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Grim - Das Siegel des Feuers

Grim - Das Siegel des Feuers

Titel: Grim - Das Siegel des Feuers
Autoren: Gesa Schwartz
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Feuer. Im nächsten Augenblick stand Seraphin noch einmal vor ihm, er brannte, und seine Augen waren weiß wie Schlangeneier. Grim sog die Luft ein. Seraphin hatte seine Schwarze Flamme nach außen treten lassen, sein Ich, sein ganzes Selbst. Um das zu tun, brauchte er ungeheure Kräfte. Grim schauderte, als er hörte, wie die Magier um sie herum zu Boden fielen. Die Luft flirrte von ihren Todesschreien.
    »Du musst mich mit meinen Waffen besiegen«, sagte der flammende Seraphin mit vor Hitze prasselnder Stimme. »Tu es, oder du wirst sterben.«
    Die Flammen brannten auf Grims Gesicht. Er wusste, dass Seraphin recht hatte. »Nein«, grollte er dennoch. »Keiner meiner Jünger wird durch meine Hand sterben. Mein Weg — ist nicht — der Tod!«
    Mit diesen Worten stürzte er sich auf den flammenden Seraphin, der sich sofort in seinen Hals verbiss und sein Feuer über seinen Körper schickte. Grim spürte den Schmerz wie eine Welle auf sich zurasen. Er würde ohnmächtig werden, wenn er ihn erreichte, das wusste er — und sterben. Er riss den Kopf herum und schaute dem anderen Seraphin ins Gesicht, dem Seraphin in Hybridgestalt, der reglos und schwer atmend zu ihnen herübersah.
    »Ich kenne dich«, brüllte Grim, während er den Hals des Feuerseraphin umfasst hielt. »Und weißt du auch, woher? Ich werde es dir zeigen!« Damit riss er sich los, stürzte sich auf Seraphin und presste ihm die Klauen an die Schläfen. In rasender Geschwindigkeit schickte er die Bilder der Hölle in ihn hinein: Seraphin und der junge auf der Mauer, Seraphin an dessen Bett, Seraphin, als er ihn erschlug. Haltloses Entsetzen flackerte über Seraphins Gesicht, während sein flammendes Ebenbild von Grim abließ und regungslos neben ihnen stehen blieb. Der Strom der Erinnerungen versiegte, aber Grim rührte sich nicht. Mit zitternden Händen tastete Seraphin nach seinen Klauen.
    »Du bist ...«, begann er, doch seine Stimme brach ab.
    Grim sah ihm direkt in seine schwarzen Augen. »Wir sind Brüder, Seraphin«, sagte er leise. »Ich trage das Herz des jungen, den du erschlagen hast.«
    Seraphins Augen weiteten sich, dann stieß er einen Schrei aus und riss sich los. Er taumelte von Grim zurück und starrte ihn an, als könnte er nicht glauben, was er soeben erfahren hatte.
    »Du hast ihn geliebt«, fuhr Grim fort. »Und du hast ihn in deinem Hass getötet. Weißt du, was er gefühlt hat, als er starb?«
    Seraphin fuhr sich über die Lippen, die rissig waren, als hätte er einen langen Marsch durch die Wüste hinter sich. »Er hat mich gehasst«, flüsterte er und sah zu Boden. »Wie alle Menschen.«
    Da trat Grim auf ihn zu. »Nein. Er hat dich geliebt. Und er hatte Mitleid mit dir, mein Bruder, der du dich selbst verloren hast.«
    Er legte Seraphin die Hand auf die Schulter, und für einen Moment schien es ihm, als würden sie nicht in einem blutbefleckten Saal stehen, umgeben von den Schreien der Sterbenden und Verletzten. Ihm war, als säßen sie nebeneinander auf einer Mauer, die Blicke auf ein verbranntes Schlachtfeld gerichtet. Und dieses Mal war er es, der das Wort ergriff.
    »Stell dir vor«, sagte er leise, »dass wir gerade nicht auf dem Schlachtfeld der letzten Nacht stehen, weil wir uns selbst nicht gekannt oder vor uns davongelaufen sind. Nein. In Wahrheit befinden wir uns in einem Saal der Könige. Hier ist der Geburtsort der Freiheit, und das Blut zu unseren Füßen ist kein Blut der Verzweiflung — es ist das Blut der Ersten Stunde. In Wahrheit führt uns der Weg zum Ozean der Nacht. Denn wir sind im Land der Freiheit, und wir tragen das Zeichen des Feuers auf unserer Stirn — das Zeichen für Veränderung ...«
    Er hielt inne, denn er spürte, wie sich seine Kehle zusammenzog. »Es ist noch nicht zu spät«, sagte er eindringlich. »Kehr um. Du hast von neuen Welten geträumt — Welten jenseits von Tod und Zwang. Aber du hast deinen Weg verloren. Du hast deine Träume erstickt, die du noch immer fühlst, in jedem Augenblick deines kalten Daseins — wie den Tod, den du in dir trägst. Ich bitte dich — als dein Bruder.«
    Da riss Seraphin den Blick vom Boden und sah ihn an. Tränen waren in seine Augen getreten. Sein Gesicht hatte jede Härte verloren. Für einen Moment glaubte Grim, ihn nicken zu sehen. Doch dann neigte Seraphin den Kopf.
    »Nein«, flüsterte er unhörbar. »Es ist zu spät.«
    Und ehe Grim etwas hätte tun können, stürzte sich die Schwarze Flamme auf Seraphin, umschlang ihn mit den Armen und grub die
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