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Gute liegt so nah...

Gute liegt so nah...

Titel: Gute liegt so nah...
Autoren: K Higgins
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einmal sämtliche Gästezimmer gereinigt und ein paar kleinere Renovierungsarbeiten ausgeführt werden mussten. Die beiden würden gemütlich und glücklich im dritten Stock überwintern, was ich ihnen gönnte … nur erinnerte es mich wieder auf schmerzliche Weise an meine Einsamkeit.
    Digger und ich unternahmen einen langen Spaziergang bis zum Ende von Provincetown, wo die riesigen Wellenbrecher und Felsen in die kabbelige Bucht hineinragten. Digger trottete zufrieden neben mir her, schnüffelte an Krebspanzern zwischen den Felsspalten oder kam zu mir gelaufen, um meine Hand mit seiner Schnauze anzustupsen. Ich fühlte mich innerlich wie tot, sodass ich keinen Blick hatte für die hübschen Häuschen in der Commercial Street und kaum das Geschrei der Möwen wahrnahm, die über mir am Himmel kreis ten.
    Die Jungs kochten Mittagessen, kramten ein altes Trivial Pursuit aus und fuhren sogar mit Digger in einen Hundesalon, um ihn ein bisschen zu verwöhnen. Ich wusste, dass ich mich hier nicht ewig verkriechen konnte, trotzdem war ich froh über die se Gnadenfrist. Statt darauf zu warten, dass andere Leute über den weiteren Verlauf meines Lebens entschieden, hatte ich gehandelt.
    In dieser Nacht, während ich den Geräuschen des Meeres lauschte, versuchte ich mich mit meiner Situation abzufinden. Digger kroch zu mir ins Bett und leckte meine Tränen ab, als ich leise die Liebe beweinte, die ich beinah gehabt hätte, die erlittene Demütigung und die Aussicht auf die vor mir liegenden trostlosen Tage bei mir zu Hause.
    Irgendwann in der Nacht beschloss ich, nach Eastham zurückzukehren und mich den Dingen zu stellen. Sam würde wahrscheinlich vorbeikommen, um mir die Neuigkeit persönlich zu übermitteln, und da musste ich mich stark und würdevoll präsentieren, damit er glaubte, das sei in Ordnung für mich. Dann würde ich mich in die Arbeit stürzen und eines Tages jemand anderen kennenlernen.
    Doch jetzt, hier in der Dunkelheit, gab ich mich der Trauer um Sam Nickerson hin.
    Am nächsten Tag gaben Curtis und Mitch mir Arbeit. Morgens deckten wir die Möbel einschließlich des kostbaren Steinwayflügels in dem riesigen Salon zu und klebten die Terrassentüren ab, die zum Strand führten. Die Jungs hatten beschlossen, den Farbton von Waldgrün zu Königsblau zu ändern, also zogen wir unsere Malersachen an und machten uns ans Werk. Genau genommen befand ihre Malerkleidung sich auf dem Niveau meiner besten Kleidungsstücke, aber das war eben ihr Stil.
    Es tat gut, sich auf etwas so Alltägliches wie das Anstreichen eines Zimmers zu konzentrieren. Man musste keine großen geistigen Fähigkeiten dafür aufbieten, aber trotzdem aufpassen und sich Mühe geben. Meine beiden Freunde tratschten über gemeinsame Bekannte und erläuterten mir ausführlich die Zusammenhänge und Hintergründe, damit ich mich nicht ausgeschlossen fühlte. Während ich meinen Pinsel in die weiße Farbe tauchte, die ich für die Zierleisten verwendete, wünschte ich, mein ganzes Leben damit übertünchen zu können.
    „Weißt du, Prinzessin, manchmal entwickelt sich wirklich alles zum Guten“, sagte Curtis ziemlich unvermittelt und unterbrach damit Mitchs Schilderung des schlechten Männergeschmacks eines Freundes. Er warf Mitch einen bedeutungsvollen Blick zu.
    „Ja, du hast vollkommen recht“, bestätigte der. „Bist du nicht auch dieser Ansicht, Millie?“
    „Wovon redet ihr eigentlich?“, fragte ich und zog meinen Pinsel über die Fußleiste.
    „Vielleicht sollte das mit dir und Sam einfach nicht sein, weil ihr doch nicht füreinander bestimmt wart“, erklärte Curtis ein wenig selbstzufrieden.
    „Ja, vermutlich.“ Sofort war meine tiefe Trauer wieder da.
    „Er war ohnehin nicht gut genug für dich, Schätzchen“, versuchte Mitch mich zu trösten.
    Ich gab ein ersticktes Lachen von mir. „Nicht gut genug? Sam …“
    „Immerhin hat er dir das Herz gebrochen“, wandte Curtis ein.
    „Er ist ein guter Mensch“, sagte ich, aber es schnürte mir schon wieder die Kehle zu. „Ein sehr guter Mensch.“ Ich tauchte den Pinsel in den Eimer und nahm mich zusammen.
    „Ich weiß nicht, mir kam er immer ein bisschen langweilig vor“, sagte Curtis.
    „Nein, er …“, fing ich an.
    „Ja, so unauffällig in Gesprächen. Du hast recht, Darling“, pflichtete Mitch seinem Partner bei. „In seiner Uniform mag er ja gut aussehen, aber ansonsten war er doch eher Durchschnitt.“
    „Ganz recht“, meinte Curtis in seinem Singsang und wandte
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