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Guido Guerrieri 04 - In ihrer dunkelsten Stunde

Guido Guerrieri 04 - In ihrer dunkelsten Stunde

Titel: Guido Guerrieri 04 - In ihrer dunkelsten Stunde
Autoren: Gianrico Carofiglio
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dachte ich, ich könne die ganze Drogensache auf ihn schieben und deine Aufmerksamkeit auf ihn lenken.«
    »In Wirklichkeit hat Michele natürlich gar nichts mit dieser Sache zu tun.«
    »Nein, mit Manuelas Tod nicht. Aber mit dem Kokain schon. Wegen ihm hat sie überhaupt erst mit dem Kokainschnupfen angefangen, und er hat sie mit Duilio zusammengebracht. Das ist auch der Grund, weshalb sein Anwalt ihn da raushalten wollte. Er hätte nämlich eine ganze Menge zu erzählen.«
    »Weiß er, was mit Manuela passiert ist?«
    »Nein. Als er zurückkam, fragte er Duilio, ob es wisse, was passiert war, aber der sagte, er habe keine Ahnung, und Michele beließ es dabei. Es ist gut möglich, dass er ihm nicht geglaubt hat. Aber er ist einfach ein Riesenarschloch, das sich nur für sich selbst interessiert. Die anderen sind ihm egal. Alles, was ich dir über ihn erzählt habe, ist wahr.«
    »Warum hast du Nicoletta überredet, mit mir zu sprechen?«
    »Du hättest sie sowieso irgendwie gefunden. Also dachten Duilio und ich, ich sollte dir weismachen, dass ich dir weiterhelfen könnte. Auf diese Weise konnte ich deine Ermittlungen lenken und dich auf die falsche Fährte locken. Ich sollte zum einen Michele verdächtig machen, und zum anderen die Theorie aufbringen, dass Manuela in Rom verschwunden ist und nicht in Apulien.«
    Sie brach plötzlich ab. Tatsächlich gab es auch nichts mehr zu erzählen, dachte ich.
    Es wurde dunkel. Nicht nur draußen.

37
    U nd, was passiert jetzt?«, fragte sie nach langen Minuten des Schweigens und riss mich aus der kranken Starre, die mich überkommen hatte.
    »Entschuldige mich einen Moment«, sagte ich, indem ich die Wagentür öffnete und ausstieg.
    Wind war aufgekommen und hatte den Himmel leergefegt. Die Luft war klar und tragisch und schmeckte nach Salz.
    Ich ging zum Restaurant zurück und trat in die Gaststube, damit sie mich nicht sehen und erst recht nicht hören konnte. Ich wählte Navarras Nummer, der beinahe sofort antwortete, beim zweiten oder dritten Klingelton.
    »Guten Abend, Herr Anwalt.«
    »Guten Abend, Maresciallo.«
    »Sie werden doch nicht etwa herausgefunden haben, was mit dem Mädchen passiert ist?«, fragte er scherzhaft, um die Unterhaltung ein wenig zu beleben. Ich blieb stumm. Eine ganze Weile, schätze ich.
    »Herr Anwalt?« Der scherzhafte Ton war verschwunden.
    »Ich bin da. Sie sind zu Hause, nehme ich an.«
    »Nein, ich bin noch in der Polizeikaserne, aber ich wollte gerade nach Hause gehen. Es war ein anstrengender Tag.«
    »Es tut mir leid, aber Sie werden noch eine Weile dableiben müssen.«
    »Was ist passiert?«
    »Ich bringe Ihnen gleich jemanden vorbei. In der Zwischenzeit wäre es gut, wenn Sie den diensthabenden Pflichtverteidiger verständigen würden. Er wird gebraucht werden.«
    Es folgte eine lange Pause.
    »Ist das Mädchen gestorben?«
    »Ja.«
    »Noch an dem Abend, an dem sie verschwunden ist, hab ich recht?«
    »Ja.«
    Ich erzählte ihm das Wesentliche und wir vereinbarten, dass er mich in einer Dreiviertelstunde vor der Polizeikaserne erwarten sollte. Dann beendete ich das Gespräch und ging zum Auto zurück.
    Caterina saß immer noch da wie vorher, als hätte sie sich die ganze Zeit nicht gerührt. Ich stieg ein, ließ den Motor an und fuhr los. Sie fragte nicht noch einmal, was geschehen würde. Sie sagte gar nichts mehr. Keiner von uns sagte ein Wort, bis wir in Bari angekommen waren und ein paar Häuserblocks von der Polizeikaserne entfernt hielten.
    »Das, was du mir gesagt hast, musst du jetzt den Carabinieri erzählen.«
    Bevor sie antwortete, warf sie mir einen langen Blick zu, den ich nicht zu deuten vermochte.
    »Werden sie mich festnehmen?«
    »Nein. Erstens besteht keine Fluchtgefahr, und es gibt keinen Grund, dich festzuhalten. Außerdem gestehst du freiwillig, und das Kokain war ja nicht deines, Manuela hat es nicht von dir bekommen. Du wirst nur beschuldigt werden, an der Beseitigung der Leiche beteiligt gewesen zu sein. Du wirst mit einem Vergleich und einer Bewährungsstrafe davonkommen.«
    »Und Duilio?«
    »Das hängt von ihm ab. In vielerlei Hinsicht war Manuelas Tod ein Unfall. Wenn Duilio mit der Justiz zusammenarbeitet – was ganz in seinem Interesse wäre –, kann er die Untersuchungshaft vermeiden und mit Hilfe eines guten Anwalts auch einen Vergleich aushandeln. Natürlich wird die Strafe für ihn erheblich höher ausfallen.«
    Ich wollte noch ein paar technische Details hinzufügen und erklären, was ein guter
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