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Grosse Geschichten vom kleinen Volk - Ba

Grosse Geschichten vom kleinen Volk - Ba

Titel: Grosse Geschichten vom kleinen Volk - Ba
Autoren: Christoph Hardebusch
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des Sternenschmucks.
    Der Barde verschränkte die Hände und presste sie zu einer festen Faust zusammen, bis die Finger weiß wurden. »Stünde Tulima eine solche Armee zu Gebote, könnte ihn so schnell niemand aufhalten. Wir müssten erst die verschollenen Sternenkristalle suchen. Doch dann würden die Menschen von Stirka gegen Tulima und die Gogler ausziehen. Und ihre Herren!«
    »Die Fahlen«, kam es leise von Tirza.
    »Wir müssen das verhindern!«, sagte Haru.
    »Davon rede ich doch schon die ganze Zeit«, drängte Skaggi. »Wenn Tulima aufrüstet, wird der Krieg nicht vor unseren Dörfern Halt machen. Wir würden aufgerieben werden im Streit der anderen. Falls überhaupt noch etwas von den Dörfern übrig ist, nachdem die Gogler darübergewalzt sind.«
    Brinell nickte. »Von uns Menschen habt ihr Halblinge nichts zu befürchten. Aber im Krieg solltet ihr die Köpfe einziehen und das Beste hoffen. Denn wenn Tulima schon ihre Magie kennt, steckt sicher eine Verschwörung der Fahlen hinter alldem.«
    »Siehst du, es geht schon los.« Skaggi seufzte. »Weil die Fahlen früher verantwortlich waren, sind sie es heute wieder. Wie ich das hasse. Genau wie in Reblingen und Broichhus.«
    »Also, das ist ja wohl …«, begann Haru, und Tirza beendete den Satz: »… etwas vollkommen anderes.«
    »Von wegen«, ereiferte sich Skaggi. »Ich habe in beiden Dörfern gelebt, schon vergessen? Im einen wie im anderen gibt es Torfköpfe.«
    »Das musst gerade du …«, wollte Haru loslegen. Aber dann dachte er an den vergangenen Tag und seine Vorbehalte Tirza gegenüber. Halb hatte er auch Skaggi verdächtigt, mit seinen ehemaligen Dorfkameraden gemeinsame Sache zu machen.
    Er schluckte. »Hier geht es um mehr als um ein paar Ringelschwänze. Wir alle müssen zusammenarbeiten.«
    Tirza zückte das Federmesser. »Wir kämpfen uns den Weg frei.«
    »Wenn du nett bitte, bitte sagst, lässt dich der Gogler bestimmt das Messerchen an seinem Steinwanst schärfen«, meinte Skaggi säuerlich.
    Brinell und Tirza lachten auf.
    Haru aber erinnerte sich an Brinells spöttische Worte über kleine Leute und ihre kleinen Geschichten. Eins wusste er inzwischen. Kleine Dinge bewegen manchmal große.
    Brinell humpelte schwerfällig durch den Gang auf den Wachgogler zu. »Heda, Steingesicht. Hol deinen Herrn herbei. Ich habe etwas Nützliches aus einem der Halblinge herausgequetscht.«
    Skaggi verbarg sich in den Mantelfalten hinter den Beinen des Barden und trug das Tablett gegen den Körper gepresst. Haru und Tirza hingen wie Rucksäcke auf Brinells Rücken. Sie klammerten sich an Kapuze und Mantelkragen fest, und wenn sie sich nicht zusätzlich auf seine angewinkelten Arme gestützt hätten, wäre Brinell vom eigenen Mantel erdrosselt worden. Hoffentlich fiel im Dunkel der Zelle niemand auf, wie breitschultrig der Barde plötzlich aussah.
    Sie hatten im hinteren Bereich der Zelle Tirzas Umhang so arrangiert, als lägen darunter zwei Körper. Das musste genügen, um vorzutäuschen, dass alles in Ordnung war.
    Haru schwitzte vor Aufregung, und er drückte das Gesicht tief in den Stoff. Sein Steinfuß wog eine Tonne, und der Plan erschien ihm mit einem Mal so gehaltvoll wie Entengrütze. Aber für Bedenken war es zu spät.
    Der Barde richtete sich mit Mühe auf und nestelte den Kragen frei. Haru machte sich bereit. Er wechselte einen Blick mit Tirza, die aufgeregte Grimassen zog, als sei sie wirklich ein Kind und sähe nicht nur mit Brinell verglichen wie eines aus.
    »Ich möchte um meine Freiheit verhandeln«, sagte Brinell. Er klang dabei so überzeugend, dass Haru ein Anflug von Furcht streifte. Plante der Barde vielleicht tatsächlich Verrat?
    Aber im gleichen Augenblick stieß Brinell wie vereinbart einen schrillen Pfiff aus. Er hob die Arme, als seien es Schwingen, und schob damit die Passagiere hoch. Auf das Zeichen hin schoss Skaggi los. Haru kletterte an den Stofffalten auf das Schulterblatt, Tirza folgte zur anderen Seite. Haru kauerte jetzt auf der linken Schulter und dem Oberarm des Barden wie eine Katze auf dem Dachfirst. »Jetzt!«, rief er, Auge in Auge mit Svar, und sprang.
    Brinell gab Tirza mit rechts noch einen Schubs und schleuderte sie auf den Gegner. Der Gogler brüllte und versuchte, alle drei Halblinge auf einmal zu erwischen. Doch ehe er die Arme hochreißen konnte, um Haru und Tirza wie Fliegen aus der Luft zu fangen, krachte Skaggi das Metalltablett vor seinen Leib. Brinell setzte sein ganzes Körpergewicht ein, um im
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