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Gut und richtig leben mit dem inneren Schweinehund

Gut und richtig leben mit dem inneren Schweinehund

Titel: Gut und richtig leben mit dem inneren Schweinehund
Autoren: Marco von Muenchhausen
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Gesellschaft innerhalb kürzester Zeit änderten. Dabei war die Entdeckung des Wertewandels vielleicht sogar eher Zufall als Absicht.
    Die Rede ist von einer Testfrage, die 1967 zum ersten Mal gestellt und 1972 wiederholt wurde: »Wir haben eine Liste zusammengestellt mit den verschiedenen Forderungen, was man Kindern für ihr späteres Leben mit auf den Weg geben soll, was Kinder im Elternhaus lernen sollen. Was davon halten Sie für besonders wichtig?« Auf der Liste standen 15 Erziehungsziele, von gutem Benehmen |27| über Gewissenhaftigkeit bis hin zu Sauberkeit und Sparsamkeit.

    Basis: Bundesrepublik Deutschland, Bevölkerung ab 16 Jahre, Angaben in Prozent Quelle: Allensbacher Archiv, IfD-Umfrage 7087, Februar/März 2006
    1972 wurde die Frage noch einmal gestellt – und das Ergebnis wich deutlich von dem früheren ab. Bürgerliche Tugenden, die mehr als 250 Jahre lang gepflegt wurden, erhielten nun deutlich weniger Zustimmung, und diese Tendenz zog sich durch alle sozialen Schichten. In der Gruppe der Unter-30-Jährigen war die Abkehr am deutlichsten messbar. Mitte der 90er Jahre änderte sich |28| das Bild dann grundlegend. Plötzlich gewannen die traditionellen Werte – Höflichkeit, Arbeitsethik, Sparsamkeit – wieder an Bedeutung, teilweise sogar noch mehr als 1967.
    1967 meinten zum Beispiel 81 Prozent der Befragten unter 30 Jahren, dass Kinder Höflichkeit und gutes Benehmen lernen sollten, 1972 waren es nur noch 50 Prozent, 2006 stieg der Wert auf 88 Prozent. Eine ähnliche Verschiebung zeigte sich bei anderen Fragen: Dass man Kinder dazu erziehen sollte, ihre Arbeit gewissenhaft zu tun, sagten in der ersten Umfrage 71 Prozent der jungen Leute, fünf Jahre später nur noch 52 Prozent, 2006 dann 82 Prozent.
    Was steckt hinter diesem Wertewandel? Sicher keine Rückkehr in die Wertewelt der 50er Jahre, schätzen Thomas Petersen, Projektleiter am Institut für Demoskopie Allensbach, und Tilman Mayer, Professor für Politische Wissenschaft an der Universität Bonn. »Manche Trends des Wertewandels setzen sich bisher ungebrochen fort«, schreiben sie, »beispielsweise der Trend, mehr und mehr Gewicht darauf zu legen, dass die Kinder zur Durchsetzungsfähigkeit, zum Wissensdurst und zum technischen Verständnis erzogen werden.« Auch sei keine Rückkehr zu den christlich-religiösen Werten erkennbar, die im Verlauf des »Wertwandelschubs« der späten 60er und frühen 70er Jahre an Bedeutung verloren hätten. Ungebrochen sei auch der Trend zum Lebensgenuss, der heute, anders als vor 30 Jahren, nicht mehr als Widerspruch zu einer ausgeprägten Arbeitsethik verstanden werde. 3
     
    Trendwende in den 90er Jahren
    Interessant ist, dass die Allensbacher Forscher einen relativ genauen Zeitpunkt für das Ende des von ihnen beobachteten Wertewandels angeben können: 1998.
    Grundlage dieser Beobachtung sind Antworten auf folgende Testfrage: »In welchem dieser fünf Werte stimmen Sie mit Ihren Eltern überein?« Den Befragten wurde ein Liste mit folgenden Werten |29| vorgelegt: Einstellungen zur Religion, zur Politik, zur Moral, Umgang mit anderen Menschen, Einstellung zur Sexualität. Als die Allensbacher Forscher diese Frage 1981 erstmals stellten, sagten 23 Prozent der Befragten unter 30 Jahren, dass sie in keinem Bereich mit ihren Eltern übereinstimmten. Im Laufe der 80er Jahre stieg der Anteil auf rund 30 Prozent und blieb auf diesem Level bis Ende der 90er Jahre. »Solange die junge Generation sich in ihren Wertvorstellungen unverändert deutlich von der Generation der Eltern unterscheidet, ist die Dynamik eines Wertewandels nicht gebrochen«, schlussfolgern die Umfrage-Experten Petersen und Mayer.
    Dann kam die Wende: Innerhalb eines Jahres, von 1997 bis 1998, sank der Anteil der jungen Befragten, die in keinem Punkt mit ihren Eltern übereinstimmten, von 31 auf 18 Prozent. Laut Allensbach ist dieser Wert seitdem stabil geblieben, der, so Petersen und Mayer, im internationalen Vergleich immer noch recht hoch sei. Die »deutsche Sondersituation« mit der außerordentlich starken Generationskluft der 80er und frühen 90er Jahre existiere so aber nicht mehr. Dafür spreche auch die Annäherung der Generationen in Erziehungsfragen: Hier unterschieden sich die jungen und die älteren Befragten so wenig wie seit den 60er Jahren nicht mehr.
     
    Werte heute
    Die Allensbacher Sozialforscher führen regelmäßig eine Umfrage durch zum Thema »Das darf man unter keinen Umständen tun«. Dabei legen Sie den Befragten
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