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Gut gegen Nordwind

Gut gegen Nordwind

Titel: Gut gegen Nordwind
Autoren: Daniel Glattauer
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Sekunden später
    RE:
    Woran dann?
     
    Zwei Minuten später
    AW:
    Gar nicht, es wird ein schönes, angenehmes, gesundes, vitales Treffen, Emmi, Sie werden schon sehen.
     
    Drei Stunden später
    RE:
    Haben Sie noch ein bisschen Zeit, Leo? Ich weiß, es ist schon spät. Aber nehmen Sie sich noch ein Glas Rotwein, das tut Ihnenimmer gut. Ich hätte da nämlich noch ein paar Fragen, mir geht da einiges durch den Kopf. Zum Beispiel zu meinem Spezialthema: 1.) Halten Sie es für möglich, dass Sie an unserem »Abschiedsabend« Sex mit mir haben wollen? 2.) Halten Sie es für möglich, dass ich Sex mit Ihnen haben will? 3.) Wenn beides zutrifft (und wenn wir es auch tatsächlich tun): Glauben Sie wirklich, dass es uns nachher besser gehen würde? Ich meine, so wie Sie es mir quasi versprochen haben: »Ich bin sicher, dass es auch Ihnen nach dem Treffen gut gehen wird.« 4.) Wie passt das zu Ihrer Prognose, dass ich Sie danach kein zweites Mal treffen will?
     
    Zehn Minuten später
    AW:
    1.) Dass ich Sex wollen könnte, halte ich für möglich, aber ich muss es Ihnen ja nicht zeigen.
    2.) Dass Sie Sex wollen könnten, halte ich für möglich, aber nicht für sehr wahrscheinlich.
    3.) Dass es uns nachher besser gehen würde? Ja, doch, das glaube ich.
    4.) Sie werden mich nicht mehr treffen wollen, weil Sie Familie haben und nach unserem Treffen genau wissen werden, wo Sie hingehören.
     
    Sieben Minuten später
    RE:
    1.) Glauben Sie, das merke ich nicht, wenn Sie Sex wollen?
    2.) Ob ich es wollen könnte: Mit »nicht sehr wahrscheinlich« liegen sie gar nicht so weit von der Wahrheit entfernt. (Nur damit Sie sich keine falschen Hoffnungen machen.) 3.) Dass es uns nachher besser gehen würde: Tut richtig gut, wenn Sie einmal wie ein typischer Mann reden, das macht Sie so irdisch.
    4.) Dass ich wissen werde, wo ich hingehöre: Glauben Sie wirklich, Sie können das vorweg besser beurteilen als ich selbst?
    Und eine allerletzte Frage vor dem Schlafengehen, Leo: Sind Sie noch ein bisschen verliebt in mich?
     
    Eine Minute später
    AW:
    Ein bisschen?
     
    Zwei Minuten später
    RE:
    Gute Nacht. Ich bin sehr verliebt in Sie. Ich habe Angst vor unserem Treffen. Ich kann und will mir nicht vorstellen, dass ich Sie nachher verliere. In Liebe, Emmi.
     
    Drei Minuten später
    AW:
    Man soll nie ans »Verlieren« denken. Schon beim Denken daran verliert man. Gute Nacht, meine Liebe.
     
    Am nächsten Morgen

Kein Betreff
    Guten Morgen Leo, ich habe nicht geschlafen. Soll ich heute Abend wirklich zu Ihnen kommen?
     
    Fünf Minuten später
    AW:
    Guten Morgen, Emmi. Schön, dass wir die schlaflose Nacht geteilt haben. Ja, kommen Sie zu mir. Ist Ihnen 19 Uhr recht? Dann können wir noch eine Weile auf der Terrasse sitzen.
     
    Zwei Stunden später
    RE:
    Leo, Leo, Leo, angenommen, der Abend ist schöner, als Sie erwarten. Angenommen, Sie verlieben sich in die Frau, die Sie sehen, in die Mimik, die ihre Ironie begleitet, in den Ton ihrer Worte, in die Bewegungen ihrer Hände, in die Augen, in dieHaare (Busen klammere ich aus), in ihr rechtes Ohrläppchen, in ihr linkes Schienbein, ganz egal. Angenommen, Sie spüren, dass uns beide doch viel mehr verbindet als der Internet-Server, dass es kein Zufall gewesen sein konnte, dass wir aneinandergeraten sind. – Leo, kann es nicht sein, dass Sie mich wieder sehen wollen? Kann es nicht sein, dass Sie mir weiterhin schreiben wollen, auch aus Boston? Kann es nicht sein, dass Sie mit mir zusammensein wollen? Kann es nicht sein, dass Sie mit mir zusammen bleiben wollen? Kann es nicht sein, dass Sie mit mir leben wollen?
     
    Zehn Minuten später
    AW:
    EMMI, SIE SIND NICHT FREI FÜR EIN LEBEN MIT MIR.
     
    35 Minuten später
    RE:
    Angenommen, ich wäre frei für ein Leben mit Ihnen.
     
    45 Minuten später
    RE:
    Leeeeeo, fällt Ihnen keine Antwort ein?
     
    Drei Minuten später
    AW:
    Liebe Emmi, angenommen, das ist mir exakt eine Annahme zu viel. Angenommen, ich kann einfach nicht annehmen, dass Sie frei sind, aus dem einfachen Grund, weil Sie es nämlich weder sind noch sein werden. Wenn Sie sich an diesem Abend von Ihrer Familie »freinehmen«, frei für mich, dann ist das schön und gut für mich (und hoffentlich auch für Sie). Aber es heißt noch lange nicht, dass Sie frei für mich sind. Ich bin im Annehmen von Annahmen sonst gar nicht so schlecht. Aber diese Annahme, so faszinierend sie klingt, kann ich beim besten Willen nicht annehmen.
    Darf ich Ihnen bei dieser Gelegenheit auch einmal eine
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