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Gucci war gestern: Bekenntnisse einer eingebildeten Glamour-Queen, oder warum Sie nie mit Ihrer Pradatasche aufs Arbeitsamt gehen sollten (German Edition)

Gucci war gestern: Bekenntnisse einer eingebildeten Glamour-Queen, oder warum Sie nie mit Ihrer Pradatasche aufs Arbeitsamt gehen sollten (German Edition)

Titel: Gucci war gestern: Bekenntnisse einer eingebildeten Glamour-Queen, oder warum Sie nie mit Ihrer Pradatasche aufs Arbeitsamt gehen sollten (German Edition)
Autoren: Jen Lancaster
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Babysitten.«
    Todd hat mich noch nie gebeten, auf seine Kinder aufzupassen. Aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen steht auf meiner Stirn dick und fett in knallroten Buchstaben »verantwortungslos« geschrieben, und zwar seit damals, als ich seiner Nachkommenschaft eine Schachtel Streichhölzer gegeben habe. 194 »Ich bin eure letzte Hoffnung, stimmt’s?«
    »So ziemlich. Jeans Schwestern haben alle schon was anderes vor, und ihre Eltern sind am Wochenende nicht zuhause. Mom wollte eigentlich Babysitten, aber der Arzt hat gesagt, sie darf nichts Schweres heben, und sie ist noch nicht so weit auf dem Damm, dass sie allein im Auto herfahren kann.« 195
    »Und warum chauffiert Dad sie nicht einfach?«
    »Die Ausscheidungsspiele in allen möglichen Ligen stehen an, die will er nicht verpassen.«
    Für Todds Kinder mache ich eine Ausnahme von meiner generellen Kinderhasserregel. Die drei Knirpse sind tatsächlich ganz lustig, und außerdem, wenn ich sie maßlos verwöhne, kann ich sie irgendwann gegen meinen Bruder verwenden. 196 Trotzdem sind sie nicht ohne, und weil sie so eine Art menschlicher Petrischalen sind, brüten sie eigentlich immer gerade irgendwas aus, mit dem sie mich dann infizieren. Normalerweise liege ich nach einem Besuch bei ihnen erst mal ein paar Tage im Bett, umgeben von Taschentüchern, Nasenspray und leeren Tassen, die außen ganz klebrig sind von der heißen Zitrone. »Na ja, wohl eher nicht. Tut mir leid.«
    »Und warum nicht?«
    »Ich mag dich nicht genug, um dir helfen zu wollen.«
    »Es ist ja auch nicht für mich, es ist für Jean. Ich muss an dem Abend über ein Spiel berichten, und Jean wollte zu einem Ehemaligentreffen ihrer Studentenverbindung fahren. Wenn du nicht kommst, kann sie nicht weg.«
    Verdammt, dass dieser Mistkerl einfach die Jean-Trumpfkarte spielt. Jean ist so ziemlich das Beste, was unserer Familie je passiert ist. Wären wir die Munsters, sie wäre unsere Marilyn. Noch nie hat Jean getan, als erschieße sie andere Stone-Mountain-Touristen mit ihrem Riesengolfschirm, während sie dazu The Sound of Music singt, 197 noch nie hat sie liebevoll bis ins kleinste Detail das Corned Beef beschrieben, das sie damals 1984 in Dubuque, Iowa gegessen hat, während sie gleichzeitig keinen Schimmer mehr hat, wie ihr Kind mit zweitem Vornamen heißt, 198 oder ist aus dem Haus gegangen, ohne sich vorher eine Hose anzuziehen. 199 Matt gebe ich mich geschlagen. »Okay, also gut. Wann soll ich da sein?«
    »Morgen Nachmittag gegen fünf. Danke, Schweinchen Dick.«
    »Du kannst mich mal.«
    »Ach ja, noch eins: Die Kinder haben Angst vor Bienen, Wespen und Hornissen. Bis morgen.«
    Hä?

     
    Wissen Sie was? Todd zu besuchen ist eigentlich eine ganz gute Idee. So habe ich auf der Hinfahrt und auf der Rückfahrt jeweils fünf Stunden Zeit, mir zu überlegen, ob ich die Stelle nun annehmen soll oder nicht. Außerdem kann ich ungestört Musik hören, und zwar alles, was ich zwar heiß und innig liebe, was mir aber viel zu peinlich wäre, vor anderen zu hören. 200
    Als ich zum Tanken anhalte und mir einen kleinen Snack gönnen will, verkneife ich mir in einem Akt heroischer Selbstbeherrschung im letzten Moment das Hostess -Cremetörtchen. Die Atkins-Diät scheint ganz gut zu wirken, und ich finde es sehr angenehm, dass meine Hosen nicht mehr ganz so schlimm einschneiden und zwicken. Also entscheide ich mich für die kohlenhydratarme Variante und greife zu einem Dr. Pepper light und einem Beutel Sonnenblumenkerne. Ich muss glatt ein bisschen in mich hineinglucksen, denn ich wette, Fletch ist es gerade eiskalt den Rücken herunterglaufen. Seit der Sonnenblumenkernfiesta (und der darauffolgenden Autosaugfiesta) im Jahre 1996 ist es mir nämlich unter Strafandrohung verboten, die Dinger im Auto zu essen. Was soll ich sagen? Ich kann einfach nicht zielen.
    Kaum bei Todd angekommen stürzen sich die Kinder auf mich und fallen mir johlend um den Hals. Max, der Mittlere der Bande, fühlt sich an wie eine Kanonenkugel, als er mir in den Magen donnert. Bei Cam, dem Ältesten, ist es eher, als würde man von einer Rinderhälfte getroffen oder einem kleinen Güterzug.
    Mein Bruder steht mit Fotoausrüstung und einem Laptop be-laden in der Tür. »Bye, Kinder. Ich bin dann mal weg.« Damit verschwindet er nach draußen und steckt dann noch mal kurz den Kopf zur Tür herein. »Jen, fast hätte ich es vergessen. Die Kinder haben schon gegessen, also sollten die für heute zufrieden sein. Und versuch besser,
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