Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gute liegt so nah...

Gute liegt so nah...

Titel: Gute liegt so nah...
Autoren: K Higgins
Vom Netzwerk:
üblich gewesen war – er holte mich bei mir zu Hause ab und bekam einen Gutenachtkuss auf der Veranda, nachdem er mich wieder abgesetzt hatte.
    Doch mit jeder Woche kam uns unser Zusammensein natürlicher vor. Ich fand es nicht mehr eigenartig, eine Beziehung mit dem Exmann meiner Schwester zu führen, und den Leuten in unserem Umfeld ging es genauso. Mein Vater war der Einzige, der mit der Umstellung überhaupt keine Probleme hatte, und in gewisser Weise ebnete er uns den Weg. Im Frühling fuhr er mit Danny ein Wochenende zum Angeln, und als sie zurückkamen, nahm der Junge seinen Vater beiseite und erklärte ihm, es sei in Ordnung, falls Sam vorhabe, mich zu heiraten. Mein Vater erzählte mir nie, was er Danny gesagt hatte, nur dass manche Dinge im Leben richtig sind, selbst wenn sie einem ein bisschen seltsam vorkommen.
    Dann kam der Verkauf von Sams Haus, und trotz seiner Beteuerungen war er anschließend geknickt. Drei Wochen später ging Danny an die University of Notre Dame, und Sam zog in ein kleines Haus in der Nähe des Salzteichs. Er wollte ein eigenes Haus haben, zumindest bis Danny sein erstes Studienjahr beendet hatte.
    Das war eine kluge Entscheidung, denn es tat ihm gut, allein zu leben, so wie es mir zuvor gutgetan hatte. Wir sahen uns mehrmals die Woche, ansonsten telefonierten wir täglich. Eines Abends vor ein paar Monaten unternahmen wir nach dem Essen bei mir einen Spaziergang zum Leuchtturm, und dort, begleitet vom Rauschen der Brandung, dem stürmischen Wind und Diggers ausgelassenem Herumtollen, steckte Sam mir einen Verlobungsring auf den Finger.
    Und nun saß ich hier an einem Frisiertisch, betrachtete mich im Spiegel und gab mich Tagträumen hin. Curtis steckte den Kopf zur Tür herein. „Bist du bereit, Prinzessin?“ Katie hatte vorübergehend ihre Verantwortung als erste Brautjungfer an Curtis abgegeben, da er sich besser auf Frisuren und Make-up verstand. Er musterte mich in meinem halb fertigen Zustand und gab einen tadelnden Laut von sich. „Die Gäste sind da, alle warten, und nun sieh dich an! Da lasse ich dich mal für zwei Minuten allein …“ Er kam zu mir und kniete sich neben mich. „Bist du nervös?“
    „Nein.“ Ich sah meinen Freund an. „Habe ich mich bei dir und Mitch eigentlich schon für die Hochzeit bedankt?“
    „Ach Schätzchen, wenn es nach euch gegangen wäre, wärt ihr wahrscheinlich durchgebrannt. Das konnten wir nicht zulassen. Hier, vergiss das nicht.“
    Ich ließ Curtis ein Armband an meinem Handgelenk befestigen. „Komm“, sagte ich leise, „wir spähen mal hinaus.“ Kichernd schlichen wir auf Zehenspitzen in den Flur und sahen nach unten.
    Rosengirlanden schlängelten sich am Treppengeländer hinauf, und der elegante Salon war in sanftes Kerzenlicht getaucht. Alle waren versammelt – Mitch stand in seinem Armanismoking neben Katie, die bezaubernd aussah in ihrem schlichten roséfarbenen Futteralkleid. Die beiden lachten und unterhielten sich mit Jill Doyle und ihrem Mann. Meine Mom sah hübsch aus und sauste geschäftig hin und her, wie jede Mutter der Braut es machte. Mein Dad hatte sich Dr. Whitaker geschnappt und faszinierte den guten Mann zweifellos mit spannenden Geschichten aus der Welt der Klärgruben. Corey und Mikey rannten herum und sahen entzückend aus in ihren Kinderanzügen. Sams Partnerin Ethel sah ohne ihre Uniform ganz anders aus, tatsächlich feminin, allerdings auch gereizt, was vermutlich am strikten Rauchverbot im Pink Peacock lag.
    Einige von Sams Kollegen aus dem Police Department standen an der Bar. Janette, inzwischen schwanger, plauderte mit Zach. Auch eine Handvoll Patienten, zu denen ich ein freundschaftliches Verhältnis entwickelt hatte, war gekommen. Insgesamt waren es nicht zu viele Gäste, aber alle, die uns etwas bedeuteten. Sam konnte ich nirgends entdecken, aber ich hörte ihn lachen. Dafür sah ich meinen geliebten Neffen, der meiner Tante einen Kuss gab und über eine ihrer Bemerkungen lachte. Danny sah in seinem Smoking aus wie ein Prinz; er war Sams Trauzeuge.
    Dann gab es noch einen Gast, der einzige, der sich umdrehte und mich durch das Geländer hinunterspähen sah: Joe Carpenter. Er prostete mir schweigend mit seiner Bierflasche zu. Ich winkte zurück.
    Als Katie mich fragte, ob sie ihn mitbringen könnte, war ich zugegebenermaßen etwas verblüfft.
    „Seid ihr etwa zusammen?“, fragte ich.
    „Nein“, versicherte sie mir rasch, errötete jedoch. „Nicht wirklich. Momentan sind wir einfach nur
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher