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Grim - Das Siegel des Feuers

Grim - Das Siegel des Feuers

Titel: Grim - Das Siegel des Feuers
Autoren: Gesa Schwartz
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wenn sie ihnen zu nah kamen, jagten gewaltige Energieströme durch ihren Körper. Nicht selten setzten sie den jeweiligen Dämon dabei in Brand, immer jedoch fügten sie ihm äußerst heftige Schmerzen zu. Grim war daher nicht überrascht, als der Dämon ihm statt einer Antwort eine wüste Beschimpfung auf Ungarisch entgegenschleuderte. Es klang, als würde er sich mit Gewalt die Stimmbänder des Menschen zunutze machen — wie ein Kind, das sich über eine Geige hermacht und den Bogen wütend über die Saiten zieht.
    Grim seufzte. Was hatte er erwartet? Intellektuellen Austausch? Schließlich handelte es sich bei diesem Dämon nur um einen Holokliten, wie die gargoylschen Stielaugen von der Spurensicherung bei der Untersuchung seiner letzten Opfer festgestellt hatten. Holokliten waren eine sehr schwache Gattung der Dämonen — vor allem in Geistesangelegenheiten.
    Grim lächelte geduldig. »Wenn du schon ...«
    Weiter kam er nicht. Er spürte noch, wie der Körper des Menschen sich zusammenzog, der Dämon sich mit enormer Geschwindigkeit aus seinen Klauen wand und ihm heftig gegen die Brust schlug. Im nächsten Moment flog Grim durch die Luft und landete scheppernd in dem metallenen Müllcontainer. Fauchend machte sich die Katze aus dem Staub, die dort nach Nahrung gesucht hatte, und Grim roch sofort den bestialischen Gestank menschlicher Abfälle. Er stieß die Luft aus. Ein gewöhnlicher Holoklit — von wegen! Dieser Kerl gehörte zu den stärksten Dämonen, mit denen er es je zu tun gehabt hatte, ein Phy, mindestens aber ein Iphryr stand ihm gegenüber. Dämliche Stielaugen, sie würden es nie lernen, Informationen auszuwerten! Sie waren beinahe so schlimm wie Menschen — nicht einmal Augen hatten sie im Kopf, geschweige denn ein Gehirn!
    Er starrte den Dämon an, der in der Mitte der Gasse stehen geblieben war, leicht geduckt und mit diesem verschlagenen, todesgierigen Blick, den nur Wahnsinnige oder Untote haben können.
    »Verfluchter Bastard«, grollte Grim. Das Metall knirschte unter ihm, als er sich erhob. Sein Körper hatte einen formvollendeten Abdruck im Container hinterlassen, inklusive Klauen. Mit schweren Schritten trat er in den Schein der Laterne. Seine Klauenfüße, die sich nie daran gewöhnt hatten, in Schuhe gezwängt zu werden, knirschten auf dem Asphalt.
    »Wenn du schon ungarisch reden willst«, fuhr er fort, als hätte das Containerintermezzo gar nicht stattgefunden, »mach das gefälligst anständig. Du rollst das R nicht richtig!« Und dann rollte er das R zur Veranschaulichung bei einer raschen Folge ausgesucht derber Schimpfwörter. Sie verfehlten ihre Wirkung nicht.
    »Törichtes Steinhirn«, zischte der Dämon und verzog den Mund des Menschen zu einem boshaften Lächeln. »Wer bist du, dass du mir befehlen willst? Ich weiß — dein Volk hat die Schlacht von Prag gewonnen, jene Schlacht, die uns Dämonen beinahe auslöschte und die Erde auf ewig schwarz färbte vom Blut der gefallenen Vampire. Ihr habt gesiegt — ihr habt die Macht über die Schattenwelt an euch gerissen. Doch das ist lange her. Die Zeiten haben sich geändert. Seht euch an! Seht, was aus euch geworden ist! Selbst vor ihnen habt ihr Angst, ihr alle!« Mit fahriger Bewegung schlug er sich gegen die Brust und hinterließ blutige Kratzer in der Haut des Menschen.
    Grim zeigte keine Regung. Der Körper des Menschen war nichts mehr als eine dünne Haut, die über der Finsternis lag, eine zitternde Blase angefüllt mit stinkender Fäulnis. Und doch war dieser Körper verletzlich — und es war seine Aufgabe, ihn zu beschützen.
    »Ihr und euer albernes GBG«, kreischte der Dämon. »Gesetzbuch der Gargoyles, dass ich nicht lache! Wie dick ist es inzwischen? Habt ihr eigentlich auch ein Gesetz, wie man in der Nase zu bohren hat?« Er brach in schrilles Gelächter aus.
    Da stieß Grim die Luft aus. »Immerhin haben wir Nasen, in denen man bohren kann — im Gegensatz zu euch. Es muss in der Tat erbärmlich sein, sich zeit seines unsterblichen Lebens in klebrigen Menschenkörpern herumzutreiben, nur um sich am Hintern kratzen zu können!«
    Der Dämon presste die Zähne zusammen. Ein Rasseln ging durch den Menschenleib, als er sich vorbeugte. »Ich vergaß«, zischte er boshaft. »Ich spreche mit einem Gargoyle, einem unfehlbaren ... Aber da ist ein Fehler in eurer ... Existenz!« Das letzte Wort dehnte er, dass es klang wie das Zischen einer Schlange. »Ihr seid nicht besser als wir. Doch, natürlich, nicht wahr? Denn ihr
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