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Greife nie in ein fallendes Messer

Greife nie in ein fallendes Messer

Titel: Greife nie in ein fallendes Messer
Autoren: Friedhelm Busch
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endgültig der Vergangenheit an, auch in Deutschland.
     
    Am 16. Februar 1988, also vier Monate später, knallten in Frankfurt wieder die Sektkorken, allerdings nicht nur weil die Kurse explodierten. Die Börse feierte auch auf dem Parkett ihre traditionelle Fastnacht. Der Karnevalskater war bald wieder verschwunden, nicht so die Sorge, ein Crash wie der vom Oktober 1987 könne sich jederzeit wiederholen. Eine nützliche Erkenntnis, die vor überschäumender Euphorie und unerwarteten Enttäuschungen schützt. Wer aber an der Börse bedächtige Vorsicht mit panischer Angst verwechselt, wird nicht selten in zerrissenen Hosen herumlaufen. Diese Erfahrung konnte ich nicht einmal zwei Jahre später machen. Wieder fing alles in Amerika an, und wieder war es ein Freitag im Oktober.
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    Kapitel 2: Angst ist ein schlechter Ratgeber. Späte Einsicht im Oktober 1989
    »Freitag, der 13. Und das auch noch im Oktober! Wer weiß, welche Eier die Wall Street uns bis Montag ins Nest legt.« Mit bangen Gefühlen verabschiedeten sich die meisten Börsianer von einer Woche, die manchen in tiefe Unsicherheit gestürzt hatte.
    Noch am Donnerstag hatten wir alle auf dem Frankfurter Börsenparkett fest daran glauben wollen, dass sich der deutsche Aktienmarkt der weltweiten Furcht vor steigenden Zinsen werde entziehen können. Zwar war der deutsche Rentenmarkt aufgrund pessimistischer Äußerungen des amerikanischen Notenbankchefs etwas unter Druck geraten. Alan Greenspan hatte angesichts einer Inflationsrate von 5 Prozent jede Hoffnung auf Zinssenkungen in den USA zunichte gemacht. Auch die positiven Signale aus der deutschen Wirtschaft waren nicht zu übersehen: Die Konjunkturampel zeigte strahlend grünes Licht für die Exportwirtschaft, kein Wunder bei einem US-Dollar, der gegenüber der D-Mark an Stärke gewonnen und gerade die 1,90 überschritten hatte. Selbst in der deutschen Binnenwirtschaft füllte der Aufschwung allmählich die Auftragsbücher. Im gewerblichen wie im privaten Wohnungsbau wuchs mit den Bauvorhaben die Zahl der Beschäftigten. Die Zahl der Arbeitslosen sank auf 1,9 Millionen. So niedrig war sie das letzte Mal im September 1982 gewesen.
    In der Tat hätten das alles bei einer pessimistischen Grundströmung auf dem Börsenparkett Argumente für wachsende Inflations- und Zinsängste sein können. Steigende Renditen auf dem Rentenmarkt und fallende Kurse bei den Aktien wären dann die logische Konsequenz gewesen. Die allgemeine Meinung der Börsianer lief aber nicht in diese Richtung. Im Gegenteil, man war optimistisch |41| gestimmt. In dieser Gemütsverfassung neigen wohl die meisten Menschen dazu, nur die Rauchzeichen wahrzunehmen, die ihren Optimismus bestätigen, alles andere wird verdrängt, aber doch nicht völlig aus dem Gedächtnis getilgt. Schlägt die positive Stimmung um in eine negative Sicht, werden die vorher überhörten Warnungen als neue Erkenntnisse auf dem Parkett herumgereicht, obwohl es in Wirklichkeit alte Hüte sind.
    Die Optimisten an der Frankfurter Börse also sahen in den Konjunkturdaten keine Gefahr, vielmehr wurden die günstigen Nachrichten aus der deutschen Wirtschaft als Beleg für steigende Gewinne gewertet. Den Unternehmen in Deutschland gehe es gut, in der Zukunft werde es ihnen sogar noch besser gehen. Warum sollte sich das nicht positiv auf die Aktienkurse auswirken? Sicher, Bundesbankpräsident Karl Otto Pöhl hatte wieder einmal etwas von einer wachsenden Inflationsgefahr in Deutschland gemurmelt und mögliche Zinserhöhungen angedeutet, aber sie jetzt schon ins Kalkül einzubeziehen, das erschien den meisten verfrüht.
    Unter der glatt polierten Oberfläche aber wuchsen die Zweifel. Schneller als erwartet konnte wegen des steigenden US-Dollars aus dem willkommenen deutschen Konjunkturaufschwung ein Boom entstehen, mit all den möglichen negativen Folgen für die Lohn- und Preisentwicklung in Deutschland. Die Bundesbank werde in einem solchen Fall sofort mit ihren Folterinstrumenten rasseln und dann eventuell die Zinsen erhöhen. Das würde die Anlage am Rentenmarkt wieder attraktiver machen und umgekehrt die Aktienkurse in den Keller drücken.
    Hatten am Donnerstag noch die Optimisten die Nase eindeutig vorn gehabt und den DAX von 1 604,05 auf 1 612,78 anheben können, so mussten sie sich am Freitag, dem 13. Oktober, der zunehmend skeptischen Stimmung beugen. Der DAX verlor 2 Prozent und fiel gegen 13:30 Uhr zum Börsenschluss auf 1 604,05 zurück. Vor allem die Anleger
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