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Greife nie in ein fallendes Messer

Greife nie in ein fallendes Messer

Titel: Greife nie in ein fallendes Messer
Autoren: Friedhelm Busch
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geprägt sind, regelmäßig ins Leere. Und in der Bundesrepublik ist immer irgendwo Wahlkampf. Das war so vor der Einführung des Euro, und es ist auch heute so.
    Da fordert der Vizekanzler der Bundesregierung Frank-Walter Steinmeier auf offener Bühne, mit entschlossenem Blick auf das sozialdemokratische und linke Wählerpotenzial, kräftige Bruttolohnerhöhungen, um den Arbeitnehmern netto einen fairen, also höheren Anteil am Aufschwung zu gewähren. Ein höheres Realeinkommen der Bundesbürger wäre zwar über eine Senkung der Steuer- und Abgabenlast auch ohne inflationäre Kostensteigerungen zu erreichen, aber man darf nicht übersehen, dass gerade der Finanzminister bei steigenden Bruttoeinkommen über die Steuerprogression unseres Steuersystems zu den großen Gewinnern gehört. Dass die Inflation einen großen Teil der Bruttolohnerhöhungen wieder zunichte macht, interessiert ihn offenbar nicht.
    Angesichts des Preisauftriebs bei Benzin, Gas oder auch bei Lebensmitteln sind die Forderungen der Gewerkschaften nach deutlich mehr Lohn und Gehalt nur konsequent. Die höheren Lohnkosten, verstärkt durch steigende Rohstoff- und Energiepreise, werden Unternehmen und Behörden wiederum veranlassen, die zusätzlichen |304| Belastungen, soweit das möglich ist, an die Bundesbürger weiter zu reichen. Die logische Folge sind dann in der nächsten Tarifrunde erneute Lohnerhöhungen, die die vorangegangenen Preiserhöhungen ausgleichen sollen. Hat sich erst einmal diese unselige Lohn-Preisspirale mit zunehmender Drehzahl in Bewegung gesetzt, haben sich die Tarifpartner, Politiker und Verbraucher an diesen Automatismus gewöhnt, muss die Notenbank durch Geldverknappung und Zinserhöhungen versuchen, diese Inflationserwartungen zu beenden. Selbst, wenn dadurch die Konjunktur über Gebühr belastet werden sollte. Im Grunde ist eine konjunkturelle Abkühlung genau das angestrebte Ziel dieser Bremspolitik, weil dadurch der Spielraum eingegrenzt wird, die Kostenerhöhungen über die Preise an den Verbraucher weiterzugeben.
    Je länger die Notenbank mit ihren Gegenmaßnahmen wartet, je schneller sich die Lohn-Preisspirale dreht, umso größer wird die Gefahr, dass bei dem Bremsmanöver der Konjunkturzug von den Schienen springt. Auf eine nachlassende Inflationsgefahr in Deutschland – ohne Eingreifen der EZB – zu hoffen, ist schon deshalb reichlich naiv, weil der Staat selbst noch etliche Pfeile im Köcher hat, mit denen er die Preisstabilität endgültig erlegen wird. Erinnert sei an steigende Gesundheitskosten und höhere, wenngleich nicht immer sinnvolle Aufwendungen für den Klimaschutz.
    Die EZB hat also allen Grund, nicht nur den Mund zu spitzen, sondern auch zu flöten, also die Zinsen auch in nächster Zukunft zu erhöhen, selbst wenn Politik und Wirtschaft lauthals dagegen protestieren sollten. Am Ende wird die allgemeine Einsicht stehen, dass eine ungebremste Inflation geradewegs in die Katastrophe führt. Soviel sollten wir alle aus der Geschichte gelernt haben.
    Auch an den Finanzmärkten.
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|305|
    Register
    ABN AMRO 258, 276, 280
    Ackermann, Josef 297
    AEG AG 163
    Airbus AG 102
    Aktion »Wüstensturm« 1991 80f.
    Allgemeine Deutsche Direktbank 224
    Allianz AG 54, 103, 163, 189, 269
    Altersvorsorge durch Aktien 224f.
    Altersvorsorge, gesetzliche und betriebliche 112
    Altersvorsorge, private 224f.
    Amazon 240
    Amerikanische Notenbank 37, 127f., 136, 246, 248f., 263, 265f., 272, 274, 281f., 287, 289, 292, 300, 301
    Arcelor 285
    Articon Information Systems AG 205, 207
     
    Baan 181
    Baetge, Jörg 155
    Baker, James 17, 22f., 66, 77
    BASF AG 32, 269
    Bayer AG 26, 47, 50, 54, 66, 189
    Bayerische Vereinsbank 184
    Bear Stearns 294
    Behrens, Bolke 147
    Bernanke, Ben 266, 268, 272, 277, 289, 299, 301
    Bertrandt 209
    Berzelius Umwelt-Service AG 208
    Bewertung von Kreditforderungen 295
    BHF-Bank 49, 60
    Biedenkopf, Kurt 68
    Biosprit-Förderung, staatliche 290
    Black & Scholes-Methode 12
    Blue Chips 30, 54
    BMW AG 57
    Bookbuilding-Verfahren, Kritik am 196
    Börsenkrisen:
1970 8, 11, 30f.
1987 9, 40f.
1989/1990 (Kuwait-Krise) 59f.
1991 (UdSSR-Krise) 94f.
1998 (am deutschen Rentenmarkt) 120f.
Einbruch der Technologiewerte (Neuer Markt) 245f.
    Börsen-Zeitung 70, 126, 159, 282, 159, 282
    Bösenblase, geplatzte s. Börsenkrisen
    Breuer, Dr. Rolf 48
    Brichta, Raimund 275 |306| Bundesanleihen 123
    Bundestagswahl 1997 116
    Bund-Future 98, 121f.
    Burgold, Günther 49, 60
    Bush, George 60, 63
    Bush, George W. 249, 262,
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