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Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz

Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz

Titel: Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz
Autoren: Unbekannter Autor
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der gerade in der Stadt? Konnte es sein, dass dieser Klub am Weihnachtstag geöffnet hatte? Melrose machte Higgins ein Zeichen herüberzukommen, was der alte Diener, wenn auch langsam, tat.
    »Higgins, würden Sie bitte die Nummer von einem Klub namens Nine-One-Nine herauskriegen, dort anrufen und sich erkundigen, ob sie geöffnet haben, und fragen, ob ein Mr. Keeler dort seinen Gig hat? Danke.«
    Der junge Higgins sah ihn ratlos an. »Gig, Sir?«
    »Ach... schon gut, Higgins, fragen Sie einfach, ob der Klub heute Abend geöffnet ist.«
    Der alte Diener schlurfte davon, während Melrose nervös mit den Fingern auf die Armlehne seines Sessels trommelte. In Rekordzeit war der junge Higgins wieder da und teilte Melrose mit, ja, der Klub sei geöffnet.
    »Dann besorgen Sie mir ein Taxi, sofort«
    Er hätte das Nine-One-Nine nie gefunden, wenn er sich nicht genau erinnert hätte, wo das Lokal war: ein paar Treppenstufen hinunter und abgesehen von der Hausnummer ohne weitere Kennzeichnung. Vor Jahren war er einmal dort gewesen, nach jenem denkwürdigen Rockkonzert und kurz bevor er Vivian zum Orient Express gebracht hatte.
    Rauch und eine gewisse einschläfernde Melancholie lagen über dem Klub, der Melrose an die Klubs im Berlin der dreißiger Jahre vor dem Krieg erinnerte, die nur in Filmen und in der Fantasie existieren. Er stand an der Theke und bestellte sich noch einen Whisky (seinen vierten oder fünften heute Abend?). Als er sich unter den anderen Gästen kurz umsah, glaubte er ein paar anerkennende Blicke erhaschen zu können, was er auf die schwarzen Sachen zurückführte, die er noch immer trug.
    Als die Band (wie hieß sie eigentlich?) eine Pause machte, drängte Melrose sich sofort nach vorn zu der kleinen Bühne und schob sich vor die beiden Mädchen, die an Stans Lederjacke und jedem seiner Worte hingen. »Mr. Keeler? Sie werden sich nicht mehr an mich erinnern, aber -«
    »He! Euer Lordschaft, klar erinner ich mich. Was gibt's?«
    »Ich muss unbedingt Richard Jury finden, dabei weiß ich nicht einmal seine Adresse. Aber weil Sie doch im selben Haus wohnen ... « »Ich hab ihn heute noch gar nicht gesehen, aber ich weiß, dass er zum Weihnachtsessen mit Carol-Anne und Mrs. Wasserman zusammen ist.«
    (Wasserman, natürlich!)
    »Was ist los? Stimmt was nicht?... Später«, vertröstete er ein Mädchen mit einem Helm aus glattem, schwarzem Haar, das seine Aufmerksamkeit zu erhaschen suchte.
    »Telefonisch kann ich ihn nicht erreichen.«
    »Das kommt wahrscheinlich daher, dass Carol-Anne wieder mit dem Anrufbeantworter rumgefummelt hat. Haben Sie ein Auto? Ich würd Sie ja hinfahren, Mann, aber ich kann hier erst in ein paar Stunden weg.«
    Stan schrieb die Adresse auf eine Papierserviette.
    »Hier.«
    »Danke.«
    »Kommen Sie aber unbedingt wieder her und sagen es, wenn was nicht stimmt. Bitte.« Stan wirkte besorgt.
    Für ein Idol, dachte Melrose, war er voll cool. Melrose deutete einen kurzen Gruß an und ging. Auf dem Weg zu seinem Wagen hatte Jury noch einmal kurz bei Mrs. Wasserman vorbeigeschaut, um sich für das Abendessen zu bedanken, als er das Telefon klingeln hörte. Wieder dachte er, es sei seines, wusste aber, dass es aufhören würde, bevor er oben war, um abzuheben. Sollte der Anrufbeantworter doch zur Abwechslung einmal seine verdammte Pflicht tun.
    »Das lasse ich mir später schmecken«, sagte er zu Mrs. Wasserman, indem er mit dem Kinn auf den Nachtisch deutete.
    Sie hielt einen grünen Glasteller mit einer Portion Pudding in der Hand. »Ich hebe es für Sie auf, und wenn Sie wieder da sind -« Plötzlich hielt sie inne, als wäre ihr das Wort im Hals stecken geblieben.
    »Mrs. Wasserman ?«Jury legte ihr die Hände auf die Schultern. »Mrs. Wasserman?« Er neigte den Kopf, um ihr ins Gesicht sehen zu können. Es war über den Teller mit Pudding gebeugt. Als sie aufsah, war ihr Blick so sorgenvoll, dass Jury richtig erschrak. »Was haben Sie denn?«
    »Nichts, nichts. Es war nur, einen Augenblick hatte ich dieses -«
    »Ja?«, munterte Jury sie auf. Als sie nicht weitersprach, sagte er: »Sie sehen furchtbar besorgt aus.«
    »Es war -« Sie schüttelte den Kopf. »Wohin gehen Sie?«
    Jury stutzte, überrascht über ihre Frage. Mrs. Wasserman stellte sonst nie Fragen, die man als naseweis interpretieren könnte. Sie war so rücksichtsvoll, so diskret, dass sie eine Frage wie diese für aufdringlich halten würde.
    Er erwiderte: »Ich muss nur jemanden treffen. Es geht um den Fall, mit dem wir
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