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Gute liegt so nah...

Gute liegt so nah...

Titel: Gute liegt so nah...
Autoren: K Higgins
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erst war er mit mir im Bett gewesen, hatte mich geliebt. Wie konnte er jetzt mit Trish zusammen sein? „Ja, nur zu.“
    „Okay, gut. Mal sehen. Viel gegessen haben die beiden nicht. Trish redet gerade … sie trägt ein gelbes Kleid, klobigen Topazschmuck, sehr schicke Schuhe, ich glaube Jimmy Choos … sie beugt sich nach vorn, lehnt sich über den Tisch, das wirkt eindringlich … sie redet mit ernstem Gesicht … hallo Mitch … nein, Liebling, Millie hat den Stecker gezogen. Trotzdem danke, du warst ein fantastischer Spion … okay, nun spricht Sam.“ Curtis’ Stimme wurde leiser. „Er nimmt ihre Hand … sie weint … lacht sie auch ein bisschen?“
    Mir war, als würde ich langsam in einem tiefen, dunklen Abgrund versinken. „Das reicht“, sagte ich.
    „Er küsst ihre Hand, und nun weint Trish richtig. Er steht auf und geht zu ihr, legt den Arm um sie. Oh. Oh.“ Curtis sog scharf die Luft ein. „Er küsst sie, Millie.“
    „Ich glaube, das genügt“, flüsterte ich.
    „Ja, du hast wohl recht.“
    Meine Schläfen hämmerten, ich fühlte mich elend. Ich hielt das Telefon weiter an mein Ohr und hörte die Geräusche des Restaurants, in dem Sam und Trish sich versöhnten.
    Meine Schwester würde aufs Cape Cod zurückkehren, sodass ich den beiden ständig begegnen musste. Und nun war es auch nicht länger ein Geheimnis, wie noch vor gut sechsunddreißig Stunden. Ich liebte Sam, und er, Trish, meine Eltern, Danny, alle wussten es. Das Verhältnis zu meinem Neffen würde nie mehr so sein wie vorher. Ich würde Sam an Thanksgiving sehen und zu Weihnachten einen Pullover schenken. Vielleicht würden die beiden sogar noch ein Kind bekommen.
    „Bist du noch da, Millie?“, fragte Curtis mit unerträglich sanfter Stimme.
    „Kann ich für ein paar Tage bei euch bleiben?“, fragte ich. „Bevor ich wieder anfange zu arbeiten?“
    „Selbstverständlich! Du kannst so lange bleiben, wie du willst. Du darfst sogar deinen Hund mitbringen.“
    „Ich packe nur schnell ein paar Sachen.“
    „Fantastisch. Ach, und Millie … es tut mir schrecklich leid für dich.“

35. KAPITEL
    C urtis und Mitch begrüßten mich wie eine schwerkranke Patientin, indem sie behutsam meine Arme streichelten und leise mit mir sprachen.
    „Du kannst bleiben, so lange du magst“, versicherte Curtis mir noch einmal.
    „Danke, Leute, aber ein paar Tage werden reichen. Ich brauche bloß ein wenig Abstand.“
    „Natürlich. Was ist mit Abendessen? Hast du Hunger?“, erkundigte Mitch sich. Ich versuchte mich an meine letzte Mahlzeit zu erinnern, aber es gelang mir nicht. Trotzdem fühlte mein Magen sich an, als hätte ich eine Bocciakugel verschluckt.
    „Ich glaube, ich gehe einfach ins Bett. Entschuldigt, dass ich euer Jubiläum ruiniert habe.“
    „Sei nicht albern. Es war nur der Jahrestag unseres ersten Dates! Unser richtiges Jubiläum feiern wir nächsten Monat, keine Sorge.“
    Sie trugen meine Tasche nach oben und zeigten mir meine Suite. Sie hieß Dry Dock. Ich hörte ihren Erläuterungen kaum zu, weil ich ständig an Sam und Trish denken musste. Die beiden Namen gehörten schon so lange zusammen, dass es sich für mich ganz normal anhörte: Sam und Trish. Sam und Millie dagegen … das klang blöd.
    In meiner riesigen Suite gab es nach Lavendel duftende Bettwäsche, einen großen bunten Blumenstrauß auf der Kommode und einen Blick aufs Wasser. Ich rief Katie an und berichtete ihr kurz, was passiert war und wo ich mich befand, weil ich keine Lust hatte, meine Eltern anzurufen. Dann legte ich mich todmüde ins Bett. Ich hatte nicht einmal mehr die Kraft, mich zu waschen. Digger kam zu mir, um sich noch einmal streicheln zu lassen, ehe er sich vor dem Kamin niederließ. Die einzigen Geräusche waren der Wind und das Rauschen der Wellen. Allein in der Dunkelheit fühlte ich mich noch niedergeschlagener.
    „Oh Sam“, flüsterte ich, während die Tränen unaufhörlich strömten. Wie sollte ich damit umgehen? Wie sollte ich mit diesem Verlust fertig werden? Die Zeit mit Sam kam mir vor wie ein grausamer Streich. Es war schlimm genug, ihn zu lieben, aber die Worte von ihm zu hören, zu empfinden, was wir empfunden hatten, um dann alles zu verlieren, war unerträglich.
    Am Morgen bereiteten Curtis und Mitch mir ein üppiges Frühstück zu, das ich aß, obwohl es mir schwerfiel. Die Jungs versuchten mich auf andere Gedanken zu bringen, indem sie mir vom Peacock erzählten, den sie den Winter über zumachen wollten, weshalb noch
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