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Gut und richtig leben mit dem inneren Schweinehund

Gut und richtig leben mit dem inneren Schweinehund

Titel: Gut und richtig leben mit dem inneren Schweinehund
Autoren: Marco von Muenchhausen
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leben«.
    |36| Dazu braucht es zwei Arten von Tugenden: Zum einen die Charaktertugend, zum anderen Lebensklugheit. Es reicht eben nicht aus, vom Pfad der Tugend gehört zu haben, man muss ihn auch gehen können. Die Lebensklugheit hilft dabei, die richtigen Mittel und Wege zum Ziel zu finden (auch wenn der Schweinehund sie manchmal für holprige Umwege hält) und das Ziel zu erreichen.
    Was genau man sich unter einem Menschen mit einem vorzüglichen Charakter vorzustellen hat, zeigt ein Blick in die langen Kataloge der Tugenden, die seit der Antike geschrieben worden sind. Hier eine Auswahl:
     
    Kardinaltugenden/Primärtugenden
    Im Unterschied zu den »nützlichen« Tugenden sind dies »wertvolle« Tugenden. Philosoph Höffe schreibt: »Erst sie bedeuten nicht irgendeinen charakterlichen Vorzug, sondern einen vorzüglichen Charakter.« Im europäischen Kulturkreis gibt es verschiedene Versionen der vier Kardinaltugenden. Platon hat folgende zusammengestellt – und diese werden in der Literatur am häufigsten aufgegriffen:
     
Klugheit
Gerechtigkeit
Tapferkeit
Mäßigung
    Sekundärtugenden
    Dies sind »nützliche« Tugenden. Laut Höffe sind sie »nicht in sich selbst gut. Es kommt darauf an, wofür sie eingesetzt werden«. Sie stehen also im Dienste der primären Tugenden. Was als Sekundärtugend angesehen wird, kann von Kulturkreis zu Kulturkreis, aber auch von Milieu zu Milieu ganz verschieden sein. Als typisch deutsche Sekundärtugenden (oft auch als »Preußische Tugenden« bezeichnet) gelten
     
Fleiß
Gehorsam
Härte gegen sich selbst
Ordnungssinn
|37| Pflichtbewusstsein
Pünktlichkeit
Sparsamkeit
Treue
Unbestechlichkeit
Unterordnung
Zurückhaltung
Zuverlässigkeit
    Christliche Tugenden
    Neben den Zehn Geboten enthalten auch weitere Bibelstellen Hinweise auf christliche Tugenden. Zum Beispiel im ersten Brief an die Korinther des Apostels Paulus (1. Korinther 13,13). Es handelt sich um
     
Glaube
Liebe
Hoffnung
    Rittertugenden
    In der ritterlichen und höfischen Kultur des Mittelalters galten als Tugenden:
     
Aufrichtigkeit
Bescheidenheit
Verlässlichkeit
    Weibliche Tugenden
    Etwas angestaubt, dafür umso amüsanter lesen sich heute die klassischen Frauentugenden der abendländischen Kultur:
     
Häuslichkeit
Sparsamkeit
Keuschheit
    |38| Tugenden heute
    Der französische Philosoph André Comte-Sponville hat kürzlich unter dem Titel Ermutigung zum unzeitgemäßen Leben ein »kleines Brevier der Tugenden und Werte veröffentlicht«, das viel Beachtung gefunden hat. Die »alten« Tugenden leben also fort, sie erfahren eine moderne Rezeption. Es gibt offenbar ein neues Interesse an der menschlichen Fähigkeit, gut zu handeln. Doch ist das Gute immer auch das Richtige ?

    »Ich hab dich fest im Griff!«

|39| Was heißt »gut und richtig leben«?
    Ein gutes Leben kann zweierlei bedeuten: Ein nach (individuell gewählten) ethischen Kriterien richtiges Leben, in dem sich der Mensch stets aufrichtig, ehrlich, klug, tapfer, selbstbeherrscht – also kurz: tugendhaft verhält. Es kann aber auch ein subjektiv angenehmes Leben meinen, in dem der Mensch sich all das leisten kann, was ihm gefällt. Um diese Variante des guten Lebens soll es in diesem Buch nicht gehen. Um das gute und richtige Leben soll es hier also gehen, wobei das »und« besonders wichtig ist. Denn ein nach strengen Moralvorstellungen richtiges Leben kann sich subjektiv durchaus nicht gut anfühlen.
    Doch was heißt gut – im ethischen Sinne? In der philosophischen Tradition gilt das Gute als etwas, das man durch vernünftige Betrachtung erschließen kann (Mutter Teresa ist gut; gut können aber auch ein Bauwerk sein, eine Komposition oder eine Mathearbeit).
    Heute wird nicht mehr vorrangig nach dem Guten gesucht, sondern eher nach Werten – und das überall: Die Unternehmen suchen nach Modellen werteorientierter Führung, die Familien nach Werten in der Erziehung, es gibt neuerdings sogar Wertecoaching für den Beruf. 5
    Denn sobald von Werten die Rede ist, schwingt für viele Menschen assoziativ und vielleicht unbewusst der Begriff »Bewertung« mit. Und das ist ein höchst subjektiver Vorgang, der heute ganz anders aussehen kann als vor fünfzig oder in fünfzig Jahren.
    |40| Der Kategorische Imperativ
    Wie findet man aber nun heraus, ob das selbst gewählte Gute tatsächlich auch das Richtige ist? Da gibt es verschiedene Möglichkeiten: Entweder, man beruft sich auf einen bereits bestehenden Wertekanon – einer Religion, einer Partei oder auch
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