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Gute-Nacht-Geschichten vom kleinen Apfelbäumchen

Gute-Nacht-Geschichten vom kleinen Apfelbäumchen

Titel: Gute-Nacht-Geschichten vom kleinen Apfelbäumchen
Autoren: Ludwig Hellmann
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unserem Garten darauf setzen!”, rief er und hüpfte vor Aufregung von einem Bein auf das andere.
     
    Der kleine Apfelbaum, der dem Gespräch gelauscht hatte, war entsetzt. Absägen wollten sie ihn? Er hatte plötzlich fürchterliche Angst und zitterte mit allen Ästen. Der kleine Baum beruhigte sich erst wieder, als der Großvater antwortete.
    “Ich glaube nicht, dass das so eine gute Idee ist. Der Baum ist zwar noch klein. Ich fände es aber sehr schade, wenn wir ihn einfach absägen würden.”
    Der Junge war etwas enttäuscht. Doch sein Opa machte ihm einen Vorschlag.
    “Wie wäre es, wenn wir nur einen Zweig veredeln. Dann siehst du auch, wie es gemacht wird, und der Baum bleibt trotzdem stehen.”
    Peter nickte heftig und auch dem kleinen Apfelbaum gefiel der Vorschlag. Die Aussicht, irgendwann einmal große Äpfel zu tragen, gefiel ihm sehr gut.
     
    “So”, sagte der Großvater. “Jetzt wollen wir aber zur Oma gehen. Sie hat das Mittagessen bestimmt schon auf dem Herd.”
    Peter nahm seinen Opa an die Hand und beide gingen fröhlich nach Hause. Der kleine Apfelbaum sah ihnen noch lange nach und hoffte, dass sie ihre Idee nicht vergessen würden.
     
     

27. Der große Tag
     
    Es dauerte ein paar Tage, doch dann kamen der Großvater und sein Enkel zurück zum Feldrain. In der Hand hielt das Kind einen Zweig. Den hatten sie von einem Baum im Garten der Großeltern abgeschnitten – von einem Baum, dessen Früchte immer besonders gut schmecken. Vor dem kleinen Apfelbaum blieben sie stehen.
     
    „Es gibt verschiedene Möglichkeiten, einen Obstbaum zu veredeln“, fing der Opa zu erklären an. „Bei dem Bäumchen sind die Äste noch nicht so dick, und da kann man Ast auf Ast binden.“
    Er schnitt einen der Äste des kleinen Apfelbäumchens schräg an und tat das gleiche bei dem mitgebrachten Holz. Er achtete darauf, dass die beiden Äste an den Schnittstellen fast gleich dick waren und gut aufeinander passten. Und der Großvater passte auf, die frisch geschnittenen Stellen nicht zu berühren. Der kleine Apfelbaum schrie auf, doch die Menschen konnten ihn nicht hören. Der Großvater band die beiden Äste fest aneinander und holte noch eine Büchse aus der Tasche.
    „Das hier ist Baumwachs“, erklärte er seinem Enkel. „Damit bestreichen wir die Stellen, die jetzt noch offen sind. Das tut dem Baum gut, und es können sich keine Krankheitserreger einnisten.“
    Tatsächlich war das Baumwachs Balsam auf die Wunde des kleinen Apfelbaumes, und er hörte auf zu weinen. Bereits nach wenigen Tagen hatte er sich an den neuen Ast gewöhnt. Nach und nach wuchs der neue Zweig an und wurde ein Teil des kleinen Apfelbaumes.
     
    Das Jahr verging, und als ein weiterer Frühling durch das Land zog, blühte das kleine Apfelbäumchen wie immer. Doch etwas war anders als sonst. An einem Ast gab es Blüten, die ein wenig anders aussahen als die übrigen. Nur wenn man genau hinsah, konnte man es erkennen. Doch als die Früchte wuchsen und später zu reifen begannen, war der Unterschied deutlich. Zwei große, rot-gelbe Äpfel hingen an dem neuen Ast des kleinen Äpfelbäumchens.
     
    Die beiden großen Äpfel waren jedoch für den Ast zu schwer. Er bog sich mehr und mehr und drohte abzubrechen. Kaum noch konnte ihn der kleine Apfelbaum halten. Eines Tages kam der Großvater mit seinem Enkel wieder. Dieses Mal hatten sie eine Astgabel mitgebracht. Der Großvater hob vorsichtig   den schweren Ast an, steckte die Astgabel in den Boden neben dem Apfelbäumchen, legte den Zweig in die Astgabel und band ihn fest.
    „In gut einem Monat sind die Äpfel reif“, sagte der Großvater zu dem Jungen. „Dann können wir die beiden Äpfel ernten.“
    „Und die schmecken dann genauso gut wie die Äpfel aus eurem Garten?“, wollte der Junge wissen.
    „Das“, antwortete der Großvater und legte seinen Arm um die Schulter seines Enkels, „wirst du dann schon sehen.“
    Als die beiden Menschen gegangen waren, jubelte der kleine Apfelbaum.
    „Hagebutte, Ahorn, habt ihr gehört? Sogar die Menschen wollen jetzt meine Äpfel.“
    „Du hast in deinem bisherigen Leben wirklich viel Glück gehabt“, brummelte der Ahorn. „Aber wir gönnen dir die Freude.“
    „Ja“, stimmte die Hagebutte zu, „ jetzt hast du die größten Gefahren überstanden und trägst sogar große Früchte. Wenn jetzt kein Unglück geschieht, wirst du noch viele Jahrzehnte leben und Früchte tragen.“
     
    Und so kam es, dass aus einem unbewusst in den
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