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Grosse Geschichten vom kleinen Volk - Ba

Grosse Geschichten vom kleinen Volk - Ba

Titel: Grosse Geschichten vom kleinen Volk - Ba
Autoren: Christoph Hardebusch
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aus den Augen. Der schwere Fuß zog ihn dem Grund des Moores entgegen. Haru streifte den Rest des Umhangs ab und ruderte hektisch mit den Armen.
    »Pass auf!«, ermahnte ihn Tirza. »Sonst gibt’s bald eine weitere Moorleiche.«
    »Nur keine Panik.« Harus Atem ging schneller, wann immer die Brühe gegen sein Kinn schwappte. Doch er zwang ein Lächeln auf seine Lippen. »Der alte Pardu meint immer, Moorwasser sei gesund, solange man nicht davon trinkt.« Nachdem er in den letzten Stunden überfallen, durchgeschüttelt, in eine Sphäre dunkler Magie gesogen, mit Versteinerung bedroht und vor einem Goglertrio geflohen war, würde er nicht ausgerechnet vor einer Schlammpfütze kapitulieren.
    Dieser Steinfuß brachte ihn vielleicht um. Aber nicht heute. Haru breitete die Arme aus und ließ sich wie ein Seerosenblatt auf der Oberfläche treiben. Mit gleichmäßigen Schritten trat er sumpfiges Wasser und schob die torfige Oberfläche mit den Armen fort. Und tatsächlich: Er blieb oben und bewegte sich sogar in die gewünschte Richtung.
    »So geht das in Broichhus!«, meinte er. Tausendfach Dank den Moorlichtern!
    Tirza machte Schwimmbewegungen mit den Armen und einem Bein. »Da liegen unsere Sachen!«, rief sie und hielt auf die Stelle zu.
    Der Krampf in Harus Beinen löste sich unter der kreisenden Bewegung. An Land würde der Steinklumpen ihn allerdings weiterhin behindern. Er brauchte seinen Stab als Stütze.
    Wie halb ertrunkene Katzen kraxelten die beiden über die niedrige Brüstung. Tatsächlich lagen Harus Stab und Tirzas Bogen genau da, wo die Gogler die zwei verschluckt hatten. Die Waffen hatten den Steinklumpen offenbart, nicht gemundet. Gleich daneben fand sich eine Unebenheit in den Steinplatten.
    »Siehst du Skaggi irgendwo?«, fragte Haru. Der Griff des Hirtenstabs schmiegte sich tröstlich in seine Handfläche.
    Ehe Tirza antworten konnte, sprangen die Torflügel auf, und Tulima spazierte heraus, flankiert von Svar und Tumbu. »Wieso wollt ihr denn schon gehen?«
    Haru wandte sich zur Flucht. Aber der Pfad selbst hatte sich gegen ihn verschworen. Die Unebenheit wölbte sich mehr und mehr zu einem Buckel, gewann Substanz und wurde zu einem weiteren Gogler. Nerx war so überraschend aufgetaucht, dass er Haru und Tirza mit je einer Hand packen konnte, ehe die zwei überhaupt begriffen, was los war. Der Gogler fasste sie im Nacken wie zwei Welpen und schleifte sie Richtung Zauberer.
    Svar scharrte wütend mit den Füßen und drohte Tirza mit der blanken Faust. Aus seiner leeren Augenhöhle rann eine Flüssigkeit, gelbrot wie geschmolzenes Glas.
    »Ruhig, Svar!«, rief Tulima scharf. »Bleibt zurück, beide.« Haru beobachtete, wie er einen Anhänger aus Sternenkristall berührte, der ihm zuvor nicht aufgefallen war. Hatte der Magier Angst, die Kontrolle über seine Kreaturen zu verlieren?
    Tulima stolzierte näher und beugte sich vertraulich vor, bis sein Schatten über ihn und Tirza fiel. »Ihr habt Svar verärgert. Aber das ist nichts, was zwischen uns stehen muss. Ich werde bald ausreichend Gogler befehligen. Und die werden genug Futter bekommen, um sie zufriedenzustellen.«
    »Wovon redet der da?«, keuchte Tirza und spielte die Unwissende.
    »Nun setz sie schon ab, Nerx, ehe du ihre Köpfe abreißt! Und lass mir etwas Luft zum Atmen.« Die beiden plumpsten wie Fallobst zu Boden, und der Gogler rückte von ihnen ab.
    Tulima bewegte seine groteske, scherenschnittartige Gestalt noch ein Stückchen näher. »Ich habe euch vorhin zu grob angefasst«, meinte er leise. »Dabei könnte ich euch als ›Botschafter des guten Willens‹ gebrauchen. Vielleicht befreie ich sogar den Sänger.«
    Aha , dachte Haru. Tulima wollte also verhindern, dass seine Steingarde die Verhandlungen mitbekam, durch die ihnen das versprochene Futter entging. »Glaubst du, unsere Leute werden sich dann schneller unterwerfen?« Er überlegte, ob er mit seinem Stab Tulima erreichen konnte.
    Die letzte Bemerkung schien einen Nerv getroffen zu haben. »Ja«, sagte der Zauberer und wandte sich dann im Plauderton an den Gogler, der einige Schritte abseits wachte. »Nerx, wie nennt ihr diese traurigen Gestalten?«
    »Habila «, antwortete der, und es klang, als zermalme er Kiesel zwischen den Zähnen. »Bedeutet ›kleiner Happen Futter‹.«
    Tulima nickte geduldig. »Und woher kennt ihr die Habila?«
    Das hatte sich Haru allerdings auch schon gefragt.
    Nerx schnaufte geringschätzig. »Sind Sklaven. Laufen mit Goglerarmee und werden
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