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Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz

Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz

Titel: Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz
Autoren: Unbekannter Autor
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Miss Heron.«
    »Ich weiß. Das ist eine Fähigkeit, die ich im Lauf der Jahre entwickelt habe. Ich habe größtenteils mit emotional überreizten Menschen zu tun. Sie können sich ja denken, dass diese jungen Frauen nicht gerade vor Freude überschäumen, wenn sie hierher kommen. Es ist so schade, Mutter zu sein und sich nicht darüber freuen zu können.« Sie musterte Jury. »Könnten Sie denn nicht darauf verzichten, zu erfahren, wie es ausgegangen ist, Superintendent?«
    Er musste plötzlich an die Frage denken, die der italienische Kunstexperte Trueblood gestellt hatte. Können Sie ohne die Antwort leben?
    »Nein, kann ich nicht.«
    Er bedankte sich bei Judy Heron, stand auf und ging.
TEIL V - Der Fluchtpunkt
56
    Als er davon aufwachte, dass etwas ihm jäh ins Hirn schoss, richtete sich Melrose abrupt im Bett auf und blickte verwirrt um sich.
    »Der Gemüsehändler!«, sagte er vor sich hin. »Mein Gott, der Gemüsehändler!«
    Er griff nach dem Telefonhörer, merkte, dass er die Nummer nicht hatte, wollte schon Ruthven klingeln, überlegte es sich dann aber anders und rannte, angetrieben gleichermaßen von immenser Wut und Furcht, in die Bibliothek hinunter zu dem Telefon und seinem Telefonbüchlein. Er fand die Nummer und riss den Hörer von der Gabel. Obwohl Jury vermutlich nicht da sein würde, wählte er und hörte das Telefon in der Wohnung in Islington läuten. Er lauschte dem wiederholten brr-brr, dann schaltete sich ein Anrufbeantworter ein. Gott sei Dank, wenigstens gab es die Möglichkeit, ihm eine Nachricht zu übermitteln. Nachdem Jurys Stimme sich meldete und dem Anrufer sagte, er könne nach dem Signalton eine Nachricht hinterlassen, wartete Melrose. Es folgte eine Reihe von Klickgeräuschen und dann der Signalton, der überhaupt kein Ende mehr nahm. Wer zum Teufel rief Jury an? Das Ensemble der Royal Shakespeare Company? Das Bolschoi-Ballett? Der »Signalton« war gar kein Ton, sondern überlagerte sämtliche anderen Klangfetzen. Melrose knallte den Hörer auf, um woanders anzurufen - wo? Bei New Scotland Yard? Dort wäre Jury aber bestimmt nicht. Hatte er nicht gesagt, er hätte vor, das Weihnachtessen gemeinsam mit Carol-Anne... Nachname? Wie war der Nachname? Und Mrs., Mrs. Mrs. - verdammt! Wie konnte er deren Nummer herauskriegen, wenn er ihre Nachnamen nicht wusste. Zimmerman, Zinneman, Walterson... Verdammt!
    Ich muss ganz schnell weg. Er war froh, dass er im vollständig bekleideten Zustand eingeschlafen war.
    Als er zu Bibliothekstür hinauswollte, stand Ruthven da.
    »Kann ich etwas für Sie tun, Mylord?« »Und ob. Bringen Sie mir Tee und die Autoschlüssel. Ich fahre wieder nach London zurück.« Ruthven guckte skeptisch. »Sie fahren wieder zurück, Mylord? Sie sind aber doch erst vor zwei Stunden wiedergekommen.«
    Melrose war schon an ihm vorbei und rannte zwei Stufen auf einmal nehmend die Treppe hinauf.
    »Ganz recht.«
    »Welchen Wagen?«, rief Ruthven die Treppe hoch.
    »Das Batmobil.«
    Die drei saßen gelöst beieinander, tranken Whisky, Bier und Sherry und redeten von den gemeinsamen alten Zeiten - den diversen Bierchen im Angel, dem Rockkonzert im Odeon in Hammersmith, all den potentiellen Mietern für die Wohnung im Obergeschoss, die Carol-Anne weggeschickt hatte... Bis dann - voilä, Stan Keeler aufgetaucht war.
    Etwas gouvernantenhaft sagte Carol-Anne: »Er hat eben am besten gepasst. Ich konnte gleich sehen, dass Stan ein verantwortungsbewusster, zuverlässiger Mensch war.«
    »Aber klar«, sagte Jury.
    »Ach ja, die guten alten Zeiten«, sagte Mrs. Wasserman, die immer noch in der Wolke von Nostalgie festsaß, in die wir bisweilen alle unsere Köpfe stecken. Und warum auch nicht?
    »So alt können die Zeiten aber gar nicht sein, Mrs. Wasserman«, sagte Jury. »Carol-Anne ist erst fünfzehn.«
    Carol-Anne, von allen dreien noch am nüchternsten, schnappte sich ein Exemplar von The Lady vom Beistelltischchen und briet Jury damit ein paar über. Sie trug ein Kleid aus einem Glitzerstoff, der je nach Licht von Violett bis Türkis changierte. Jury wehrte die Schläge mit dem Unterarm ab. Mitten in einem Schlag mit der Zeitschrift hielt Carol-Anne inne und blickte an die Zimmerdecke. »Ist das Ihr Telefon, Super?« Sie wurden plötzlich totenstill, wie man immer wird, wenn man ein Geräusch ausmachen will, das sich verflüchtigt, während man darauf horcht. Schulterzuckend meinte Carol-Anne: »Und wenn, dann zeichnet Ihr Anrufbeantworter es ja auf. Sind Sie nicht froh, dass
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