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Greife nie in ein fallendes Messer

Greife nie in ein fallendes Messer

Titel: Greife nie in ein fallendes Messer
Autoren: Friedhelm Busch
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sich die Manager des Erfolgs. So kassierten fünf Hedgefondsmanager noch im Jahr 2006 dank unglaublicher Gewinne ihrer Fonds mehr als 1 Milliarde US-Dollar für ihre Goldgräbermühen. Jeder von ihnen, natürlich! Mit realer oder besser gesagt, mit reeller Wirtschaft hatten solche Zahlen nur wenig zu tun.
    Verständlich, dass angesichts derartiger Erfolgsmeldungen auch der eine oder andere Vorstand eines kleinen Kreditinstituts, irgendwo im deutschen Hinterland, an den reich gedeckten Tisch drängte und mitessen wollte. Die Gier beginnt ja nicht erst bei Milliardenbeträgen.
    Was west- und ostdeutsche Landesbanken oder auch die staatlich kontrollierte mittelständische Deutsche Industriebank (IKB) aus Düsseldorf in diesem Milliardenmonopoly zu suchen hatten und warum die oberste Aufsicht aus dem Bundesfinanzministerium des Herrn Peer Steinbrück diesen größenwahnsinnigen Ausflug deutscher Provinzbanker in die große weite Finanzwelt nicht rechtzeitig verhinderte, wird die deutsche Öffentlichkeit wahrscheinlich nie erfahren. Auch nicht, warum Steuergelder in Milliardenhöhe vergeudet wurden, um die eher unbedeutende IKB zu retten.
    Um den Zusammenbruch der Finanzmärkte zu verhindern, tönte Steinbrück. Welchen Zusammenbruch? Das Kreditgeschäft der |294| Mittelstandsbank aus Düsseldorf hätten auch andere Banken übernehmen und weiterführen können. Wenn nicht einmal die Pleite des amerikanischen Investmentriesen Bear Stearns, die im März 2008 zutage trat, die Finanzwelt in ihren Grundfesten erschüttern konnte, wäre das frühe Aus für die IKB wohl auch zu ertragen gewesen.
    Vielleicht aber nicht für die verantwortliche Staatsaufsicht aus dem Hause des bundesdeutschen Finanzministers, die auch bei anderen deutschen Staatsbanken ihren Aufsichtspflichten nicht rechtzeitig nachgekommen ist. Vielleicht waren die verantwortlichen Staatsaufseher auch ganz einfach fachlich überfordert.
    Wer jetzt angesichts der jüngsten Finanzmarktkrise nach mehr staatlicher Kontrolle der Banken ruft, verkennt die politische Realität in Deutschland. Noch mehr Banken wie die IKB oder die Kreditanstalt für Wiederaufbau? Noch mehr staatliche Landesbanken in Sachsen, Nordrhein-Westfalen oder Bayern? Noch mehr Steuergelder verpulvern, um Versagen in den Banken und mangelhafte Staatsaufsicht zu kaschieren? Nein, danke. Die Fehler sind im weltweiten Bankensystem entstanden, und dort müssen sie auch verantwortet und korrigiert werden!
     
    Jeder seriöse Anlageberater wird in seinen Kundengesprächen auf den Zusammenhang zwischen Chance und Risiko verweisen. Eine große Gewinnchance ist zwangsläufig auch mit einem hohen Risiko verbunden. Diesen leicht verständlichen Grundsatz haben in den vergangenen Jahren viele private und staatliche Anleger bewusst in sein Gegenteil verkehrt: Je höher das Risiko, desto größer die Chance.
    Gewiefte Mathematiker und Juristen in den Finanzinstituten hatten schon vor Jahrzehnten einen besonderen Dreh gefunden, wie man Teile der Risiken des Kreditgeschäfts aus den eigenen Bilanzen tilgen und an andere Banken, Versicherungen, Fonds oder auch private Anleger weiterreichen kann und dabei auch noch viel Geld verdient. Das Strickmuster war im Grunde immer gleich: Das Kreditinstitut sortierte und bündelte seine Kreditforderungen entsprechend der Bonität der einzelnen Kunden und ließ die einzelnen Forderungstranchen von einer namhaften Ratingagentur benoten. Dabei wurden Kreditforderungen an solvente Kunden mit der Spitzennote |295| AAA bewertet, war doch in diesen Fällen das Ausfallrisiko aufgrund statistischer Erfahrungen aus den letzten Jahren äußerst gering. Bei Kreditzusagen an finanzschwache Kunden – und dazu zählen die Subprimekredite – war das Ausfallrisiko naturgemäß erheblich höher. Folglich erhielten diese Tranchen eine schlechtere Note, beispielsweise A oder gar nur BBB. Die so gebildeten Forderungspakete wurden nun verbrieft, das heißt, sie wurden in handelbare Wertpapiere umgewandelt und als Anleihen an andere Investoren verkauft. Anleihepakete mit AAA-Bestnoten waren natürlich die teuersten, da die ihnen zugrunde liegenden Kreditforderungen als nahezu ausfallsicher galten.
    Doch zur vermeintlichen oder tatsächlichen Überraschung der Käufer stellte sich im Nachhinein immer häufiger heraus, dass manche Ratingagenturen – nicht gerade zum Nachteil des Verkäufers – bei der Vergabe guter und bester Noten offenkundig sehr großzügig, wenn nicht verantwortungslos
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