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Gute-Nacht-Geschichten vom kleinen Apfelbäumchen

Gute-Nacht-Geschichten vom kleinen Apfelbäumchen

Titel: Gute-Nacht-Geschichten vom kleinen Apfelbäumchen
Autoren: Ludwig Hellmann
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unsere Kinder tun”, klagte Federchen völlig verzweifelt. Da hatte der kleine Apfelbaum noch eine Idee.
    “Hey”, rief er der Katze zu. “Du wirst das Essen aber teilen müssen!”
    “Wieso das?”, fragte der schwarze Räuber.
    “Du kannst es nicht sehen. Aber da hinten kommt noch eine Katze”, log der kleine Apfelbaum. Schnell sprang die Katze vom Baum und pirschte sich an den vermeintlichen Widersacher heran. Es dauerte eine ganze Weile bis sie merkte, dass der Baum geschwindelt hatte. Doch dann kam sie zurück.
    “Ihr habt mich das letzte Mal zum Narren gehalten!”, fauchte sie verärgert. “Jetzt geht es den Amseln an den Kragen!”. Inzwischen war der Wind zum Sturm geworden. Blitze zuckten und es donnerte laut. Fester als zuvor krallte sich die Katze in den Stamm des Apfelbaumes und griff mit ihren Pfoten ins Nest. Starr vor Angst duckten sich die kleinen Amseln. Sie wussten, dass ihr letztes Stündlein geschlagen hatte. Wegfliegen konnten sie nicht. Federchen und Gelbschnabel verabschiedeten sich herzerweichend von ihren Kindern und versuchten, die Katze anzugreifen. Das beeindruckte den Räuber jedoch nicht. Dennoch war er abgelenkt und griff daneben.
    Aber sie waren nicht allein. Die Hagebutte hatte trotz des Gewitterlärmes das Drama verfolgt. Der Strauch war fest entschlossen, den Tieren und dem Apfelbaum zu helfen. Gerade streckte die Katze erneut ihre Pfote nach einer der jungen Amseln aus, da Schritt die Hagebutte zur Tat. Sie nutzte eine Sturmböe aus und schleuderte eine ihrer besonders langen Ruten in Richtung Apfelbaum. Das war ein Volltreffer! Mit unglaublicher Wucht traf der Zweig die Katze und eine der Dornen bohrte sich in ihre Nase. Vor Schmerz heulte der Räuber auf, sprang wie von Sinnen vom Baum und rannte davon.
     
    Inzwischen setzte heftiger Regen ein. Die Wiedersehensfreude wurde davon jedoch nicht getrübt. Gerade waren die Amselküken in letzter Sekunde mit dem Leben davon gekommen. Das musste gefeiert werden! Gelbschnabel und Federchen küssten und drückten ihre Jungen und wurden nicht müde, der Hagebutte für ihre Hilfe zu danken.
     

23. Abschied nehmen tut weh
     
    Aus Angst vor der Katze wollten die Amselküken nun besonders schnell das Fliegen lernen. Schon am nächsten Tag machten sie erste Übungen. Aber ihre Flügel waren noch zu schwach und die Angst, aus dem Nest zu fallen, zu groß. Doch von Tag zu Tag machten sie Fortschritte und bald schon drehten sie die ersten Runden um den Apfelbaum. Kurze Zeit später verabschiedeten sie sich. Bevor sie wegflogen, versprachen sie noch dem kleinen Apfelbaum und der Hagebutte, ihnen zu helfen, falls sie einmal in Not geraten würden. Glücklich und erleichtert winkten Federchen, Gelbschnabel und die beiden Pflanzen den jungen Amseln, bis sie nicht mehr zu sehen waren.
     
    Die beiden alten Amseln hüpften zum Stamm des Apfelbaumes und rieben ihre Köpfe an dessen Rinde. Es sah aus, als wollten sie mit dem Baum kuscheln.
    “Dir und der Hagebutte wollen wir noch einmal herzlich danken”, sagte Federchen. “Doch jetzt ist es Zeit, Abschied zu nehmen.”
    “Weshalb das?”, fragte erschrocken der kleine Apfelbaum. “Die Katze haben wir doch vertrieben. Die kommt bestimmt nicht noch einmal zurück.”
    Aber in dem Augenblick, als der Baum das aussprach, wusste er bereits, dass es wohl nichts als ein Wunschtraum ist.
    “Es tut uns sehr leid”, sprach Gelbschnabel. “Auch wir wären gerne hier geblieben. Doch jetzt, wo die Katze weiß, dass hier ein Nest ist, wird sie immer wieder kommen.”
    “Sei nicht traurig”, tröstete Federchen den Baum. “Wir werden dich ab und zu besuchen. Vielleicht können wir uns einmal für deine Gastfreundschaft revanchieren.”
    Der kleine Apfelbaum war immer noch sehr betrübt.
    “Und was wird aus eurem Nest?”, wollte er wissen.
    “Das müssen wir hier lassen. Vielleicht können wir es in ein paar Jahren wieder nutzen. Jetzt suchen wir uns erst einmal einen anderen Nistplatz und bauen uns ein neues Nest”, erklärte ihm Gelbschnabel. Und mit diesen Worten flogen sie davon auf der Suche nach einem neuen Unterschlupf.
     
    Einige Tage vergingen, und der kleine Apfelbaum fühlte sich sehr einsam. Der Ahorn und die Hagebutte versuchten ihn zu trösten.
    “Es war doch eine schöne Zeit!”, sprach der Ahorn. “Aber alles hat einmal ein Ende, die guten und - glücklicherweise - auch die schlechten Zeiten. Du wirst noch sehr lange hier stehen und viele interessante Dinge
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