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Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz

Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz

Titel: Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz
Autoren: Unbekannter Autor
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Glauben sein können. Er glaubte, es war nichts davon. Er glaubte, es war Hoffnung. Und die war für immer verschwunden. Wenn er am Leben blieb, würde etwas, das so aussah, zurückkommen: ein müder Abklatsch, ein bloßer Schatten, aber nicht das Echte, Wahre. Das alles ging ihm in genau drei Sekunden durch den Kopf.
    Und wieso sollte er nicht am Leben bleiben?
    Mickey trat ein paar Schritte von Jury zurück. Er hatte sich schon immer so geschmeidig bewegt, dass Jury die Waffe erst sah, als Mickey sie in der Hand hielt.
    »Was zum Teufel machen Sie da, Mickey?«
    »Tut mir wirklich leid, Rieh. Hört sich sinnlos an, aber ich meine es ehrlich.«
    »Um Himmels willen, Sie zielen ja auf mich !«Jury machte drei wütende Schritte auf Mickey zu. Der Schuss wirbelte ihn herum, hatte aber bloß seine Schulter gestreift. Seine andere Hand fuhr an die Stelle. Blut, aber nicht viel. Mickey war einer der besten Schützen bei der City Police. Er hatte nicht versucht, ihn zu töten. Diesmal.
    »Was... Warum?«
    »Weil Sie es herauskriegen würden, Rieh. Sie hätten es herausgekriegt. Wundert mich ja, dass Sie's noch nicht kapiert haben. Aber das liegt bloß daran, dass Sie mein Freund sind.«
    Das sagte er in einem Ton von so teuflischer Unschuld, dass Jury am liebsten weinen wollte. »Mickey schauen Sie -« Wenn sich plötzlich alles zusammenfügt, gibt es keine geordnete Abfolge von Tatsachen - erst kommt dies, dann führt das zu dem, dann das... Es war eher wie bei einem Kaleidoskop, fand Jury, an das er sich aus seiner Kinderzeit erinnerte: all die kleinen bunten Glasoder Plastikstückchen, die sich zu einem Muster fügen. Der Fluchtpunkt. Wenn man ihn sieht, ist es zu spät, dann ist er weg.
    Mickey sagte: »Sie brauchten bloß noch den einen Schritt zu machen, Sie standen kurz davor. Elizabeth Woburn. Sie haben sie nach der Tante genannt.«
    Liza, dachte Jury. Mein Gott, Liza. Wir waren alle Waisen...
    Ohne es zu merken, hatte er es laut ausgesprochen. Mickey sagte: »Als Sie mit dem ganzen Zeug aus dem Film anfingen -Waterloo Bridge, meine ich -, da war ich mir sicher, dass Sie es wussten. Myra und Roy. Wie sehr Alexandra doch Vivien Leigh ähnelte, und wie sehr Liza ihr ähnelte. Da dachte ich, Sie wollten mich warnen. Wovor, weiß ich nicht -« Mickey zuckte fast geistesabwesend die Schultern.
    Das Wasser der Themse schlug kleine Wellen, als ein Schnellboot vorbeibrauste. Der Steg schwankte.
    »Können Sie einen Moment vernünftig denken, Mickey? Wenn ich herausgefunden hätte, dass Liza Tynedales Enkelin wäre, was würde das denn schaden ? Wenn ich es Tynedale erzählen würde, wäre er außer sich vor Freude!«
    »Oh, deshalb habe ich ja auch Sie mit dem Fall betraut. Ich weiß nicht, wie viel Zeit mir noch bleibt; ich brauchte Sie, Sie mussten für mich weitermachen. Wenn es von Ihnen käme, wäre es sogar noch überzeugender. Bloß haben Sie ein bisschen zu viel herausgekriegt. Wenn Tynedale herausbekäme, dass Francis Croft der Vater war, nein, dann wäre er nicht außer sich vor Freude. Das wissen Sie. Glauben Sie wirklich, er würde Liza in die Familie aufnehmen, wenn er das wüsste? Es wäre der schlimmste Verrat, den es für ihn gibt.«
    »Das glaube ich nicht. Tynedale ist ein ungewöhnlicher Mensch. Ich glaube nicht, dass er besonders rachsüchtig ist.«
    »Konnte ich denn das Risiko eingehen? Liza wird Millionen erben.«
    »Weiß sie das?«
    »Natürlich nicht.« Mickey lachte. »Aber sie wird es erfahren. Ich habe bei unserem Anwalt Dokumente hinterlegt.«
    »Simon Croft wusste es.«
    Mickey nickte. »Ich musste den Laptop mitnehmen, das Manuskript -«
    »Damit es so aussah, als wäre er wegen des Buches umgebracht worden. Croft war überhaupt nicht paranoid.« Jury fühlte sich schwindlig. Er blutete immer noch, konnte das klebrige Blut unter seiner Hand spüren. »Sie sorgten dafür, dass es so aussah, wie ein Amateur es nach einem Einbruch aussehen lassen wollte. Das war sehr clever, sehr gekonnt. Damit kommen Sie nie davon, Mickey. Denken Sie mal nach.«
    »Seit einem halben Jahr tue ich nichts anderes als nachzudenken. Ich komme schon davon.«
    Der zweite Schuss knallte Jury in die Seite, als wäre ein Zug direkt auf ihn aufgeprallt, und er sank auf die Knie. Der Aufprall stieß ihn zurück, schob alles weg, was ihm im Weg stand, Fleisch, Knochen, Gewebe. Er riss ihn seitwärts, schlug ihn gegen die Poller, schnitt ihm in den Kopf. Der dritte Schuss warf ihn zurück, als würde der Zug, der gerade auf
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