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Guardians of Secret Powers - Das Siegel des Teufels

Guardians of Secret Powers - Das Siegel des Teufels

Titel: Guardians of Secret Powers - Das Siegel des Teufels
Autoren: Peter Freund
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spiegelten wie auf dem Gold der Maske.
    Die Kapuze weit in die Stirn gezogen, schritt der Großmeister darauf zu. Wie immer vermied er den Blick auf das Zeichen an der Wand. Weil es ihm Übelkeit verursachte und weil er auf der Welt nichts mehr hasste als das Siegel des Teufels, wie es von den Menschlingen in ihrer grenzenlosen Dummheit genannt wurde.
    Vor dem Altar blieb der Mann stehen und ließ einen wohlgefälligen Blick über die Skulptur schweifen: eine Schlange mit fünf Köpfen, offensichtlich von ungeübter Hand geschaffen und nicht gerade von künstlerischem Geschick zeugend. Dabei war dieses ebenso primitive wie unscheinbare Artefakt weit wertvoller als die prächtigsten Werke eines Michelangelo oder Leonardo da Vinci. Allerdings wusste nur eine Handvoll Eingeweihter um die einzigartige Kraft der unscheinbaren Schlange. Nur sie nämlich war in der Lage, das Siegel des Teufels zu brechen. Das schreckliche Siegel, das die Pforte der Finsternis seit Äonen verschloss und Baalsebul den Zugang zur Erde verwehrte.
    Aber damit hatte es bald ein Ende!
    Bald würde auch die Schlange der Zerstörung den ihr angemessenen Platz erhalten und damit der Zerstörung des Tempels und aller dazugehörigen Gebäude entgehen. Die nämlich würden mit dem Siegel des Teufels gesprengt werden, um Platz zu schaffen für eine ganz neue, prächtige Kathedrale nie gesehenen Ausmaßes, die der ganzen Welt von der Allmacht des Großmächtigen Baalsebul kündete.
    Dieser Gedanke ließ den Großmeister vergessen, was er in all den Jahren erduldet und erlitten hatte – selbst die grenzenlose Verzweiflung, die ein ständiger Begleiter seines langen Lebens gewesen war. Schon immer nämlich hatte er um das Geheimnis der Schlange gewusst. Aber nie hatte er herausgefunden, wie sie zum Leben erweckt und ihre zerstörerischen Kräfte zur Entfaltung gebracht werden konnten. Erst das alte Pergament hatte ihm das geheime Ritual offenbart.
    Noch in der gleichen Stunde, in der er es zum ersten Mal in den Händen gehalten hatte, hatte er mit den notwendigen Vorbereitungen begonnen – und nun endlich war es so weit. Die Opfer waren sorgsam ausgewählt und die Stunde ihres Todes war festgelegt, damit die Prophezeiung des Dunklen Herrschers in Erfüllung gehen würde:
    Sodass sie Haupt um Haupt erhebt,
    beim fünften dann die Erde bebt,
    weil aller vier geballte Kraft
    des Teufels Siegel sprengt mit Macht.
    Auf dass das mächt’ge dunkle Heer,
    fällt über den Planeten her
    und zwingt der Menschen Würmerschar
    ins Joch des Herrschers immerdar!
    Große Freude erfüllte den Großmeister, und in ihm war ein Brausen und Beben, das aus der grenzenlosen Tiefe der Unendlichkeit zu kommen schien. Demütig schloss er die Augen und verneigte sich. »Stehe uns zur Seite, o Dunkler Herrscher, und erfülle uns mit deiner Kraft, damit das große Werk gelinge – so es dein Wille ist!«
    Als das Beben und Brausen in seinem Inneren noch mächtiger wurde, verbeugte er sich erneut und ein zufriedenes Lächeln legte sich auf sein Gesicht. Er nickte, denn er wusste, dass sich sein sehnlichster Wunsch schon in wenigen Tagen erfüllen würde.
    Und nichts und niemand konnte das mehr verhindern!
    Selbst nicht die Pentatrix, vor der der Dunkle Herrscher in seiner Prophezeiung warnte. Auch wenn sie ihnen durch einen unverzeihlichen Fehler entwischt war, würden sie das mit besonderen Gaben gesegnete Mädchen schon bald aufspüren, um es auf ihre Seite zu zwingen oder es unschädlich zu machen – was immer auch nötig sein würde.
    Der Großmeister war schon im Begriff, die Fackeln zu löschen, als er mit einem Mal einen sanften Hauch, wie das Vergehen einer Seele, in seinem Rücken verspürte, und ein kaum wahrnehmbares Zittern erfasste die Flammen. Überrascht drehte der Großmeister sich um. Als er die Gestalt erblickte, die vor ihm im Zwielicht aufragte, zuckte er erschrocken zusammen. Seine Gesichtszüge entgleisten und ein Zittern erfasste seinen hageren Körper.
    Der Anblick, der mich beim Betreten der Küche erwartete, war leider keine Einbildung: Papa saß tatsächlich noch immer in seinem mausgrauen Anzug am Frühstückstisch. Dabei pflegte Waldemar Müller sonst exakt um sechs Uhr dreißig sein geliebtes Dienstzimmer im Finanzamt Steglitz in der Schlossstraße aufzuschließen. Damit er ausreichend Zeit
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