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Gute-Nacht-Geschichten vom kleinen Apfelbäumchen

Gute-Nacht-Geschichten vom kleinen Apfelbäumchen

Titel: Gute-Nacht-Geschichten vom kleinen Apfelbäumchen
Autoren: Ludwig Hellmann
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der Apfelbaum. Federchen hüpfte von Ast zu Ast und blieb plötzlich sitzen. “Hier ist eine gute Stelle. Die Astgabel in der Nähe Deines Stammes ist kräftig genug. Bist du einverstanden?”
    Der Baum überlegte kurz. Was sollte dabei schon schief gehen? Er konnte eigentlich nur gewinnen, denn Schädlinge hätten nun keine Chance mehr. Also sagte er zu. Federchen war begeistert.
    “Ich sage nur schnell meinem Mann Bescheid. Wir fangen heute noch mit dem Nestbau an!”
     
    Die Amseln hielten ihr Versprechen. Noch am selben Tag erschienen Gelbschnabel, das war der Mann von Federchen, und die Amsel selbst mit kleinen Ästen und Gras im Schnabel. Gelbschnabel bedankte sich beim kleinen Apfelbaum für die Gastfreundschaft und begann mit dem Nestbau. Kunstvoll fügte er das Material zwischen die Astgabel und den Stamm, schön rund und fest genug, um auch einen starken Wind zu überstehen.
     
    Tag für Tag wurde das weiche Nest größer. Und eines Nachmittags war Einzug. Beide Amseln hielten dem Apfelbaum, der Hagebutte und dem Ahorn ein Ständchen. Sie sangen aus vollen Kehlen. Dazu setzten sie sich aber nicht auf den Apfelbaum, sondern in den Ahorn. Als sie fertig waren, kehrten sie zum Apfelbaum zurück.
    “Warum habt ihr nicht bei mir gesungen. Schließlich trage ich euer Nest”, fragte er etwas beleidigt.
    “Eben deshalb”, antwortete Gelbschnabel. “Auch wir haben Feinde und wir wollen nicht, dass sie erfahren, wo unser Nest ist.” Das leuchtete dem Apfelbaum ein.
    “Wer sind denn eure Feinde?”, wollte er wissen.
    “Nun”, erwiderte Federchen, “davon gibt es viele: Katzen, Marder, Füchse, aber auch andere Vögel, die es auf uns, unsere Eier oder unseren Nachwuchs abgesehen haben.”
    “Welche Eier?”, fragte der Apfelbaum verblüfft. Er schien etwas ängstlich zu sein, denn mit Eiern hatte er bisher nur schlechte Erfahrungen gemacht. Doch Federchen beruhigte ihn mit einem Lächeln.
    “Die Eier, die ich bald legen werde. Aber keine Angst, keines von unseren Kindern frisst an dir oder macht deine Äpfel madig.”
     
    Wenige Tage später legte Federchen 5 hellgrüne Eier, die mit vielen roten Flecken getupft waren. Von da an wechselten sich Federchen und Gelbschnabel ab. Die Amseln ließen die Eier nicht eine Minute lang allein und duckten sich tief ins Nest, um nicht entdeckt zu werden. Und der kleine Apfelbaum? Der hatte eine neue Aufgabe. Er musste das Nest halten und mit seinen Blättern die Amseln vor den neugierigen Blicken der anderen Tiere verbergen. Und auf diese wichtige Aufgabe war er sehr stolz.
     

20. Nachwuchs
     
    Ganz gleich, ob Tag oder Nacht, ob Sonne oder Regen: Gelbschnabel und Federchen ließen die Eier nie lange allein. Stets achteten sie darauf, dass ihre zahlreichen Feinde keinen Hinweis auf das Nest bekamen. Wenn einer der beiden Vögel zur Futtersuche flog, beeilte er sich, schnell vom Apfelbaum weg zukommen. Und kam er zurück, landete er nicht sofort auf dem kleinen Baum. Er setzte sich zunächst auf den Ahorn in der Nähe und beobachtete die Umgebung. Erst wenn sich Federchen oder Gelbschnabel sicher waren, unbeobachtet zu sein, flogen sie zum Nest.
     
    Gut zwei Wochen dauerte das Brüten. Dann wurde Federchen, die gerade auf den Eiern saß, unruhig.
    “Was ist los?”, wollte der kleine Apfelbaum wissen. “Machst du dir Sorgen, entdeckt zu werden?”
    “Nein”, flüsterte Federchen. “Aber unsere Kinder kommen bald zur Welt. Nicht mehr lange und sie werden die Eierschalen aufpicken.”
     
    Kurze Zeit später war es dann soweit. Nach und nach öffneten sich die Schalen und heraus kamen kleine Küken, denen man noch nicht ansah, dass es einmal Amseln werden. Gelbschnabel und Federchen waren außer sich vor Freude. Und auch der kleine Apfelbaum war glücklich. Schließlich waren es die ersten Vögel, die auf seinen Ästen zur Welt gekommen waren.
    “Herzlichen Glückwunsch!”, rief er den beiden Amseln zu und raschelte mit seinen Blättern.
     
    Man hätte glauben können, dass er selbst Vater geworden ist. Und ein bisschen stimmte das ja auch.
    Für Federchen und Gelbschnabel begann jetzt die Zeit, in der sie unentwegt ihre Kinder füttern mussten. Pausenlos flogen beide umher und kamen mit allerlei Kleingetier im Schnabel zurück. Ohne die Gefahr zu kennen, piepsten die kleinen Federbüschel bei jeder Ankunft ihrer Eltern laut. Weit nach oben reckten sie ihre gelb umrandeten Schnäbel. Jedes der Kleinen versuchte, seine Geschwister zu übertrumpfen, um den
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