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Grim - Das Siegel des Feuers

Grim - Das Siegel des Feuers

Titel: Grim - Das Siegel des Feuers
Autoren: Gesa Schwartz
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Abgrund kaum noch vorhanden. Sie hätte nur die Hand auszustrecken brauchen, um Jakob berühren zu können. Aber etwas in seinem Blick hielt sie davon ab, ein Schatten, der sie frösteln ließ.
    »Es gibt viele Arten des Todes«, sagte er mit seiner gewohnten Stimme. Er griff in die Tasche seiner Hose und zog eine silberne Kugel daraus hervor. Mia fuhr zusammen, als sie begriff, dass das die Kugel war, mit der Jakob sich erschossen hatte. »Silber«, sagte er mit dem schelmischen Lächeln, das sie immer an ihm geliebt hatte. »Sie hat mich in die Feenwelt gebracht. Ich bin dem Reich der Toten entkommen — obwohl ich nicht mehr lebe. Aber es war ein weiter Weg bis hierher. Es liegen noch mehr Gefahren vor als hinter mir, wenn ich in deine Welt zurückkehren will. Ich habe nicht gewusst, ob ich überhaupt bis zu diesem Punkt komme — aus diesem Grund habe ich dir nichts davon erzählt. Ich wollte dich nicht noch einmal enttäuschen.«
    Mia schluckte. »Du hast mich nie enttäuscht.«
    »Ich habe dich alleingelassen«, erwiderte Jakob. »Diesen Gedanken muss ich tragen. Aber ich wollte dich noch einmal sehen. Deswegen bat ich einen Freund, dich hierher zu bringen. Und er hat mir die Bitte nicht abgeschlagen.« Mia wollte sich zu Grim umdrehen, aber sie konnte es nicht. Ihr Blick hing an Jakob, als fürchtete sie, dass er jeden Moment wieder verschwinden könnte. »Ich weiß, dass ich dich mit vielem allein gelassen habe«, fuhr er fort. »Und nun bist du nicht ohne Grund gekommen. Du hast eine Frage. Ich lese sie in deinen Gedanken.«
    Mia musste lächeln. »Können alle ... Toten Gedanken lesen?«
    »Nicht alle«, erwiderte er. »Aber der Tod intensiviert Fähigkeiten, die uns zu Lebzeiten gegeben waren — und er nimmt sie, wie es ihm gefällt.« Ein Schatten hatte sich auf sein Gesicht gelegt. Abwartend sah er sie an.
    »Ich weiß nicht, was ich tun soll«, sagte sie leise. »Diese Welt, der Zauber des Vergessens ... Es kann doch nicht für immer so bleiben. Ich muss doch etwas tun, oder nicht?«
    Jakob nickte. »Ja, das musst du. Du musst die Welt verändern. Du musst helfen, aus ihr einen Ort zu machen, an dem alle Wesen zusammenleben können — ohne Vergessenszauber, ohne Verstecke.«
    »Genau das will ich«, erwiderte Mia triumphierend. »Wenn der Zauber des Vergessens erst gebrochen ist ...«
    »Nein, Mia.« Jakob sah sie ernst an. »Das ist nicht der Weg, den ich meine.«
    Sie zog die Brauen zusammen. »Aber du ... Lucas ... Er hatte keine Chance, Jakob! Wie hätte er seine Einsamkeit durchbrechen können? Er hat den Menschen ein Einhorn zeigen wollen — und die Gargoyles haben sie dafür getötet! Sie haben ...«
    Da hob Jakob die Hand. »Sieh, was passiert ist«, sagte er leise.
    Ein helles Licht entstand auf seiner Handfläche. Wie gebannt schaute Mia hinein. Sie konnte sich nicht abwenden, es war, als hätte sie jemand in Trance versetzt. Um sie herum wurde es hell, sie fand sich auf dem Weg mit den Fährten wieder, der sie durch den Foret de la Licorne führte. Und wieder lief sie auf das Licht zu, das durch die Bäume und Sträucher brach — doch dieses Mal stand das Einhorn lebendig vor ihr. Und da war Lucas, er zeigte es den Menschen, sein Gesicht strahlte vor Glück.
    Mia wollte zu ihm laufen, doch kaum hatte sie das gedacht, veränderten sich die Gesichter der Menschen. Zwei von ihnen zogen ein Messer, sie stachen auf das Einhorn ein, Mia hörte ihre Stimmen, sie sprachen davon, das Horn zu verkaufen. Lucas stürzte sich dazwischen, aber das Einhorn brach in seinen Armen zusammen. Da legte er den Kopf in den Nacken und schrie, dass es Mia eiskalt den Rücken hinablief. Er sprang auf, in seinen Augen lag ein Hass, der ihn entstellte, der ihn zu einem Fremden machte und Mia zurückweichen ließ. Sie sah das Messer in seiner Hand, hörte die Zauber, die er sprach, und sah starr vor Schreck, wie er sich auf die Menschen stürzte. Einen nach dem anderen stach er nieder, er riss ihnen die Kehlen aus dem Leib wie ein wildes Tier. Dann brach er zusammen, die sich nähernden Gargoyles trieben ihn ins Unterholz, wo er weinend sitzen blieb.
    Mia hörte ein Schnippen, im nächsten Moment stand sie wieder vor dem Abgrund. Sie fühlte, dass sie zitterte.
    »Deswegen hat er sich das Leben genommen«, sagte Jakob. »Die Menschen haben das Einhorn getötet.«
    Mia stieß die Luft aus. »Aber nicht alle Menschen sind so!« Ihre Worte stürzten in den Abgrund, fast meinte sie, sie aufschlagen zu hören.
    Da hob
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