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Guardians of Secret Powers - Das Siegel des Teufels

Guardians of Secret Powers - Das Siegel des Teufels

Titel: Guardians of Secret Powers - Das Siegel des Teufels
Autoren: Peter Freund
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hatte, jeden seiner zwei Dutzend Bleistifte auf die genau gleiche Länge anzuspitzen. Jedenfalls vermutete ich das, behielt es aber lieber für mich.
    Â»Na, endlich!« Mit einem Seufzer der Erleichterung löste Papa den Blick von der Berliner Morgenpost und sah mich durch seine altmodische Kassengestellbrille vorwurfsvoll an. »Wird aber auch allerhöchste Zeit, Fräulein Müller.«
    Fräulein!
    Ich verdrehte die Augen und stöhnte innerlich auf. Wenn ich eins hasste, dann diese Anrede von Vorvorgestern.
    Geht’s noch, Herrlein Müller? Wir leben doch nicht mehr im neunzehnten Jahrhundert!
    Mechthild dagegen schien sich an seiner peinlichen Ausdrucksweise nicht im Geringsten zu stören. »Ganz genau!«, pflichtete sie ihrem Göttergatten nämlich bei. »Vati hat sich extra den halben Vormittag freigenommen, nur damit wir an deinem Geburtstag alle zusammen frühstücken können. Und zum Dank dafür lässt du uns eine geschlagene Viertelstunde warten!«
    Ich verkniff mir die Erwiderung, die mir auf der Zunge lag – von mir aus hätte er schon längst Bleistifte anspitzen können! –, setzte mich auf meinen Stuhl und murmelte eine Entschuldigung: »Sorry, aber mit meinem Wecker scheint was nicht zu stimmen.«
    Â»Natürlich.« Mechthild verzog pikiert die grellrot geschminkten Lippen. Auch sie hatte sich in einen mausgrauen Hosenanzug geworfen. Natürlich nicht meinetwegen, sondern weil sie an diesem Tag noch Unterricht an der Astrid-Lindgren-Grundschule geben musste, wo sie eine halbe Stelle innehatte. »Als die Ausreden verteilt wurden, hast du mindestens drei Mal hier geschrien.«
    Â»Wahrscheinlich hat sie wieder von ihrem Kimi geträumt und ist deshalb nicht aus dem Bett gekommen«, ätzte mein Bruder Peter, der auf dem Stuhl neben mir saß. Dabei grinste er übers ganze Backpfeifengesicht, während Paul schmatzende Kussgeräusche von sich gab.
    Diese Idioten!
    Sie waren zwar erst zwölf, benahmen sich aber schon genauso wie hormonverseuchte Jungs mitten in der Pubertät.
    Schlagartig verspürte ich eine solche Wut, dass ich ihnen am liebsten eine gescheuert hätte. Zum Glück konnte ich mich gerade noch beherrschen. Was leider nicht immer der Fall war und so bekam ich deswegen fast regelmäßig Stress. Nach meinem letzten Ausraster hatte Mechthild mich zu einer Woche Stubenarrest verdonnert – und das wollte ich an meinem Geburtstag nun wirklich nicht riskieren. Schließlich hatte ich am Abend noch was vor!
    Â»Wenn Doofheit wehtun würde«, erwiderte ich deshalb so gelassen wie möglich, »würdet ihr von morgens bis abends nur laut schreien.«
    Â»Nele!« Mechthild sah mich tadelnd an. »Ich verbitte mir solche Ungehörigkeiten, verstanden?«
    Â»Ja, ja«, murmelte ich und trank einen Schluck Milch, konnte mir aber eine spitze Bemerkung nicht verkneifen: »Und vielen Dank auch für eure netten Geburtstagswünsche.«
    Zum Glück war Mama meine Ironie völlig entgangen. Sie ließ sich jedenfalls nicht das Geringste anmerken. »O ja, natürlich«, flötete sie. »Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Nele, und alles, alles Gute. Und von Vati und Peter und Paul selbstverständlich auch.« Sie warf ihnen einen auffordernden Blick zu. »Nicht wahr?«
    Während Waldi – wenn die beiden sich nicht Vati oder Mutti nannten, sprachen sie sich mit Waldi und Mechti an, was genauso bescheuert war – wenigstens pflichtschuldig nickte, dachten die Zwillinge gar nicht daran, sich bei ihrer morgendlichen Fressorgie stören zu lassen.
    Â»Willst du dein Geburtstagsgeschenk nicht auspacken?« Mama deutete auf das Päckchen, das vor mir auf dem Tisch lag – sie hatte also doch daran gedacht! »Ich hoffe, die Sachen gefallen dir.«
    Ich ahnte Schlimmes. Hatte sie tatsächlich noch einmal versucht, mir etwas zum Anziehen zu kaufen? Ich riss das Päckchen auf und – hatte leider vollkommen recht. Mechthild hatte für mich nämlich ein grässlich kariertes Top und ein hässliches Paar Bermudas ausgesucht, die schon vor meiner Geburt aus der Mode gewesen waren und vermutlich von irgendeinem Wühltisch stammten. Die Klamotten waren jedenfalls voll peinlich und absolut daneben. Obwohl ich dringend neue Sachen brauchte, würden mich keine zehn Pferde dazu bringen, derart Hässliches anzuziehen!
    Â»Und?« Mechthild
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