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Gut und richtig leben mit dem inneren Schweinehund

Gut und richtig leben mit dem inneren Schweinehund

Titel: Gut und richtig leben mit dem inneren Schweinehund
Autoren: Marco von Muenchhausen
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Nicht zuletzt das ist der Grund für die Popularität von Dagobert Duck – eine Disneyfigur, die der Avaritia (Geiz, Habgier, Habsucht) frönt. Auf Invidia (Neid, Missgunst, Eifersucht) stoßen Sie in einer Vielzahl von Opernstoffen oder in Märchen wie Aschenputtel. Ira (Zorn, Wut, Rachsucht) ist als Zorn des Achill das Leitthema in der Ilias des Homer – und möglicherweise ließe sich auch die Figur des Robin Hood als Vertreter dieses (hier ins Positive gewendeten) Lasters einordnen. |17| In Patrick Süskinds äußerst erfolgreichem Roman Das Parfum dreht sich alles um das Laster Luxuria (Wollust, Unkeuschheit). Und für ihre Superbia (Hochmut, Übermut, Eitelkeit, Stolz) sind Figuren wie Astrid Lindgrens Karlsson vom Dach bekannt – und nicht zuletzt der »Lügenbaron Münchhausen«.

    |17| Von »Lastern« und »Sünden« ist im heutigen Alltag kaum mehr die Rede. Tatsächlich bröckeln die Fundamente dieses Teils der christlichen Ethik seit der Reformation. Sie sind aber so tief mit unserer Kultur und Sprache verwoben, dass sie noch immer sehr wirkmächtig sind. Nicht anders ist die Popularität von Geschichten rund um alle denkbaren Laster zu erklären und die Vehemenz, mit der der innere Schweinehund für diese Laster wirbt.

Die sieben Hauptlaster
     
Gula: Völlerei, Unmäßigkeit, Maßlosigkeit
Acedia: Trägheit, Überdruss, Feigheit
Avaritia: Geiz, Habgier, Habsucht
Invidia: Neid, Missgunst, Eifersucht
Ira: Zorn, Wut, Rachsucht
Luxuria: Wollust, Unkeuschheit
Superbia: Hochmut, Übermut, Eitelkeit, Stolz

|18| Warum der Schweinehund die Moral nicht mag
    Wenn der innere Schweinehund etwas soll, will er erst recht nicht. Deshalb tut er sich auch mit der christlichen Moralphilosophie so schwer, die vor allem vom »Sollen« spricht. Der gläubige Mensch soll Gutes tun und Böses unterlassen – die »Zehn Gebote« schreiben ihm vor, worauf es in seiner Beziehung zu Gott und zu anderen Menschen ankommt. Vor allem sagen sie ihm, was er nicht soll: Du sollst nicht töten, nicht ehebrechen, nicht stehlen und kein falsches Zeugnis ablegen. »Die Gebote liefern keinen positiven Leitfaden für unser Handeln«, erklärt Kurt Bayertz, Professor für praktische Philosophie an der Universität Münster. »Wir haben es nicht mit Vorschriften zu tun, die uns sagen, welche Ziele wir in unserem Handeln verfolgen (…) sollen, sondern mit Vorschriften, die unserem Handeln Grenzen setzen.«
    Viele Menschen sehen Gebote durch folgende Brille: Sie werden von einem Gott erlassen, den man sich als Gesetzgeber vorzustellen hat. Dazu kommen Moraltheologen und Prediger, die mit erhobenem Zeigefinger beispielsweise verkünden, was man in der Fastenzeit nicht essen, welche Art von Sexualität man nicht leben und was man sonntags nicht tun darf. Bei einer solchen Sichtweise geht natürlich der innere Schweinehund fast automatisch auf die Barrikaden. Umso mehr, als er unzugänglich ist für schwer vorstellbare Versprechungen eines besseren Lebens im Jenseits oder gar für Drohungen mit einer Bestrafung in der Hölle. Mit solchen Konzepten ist der innere Schweinehund nun mal nicht zu bewegen.
    |19| Wird Moral heute von vielen Menschen als etwas angesehen, das von außen an einen herangetragen und gegen den eigenen Willen zugemutet wird, das seine individuelle Freiheit durch unangemessene Vorschriften begrenzt, dann handelt es sich wohl um die Moral, die man mit der Kirche des Mittelalters assoziiert. Der Jesuit, Priester und Zen-Meister Niklaus Brantschen fasst diese Fehlvorstellung von Moral so zusammen: »Was ich tue, ist gut, nicht weil es mir und andern guttut, sondern weil es wehtut. Je freudloser ich dabei bin, je mehr ich mich plage und abmühe, umso besser.« Kein Wunder, dass der innere Schweinehund bei einer so verstandenen Moral Reißaus nimmt.
    An sich aber ist Moral gar nichts Schlechtes. Sie ist ein Orientierungssystem aus Normen und Werten, das jedem einzelnen Menschen sagt, wie er sich zu verhalten hat und worauf es im Leben ankommt. Ein derartiges System ist in allen Kulturen bekannt und sieht überall in der ganzen Welt grundsätzlich ähnlich aus, zum Beispiel als Goldene Regel : »Was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem anderen zu.« Eine so verstandene Moral hilft den Menschen dabei, gut und richtig zusammenzuleben. Und bereits Kinder bringen es fertig, die grundsätzlichen Regeln von »Fair Play« selbst herauszufinden – ganz einfach deshalb, weil das gemeinsame Spiel dann besser
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