intelligent. Nur eben immer noch ein Kind.«
    »Und was ist mein Beitrag? Hohes Alter?«
    »Realismus. Wissen. Routine. Perspektive. Die unglaubliche Erfahrung nach … wie vielen Mordfällen?«
    Er hatte den Eindruck, dass das keine echte Frage war, und schenkte sich die Antwort.
    Connies Ton wurde noch intensiver. »Sie ist superbegabt, aber Begabung ist nicht das Gleiche wie Lebenserfahrung. Sie
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