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Gute liegt so nah...

Gute liegt so nah...

Titel: Gute liegt so nah...
Autoren: K Higgins
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hier bin.“
    „Oh.“
    Sie drehte einen Silberring an ihrem Finger. „Na ja, es kommt nicht jeden Tag vor, dass der Exmann die eigene Schwester heiratet. Ich war mir nicht sicher, ob du meine Anwesenheit wirklich begrüßen würdest.“
    „Die Einladung war aufrichtig gemeint“, sagte ich.
    „Gut, deine Schwester musst du wohl einladen.“ Ich erwiderte darauf nichts, bemerkte aber die für sie völlig untypische Nervosität. „Na schön, ich werde dir also sagen, was ich zu sagen habe, dann fliege ich wieder zurück. Du hast heute schließlich noch andere Sachen zu erledigen. Es war mir nur ein Bedürfnis, dich zu sehen. Du bist meine einzige Schwester, es ist deine Hochzeit, und da wollte ich dir alles Gute wünschen. Ich hoffe, du und Sam, ihr seid glücklich zusammen.“
    Ich starrte sie an. Sie war immer so schön und selbstbewusst gewesen, aber jetzt plapperte sie beinah vor Unsicherheit. Auf einmal empfand ich … irgendetwas, ich konnte es nicht genau benennen. Sie stand auf, als wollte sie gehen.
    „Liegt dir sonst noch etwas auf dem Herzen?“, fragte ich.
    Sie zögerte, dann erklärte sie seufzend: „Ja. Es tut mir leid, dass ich eine so eklige Schwester war.“
    „Du warst nicht …“, widersprach ich automatisch, bis mir aufging, was sie da gesagt hatte.
    „Doch, das war ich.“ Sie setzte sich wieder. „Ich habe viel nachgedacht in letzter Zeit, seit ich Cape Cod verlassen habe. Auch viel über uns, und nicht nur, weil du mit Sam zusammen bist, sondern weil wir uns nie so richtig nahegestanden haben. Da ich die Ältere von uns beiden bin, lag das wohl an mir.“
    „Trish …“
    „Nein, es stimmt schon. In unserer Kindheit war das noch etwas anderes, Schwestern streiten sich in dem Alter eben ständig. Doch später, da … ich hätte netter zu dir sein sollen. Aber um ehrlich zu sein, ich war eifersüchtig auf dich.“
    Ich gab einen ungläubigen Laut von mir.
    „Doch, so war es“, fuhr Trish fort. „Du warst immer die Kluge. Mom und Dad waren stolz auf deine Zeugnisse, dein Studium. Ich war bloß die hübsche Tochter.“ Sie stutzte, ihre Wangen verfärbten sich pink. „Hoppla.“
    „Du hast vollkommen recht, und du bist heute noch die Hübsche“, räumte ich ein.
    „Nein, Millie. Sieh dich doch mal im Spiegel an. Du bist wunderschön.“ Ihre Worte wühlten mich auf, denn es war das erste Mal, dass meine Schwester etwas Nettes zu mir sagte. „Ich habe viele Fehler gemacht“, fuhr sie fort. „Zum Beispiel hätte ich meine Träume nicht auf Sam projizieren dürfen. Damals war ich noch so jung und befürchtete, er würde sein glamouröses Leben ohne mich führen. Deshalb wurde ich schwanger, um ihn an mich zu binden. Als ich ihn später für Avery verließ, war es noch schlimmer. Ich beging den gleichen Fehler, indem ich glaubte, ein Mann könne mich glücklich machen. Dabei war ich damals alt genug, um es besser zu wissen.“
    Sie hielt inne und betrachtete ihre eleganten Schuhe. Als sie weitersprach, klang ihre Stimme heiser. „Der größte Fehler aber war, dich auf Distanz zu halten, denn was ist man für ein Mensch, wenn die eigene Schwester einen nicht liebt?“
    „Aber ich liebe dich, Trish.“
    Erst als mir diese Worte über die Lippen kamen, erkannte ich, dass sie wahr waren. Sicher, oft genug hatte ich meine Schwester zum Teufel gewünscht und mich über sie fürchterlich geärgert. Doch hinter dem Zorn und der Eifersucht empfand ich für sie, wie man nur für einen Menschen empfinden kann, mit dem man die gleichen Gene teilt.
    „Und ich war immer eifersüchtig auf dich“, gestand ich und nahm ihre Hand in meine. „Nicht, weil du so schön bist, obwohl ich zugeben muss, dass es nicht leicht war, das hässliche Entlein neben der Schwanenprinzessin zu sein. Aber du warst auch immer so selbstbewusst, auf eine Art, um die ich dich beneidete. Außerdem hattest du … Sam.“
    „Was das angeht, bist du ja jetzt an der Reihe“, sagte sie lächelnd.
    „Sieht so aus.“ Ich erwiderte ihr Lächeln, nahm ein Taschentuch und betupfte mir die Augen, wodurch ich den angeblich wasserfesten Mascara verschmierte.
    Jemand klopfte an, und Curtis schaute herein. „Mitch hat die böse Königin gesehen! Sie ist … oh, Verzeihung.“ Er zog sich schnell wieder zurück. „Tut mir leid“, rief er durch die geschlossene Tür. Trish verdrehte die Augen.
    „Ich sollte dich jetzt in Ruhe lassen, damit du deine letzten Vorbereitungen treffen kannst“, sagte sie. „Ich bin froh, dass
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